Das Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München hat erstmals in Deutschland bei einem Patienten das Affenpockenvirus zweifelsfrei nachgewiesen. Für den Ortenauer Patienten steht der sichere Nachweis noch aus. Foto: Martin Bühler/Bundeswehr

Ein Ortenauer ist der erste Patient in Baden-Württemberg, bei dem Affenpocken nachgewiesen worden sind. Er wird in der Uniklinik Freiburg versorgt, teilte das Land am Montagnachmittag mit. Ein weiterer Verdachtsfall im Kreis werde geprüft.

Ortenau - Noch am Vormittag gab man sich beim Ortenauer Landratsamt gelassen bezüglich des sich weltweit verbreitenden Erregers. "Der öffentliche Gesundheitsdienst bereitet sich auf alle meldepflichtigen Krankheiten vor", erläuterte Kreissprecher Kai Hockenjos auf Nachfrage unserer Zeitung. So gehöre es auch zur Arbeit des Ortenauer Gesundheitsamts, sich mit den Affenpocken auseinanderzusetzen und sich auf den Fall der Fälle vorzubereiten. Konkrete Pläne gebe es noch nicht. Falls es je zu einer Corona-ähnlichen Pandemie-Situation kommen sollte, würde ohnehin das Land die Koordinierung übernehmen.

Das Virus verursacht nach Angaben von Gesundheitsbehörden meist nur milde Symptome wie Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen und Hautausschlag. Affenpocken können aber auch schwere Verläufe nach sich ziehen, in Einzelfällen sind tödliche Erkrankungen möglich. Der Infizierte aus der Ortenau, bei dem es sich laut Gesundheitsministerium um einen Reiserückkehrer aus Spanien handelt, weise Fieber, Husten und Hautveränderungen auf. Sein Zustand sei jedoch stabil.

Gesundheitsamt geht bereits weiterem Verdachtsfall nach

Die Diagnose wurde aufgrund der Symptome des Patienten und einer PCR-Analyse gestellt. Formal muss sie noch durch eine Genom-Sequenzierung bestätigt werden, die derzeit im Institut für Virologie des Universitätsklinikums Freiburg läuft und in den kommenden Tagen vorliegt. Erst dann könne festgestellt werden, ob es sich um den west- oder zentralafrikanischen Virusstamm handelt.

Weitere Details zum Erkrankten wollte das Kreis am Montagnachmittag mit Verweis auf den Persönlichkeitsschutz nicht nennen. "Darauf gehen wir nicht näher ein", erklärte Kreissprecher Kai Hockenjos. Offen bleibt damit auch, wo der Mann nach seiner Rückkehr im Ortenaukreis unterwegs war – und wie lange er womöglich weitere Menschen anstecken konnte.

Das Ortenauer Gesundheitsamt untersucht in diesem Zusammenhang einen weiteren Verdachtsfall. Die Behörde nehme derzeit eine Kontaktpersonennachverfolgung im Umfeld der Betroffenen vor und werde gegebenenfalls Quarantäneanordnungen aussprechen, bestätigt Hockenjos. Die Absonderung bei einer Infektion mit Affenpocken dauere dabei deutlich länger als bei Corona. Denn die Inkubationszeit für Affenpocken beträgt zwischen sieben und 21 Tagen.

Darüber hinaus habe das Gesundheitsamt jedoch keine besonderen Maßnahmen ergriffen. Spekulieren, wie sich das Infektionsgeschehen im Ortenaukreis entwickeln könnte, wolle man nicht, betonte der Kreissprecher. "Die Infektionsketten sind auch andere als bei Corona."

Etwas weiter lehnte sich Landesgesundheitsminister Manfred Lucha aus dem Fenster: "Das allgemeine Infektionsrisiko für die Bevölkerung in Baden-Württemberg wird vom Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg derzeit als gering eingeschätzt", sagte er am Montag in Stuttgart. "Dennoch dürfen wir das Affenpockenvirus nicht unterschätzen. Wir verfolgen die Situation im Land deshalb weiter sehr aufmerksam. Die Gesundheitsämter in Baden-Württemberg wurden bereits informiert und sind entsprechend sensibilisiert." Das Landesgesundheitsamt (Kompetenzzentrum Gesundheitsschutz) sei in engem Fachaustausch mit den anderen Behandlungs- und Kompetenzzentren für Krankheiten durch hochpathogene Erreger und dem Robert-Koch-Institut, informierte das Landesgesundheitsministerium.

Bund arbeitet an Maßnahmen zur Eindämmung

Nach dem Auftreten erster Fälle von Affenpocken in Deutschland werden nach Angaben von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach Eindämmungsmaßnahmen vorbereitet, berichtet die Deutsche Presseagentur. Für Deutschland würden aktuell Empfehlungen zu Isolation und Quarantäne erarbeitet, sagte der Minister am Montag am Rande der Weltgesundheitsversammlung in Genf. Er gehe davon aus, dass sie bereits am heutigen Dienstag vorgelegt werden könnten. Zudem werde über Impfempfehlungen für besonders gefährdete Personen nachgedacht. Er habe schon Kontakt mit einem Hersteller aufgenommen, der Impfstoffe spezifisch für Affenpocken herstellt, so Lauterbach.