Das erste Schulgebäude für die Dorfgemeinschaft im Gebiet Azumbe wurde im Dezmber fertig Foto: Pater Christian

Auch wenn 2021 für den Verein "Malawi – Zukunft für Kinder" wahrlich kein einfaches Jahr war, arbeitet man unverdrossen weiter am größten Projekt überhaupt, das der Verein bislang finanziell unterstützt.

Haigerloch - Die ersten Schritte für den Bau einer Grundschule, an deren Ende in ein paar Jahren die "Azumbe Primary School for Mua Mission" stehen soll – ein Schulkomplex mit vier Schulhäusern, zwei Wohnhäuser für Lehrkräften und kleinen Gebäude mit sanitären Anlagen – sind gemacht.

Dessen Realisierung ist nicht nur der Wunsch des Malawi-Vereins in Deutschland, sondern auch einer ganzen Dörfergemeinschaft in der Region Azumbe in der südlichen Küstenregion des Malawi-Sees.

Erstes Schulgebäude im Dezember fertig geworden

Fast 20 Jahre lang haben sich die Verantwortlichen dieser Gegend für den Bau einer Schule eingesetzt – bisher erfolglos, niemand kam ihnen zu Hilfe, auch nicht die Regierung. Dabei ist die nächste Grundschule gut zwölf Kilometer entfernt und nur wenige Kinder sind in der Lage, sie zu erreichen. Zudem ist die Azumbe-Gegend in der Regenzeit vom Umland abgeschnitten, Kinder können in dieser Phase also überhaupt nicht zur Schule gehen.

Das soll sich in Zukunft ändern: Seit Dezember steht das erste Gebäude, wie der Vereinsvorsitzende Gustav Thöni und sein Stellvertreter Waldemar Leo Bürkle in einem Gespräch mit unserer Zeitung freudig vermelden. Pater Christian vom Missionsorden der Weißen Vätern – für den Haigerlocher Malawi-Verein der verlängerte Arm vor Ort – hat Thöni und Bürkle ständig über den Baufortschritt vor Ort informiert. Seine frohe Kunde: "90 Prozent der Arbeiten sind erledigt, uns bleiben nur noch Kleinigkeiten."

Projekt steht nach Sponsoren-Absprung auf der Kippe

Und weil vor dem ersten Handschlag auf der Baustelle das Bildungsministerium von Malawi und die Bezirkserziehungsverwaltung für die Baupläne des Architektenbüros "Atelier & Others" in der malawischen Hauptstadt Lilongwe dem Projekt grünes Licht gegeben und bestätigt haben, dass es alle Erfordernisse erfüllt, stand dem erfolgreichen Start des Schulhausbaus im Juli nichts mehr im Weg.

Danach hatte es Anfang 2021 noch nicht ausgesehen, denn das Bauprojekt stand auf der Kippe: Ein Sponsor aus Deutschland war im Internet auf die Aktivitäten des Malawi-Vereins aufmerksam geworden und hatte sich zunächst großzügigerweise dazu bereit erklärt, die Kosten für das komplette Bauprojekt zu übernehmen. Wegen unterschiedlicher Auffassungen über kostentechnische und organisatorische Modalitäten kam die Zusammenarbeit aber dann leider doch nicht zu Stande.

Die Malawi-Freunde als gemeinnütziger Verein wollten die Leute vor Ort jedoch nicht im Regen stehen lassen und sprangen kurzfristig mit der Finanzierung des ersten Gebäudes ein.

Inflation und Preissteigerungen erschweren Situation

Diese Aktion hat allerdings das Konto stark beansprucht, denn auch in Malawi macht man derzeit mit den selben Phänomenen Bekanntschaft wie in Deutschland: Inflation (9,8 Prozent im Oktober) und sprunghafte Verteuerung von Materialkosten, Spritpreisen und Dienstleistungen.

So wurde das Budget für das erste Schulgebäude für zwei Schulklassen von knapp 19,6 Millionen Malawi-Kwacha (MKW) um knapp 4,2 Millionen Kwacha überschritten. Die zusammengerechnet 23,8 Millionen MKW entsprechen nach gegenwärtigem Kurs knapp 25 800 Euro.

Erwähnt werden muss allerdings auch, dass diese Kostenüberschreitung auch wegen zusätzlicher baulicher Forderungen der Regierung entstanden ist. Insgesamt und dank dem Einsatz einer günstigen aber qualifizierten lokalen Baufirma liegt man aber immer noch im Budget. Der auf 49,2 Millionen Kwacha veranschlagte Kostenansatz des Architekturbüros wird immer noch um mehr als die Hälfte unterschritten.

Dennoch sind die rund 26 000 Euro Baukosten für das erste Schulgebäude auch für "Malawi – Zukunft für Kinder" ein Haufen Holz, zumal man derzeit ausschließlich auf Rücklagen und Mitgliedsbeiträge zurückgreifen kann. Der alljährliche Malawi-Gottesdienst in Stetten mit seiner anschließenden Bewirtung, bei dem auch immer viel gespendet wird, musste dieses Jahr corona-bedingt ausfallen.

Malawi-Freunde weiterhin auf Spenden angewiesen

"Wir müssen jetzt erst wieder Spendengelder einsammeln, bevor wir das Projekt weiterführen können", meint deshalb Waldemar Leo Stehle angesichts der Dimensionen dieses Vorhabens.

Das soll aber unbedingt der Fall sein, denn eine offizielle Grundschule ist es erst, wenn man vier Klassen und die dafür erforderlichen Gebäudezahl hat. Er und Gustav Thöni möchten eventuell auch den Versuch starten, ob sich dafür nicht vom Bund oder Land Fördergelder aus der Entwicklungshilfe locker machen lassen.

Weitere Informationen: www.malawi-ev.de