Bislang ist die promovierte Juristin Diana Kohlmann Dezernentin für Ländlichen Raum, nun möchte sie jedoch die Position ihres bisherigen Chefs übernehmen und Landrätin werden. Foto: Jigal Fichtner

Die Dezernentin für Ländlichen Raum des Kreises hat als Erste ihren Hut in den Ring geworfen: Die Juristin gab am Freitag bekannt, ihrem Chef Frank Scherer an der Verwaltungsspitze nachfolgen zu wollen. Unsere Redaktion hat sich mit der 42-Jährigen über ihre Motivation, ihre Chancen und ihre Ziele unterhalten.

Mit der 42-jährigen Diana Kohlmann kam bereits einen Tag vor Beginn der Bewerbungsfrist eine potenzielle Nachfolgerin des scheidenden Landrats Frank Scherer aus der Deckung. „Ich trete als unabhängige Kandidatin an und damit als jemand, der sich auf die Zusammenarbeit mit allen Mitgliedern des künftigen Kreistags freut“, betonte Kohlmann am Freitag.

 

Damit wirbt die Kandidatin für sich: Seit 2020 ist Kohlmann Dezernentin für Ländlichen Raum, die Ortenau ist ihr also nicht fremd. „Ich benötige keine Einarbeitungszeit, sondern kann mit den Kolleginnen und Kollegen aus dem Landratsamt von Tag eins an loslegen“, erklärte die 42-Jährige. Zudem sei sie bestens mit der Landesverwaltung vernetzt und kenne die Strukturen genauso wie die des Landratsamts. Einer breiteren Öffentlichkeit wurde Kohlmann in der Corona-Krise mit dem Aufbau und der Leitung der Kreisimpfzentren bekannt.

So steht Kohlmann zu den aktuellen Großprojekten: Sollte sie Landrätin werden, will sie „bereits beschlossene und begonnene Großprojekte“ umsetzen. So bekennt sie sich zur Ortenauer Klinikreform und schlägt gegenüber der Landesregierung einen deutlichen Ton an: In den kommenden Jahren gehe es auch darum, „von Stuttgart gemachte Zusagen konsequent einzufordern“, so Kohlmann mit Blick auf Fördermittel in Millionenhöhe. Gemeinsam mit dem Kreistag wolle sie auch in die finalen Beratungen für den Neubau des Landratsamts einsteigen. „Ich bin offen, was die Grundstückssuche angeht“, betonte sie gegenüber unserer Redaktion. Sie werde sich am Ende für das vernünftigste und wirtschaftlichste Angebot aussprechen. Angesprochen auf den Neubau der Kreisstraße zwischen Lahr und Ringsheim drückte sie sich diplomatisch aus: „Es ist ein Projekt, das sehr ausführlich vorberaten und diskutiert wurde. Ich bin niemand, der kommt und sagt, ich weiß alles besser.“ Bereits beschlossene Punkte wolle sie aufgreifen und weiterführen.

Das will Sie als Landrätin anpacken: Stabile Finanzen sowie eine Strategie für mehr Nachhaltigkeit in der Verwaltung nennt Kohlmann als Ziele für eine mögliche Amtszeit. Wichtig sei auch, die Verwaltung effizienter zu machen: „Prozesse überprüfen und vereinfachen, den Einsatz künstlicher Intelligenz an sinnvollen Stellen fördern und für alle Beschäftigten ein attraktiver Arbeitgeber bleiben“, zählt sie auf. Auch die Mobilität sei ein wichtiges Thema.

Deswegen möchte Kohlmann Landrätin werden: „Als Landrätin hätte ich die Chance, mitzugestalten, anzupacken – nicht nur in die Verwaltung hinein“, erklärt sie im Gespräch. Ihr gehe es aber auch konkret um die Ortenau – die habe die gebürtige Karlsruherin schätzen und lieben gelernt. Ihre Karriere in der Landesverwaltung habe sie bereits 2014 im Ortenauer Landratsamt begonnen, musste aber als Landesbeamtin weiterziehen. Als sich 2020 die Chance bot zurückzukehren, habe sie diese gerne ergriffen.

So reagierten die Fraktionen auf ihre Kandidatur: Wer Nachfolger von Frank Scherer wird, entscheidet am 24. September der Kreistag. „Ich habe im Vorfeld das Gespräch mit den Fraktionen gesucht“, berichtet Kohlmann. Ihr sei dabei viel Wertschätzung und Respekt für ihre Arbeit begegnet. Vor der Kreistagswahl wollten sich die Fraktionen jedoch nicht aus dem Fenster lehnen. „Das habe ich gut verstanden“, so Kohlmann.

Das ist der Plan, falls sie nicht gewählt wird: „Ich kann mit dieser Entscheidung gut umgehen“, prognostiziert Kohlmann. Sie müsse dann sehen, wie sie mit ihrem neuen Chef – und ehemaligen Konkurrenten – zurechtkäme. Das gelte freilich auch umgekehrt. „Ich wäre weder beleidigt noch ehrenkäsig“, konstatiert sie. Sie sei offen, weiter als Dezernentin für Ländlichen Raum tätig zu sein.

Das sagt sie zur möglichen Konkurrenz: Im Vorfeld der Bewerbungsphase kursierten neben Kohlmann auch weitere Namen als mögliche Kandidaten – unter anderem die amtierender Bürgermeister. „Ich persönlich finde mein Format besser geeignet“, erklärt sie darauf angesprochen. Mit Konkurrenz aus der Kreisverwaltung selbst, rechne sie derweil nicht. „Ich lasse mich aber gerne überraschen und bin gespannt“, so Kohlmann.

Zur Person

Diana Kohlmann wohnt mittlerweile in Offenburg, nachdem ihr Lebensmittelpunkt 20 Jahre lang in Freiburg lag. Sie ist ledig und hat keine Kinder. Kohlmann ist im Juli 1982 in Karlsruhe geboren und in der Pfalz aufgewachsen. Nach dem Abitur in Speyer hat sie in Freiburg Jura studiert und promoviert. Als Dezernentin für Ländlichen Raum ist die 42-Jährige verantwortlich für die Ämter für Landwirtschaft, Forst, Vermessung und Flurneuordnung und damit für rund 300 Mitarbeiter.