Seit 1979 gibt es den „Großen Preis von Neuried“ – und erstmals hat ihn nun eine Frau gewonnen. Tina Deuerer aus Eppelheim setzte sich an die Spitze.
Der „Große Preis von Neuried“ hat bei den „Ichenheim Classics“ eine mehr als 40 Jahre lange Tradition. Am Sonntag gewann erstmals eine Frau. Tina Deuerer vom RV Eppelheim setzte sich mit dem holländischen Schimmel „Haddou“ durch.
„Ichenheim ist eines meiner Lieblingsturniere mit einer Top-Mannschaft und einem Top-Geläuf“, sagte die überglückliche 46-Jährige, die in Gondelheim mit ihrem Mann Hans-Jürgen einen Profi-Reitstall mit Schwerpunkt Springen betreibt, bei der Siegerehrung.
In einem spannenden Stechen hatte sie vor zahlreichen Zuschauern, die trotz der hochsommerlichen Temperaturen gekommen waren, ihren männlichen Kollegen das Nachsehen gegeben.
Auch Routiniers haben Abwürfe
Der „Große Preis von Neuried“ ist als S***-Springen mit Stechen stets der sportliche Höhepunkt bei den „Ichenheim Classics“. 28 Starter traten am Sonntagnachmittag auf der Waldreitanlage an und viele hatten bei den Hindernissen, die im Durchschnitt 1,50 Meter hoch waren, einen Abwurf zu verzeichnen. Darunter waren Routiniers wie Alexander Schill, Niklas Krieg und Sascha Braun.
Krieg startete jedoch mit mehreren Pferden und schaffte beim zweiten Start einen fehlerfreien Umlauf, so dass ein Stechen nötig wurde. Zuvor hatte die siebenfache Baden-Württembergische Meisterin Tina Deuerer als 18. Starterin unter dem Jubel der Zuschauer als erste Reiterin mit „Haddou“ den Parcours ohne Fehlerpunkte überwunden. Einige Reiter zeigen ein besonders vorbildliches Verhalten, indem sie nach zwei oder mehr Abwürfen im Parcours nicht mehr weiter ritten, sondern zur Schonung ihrer Pferde aufgaben.
Drei Schimmel qualifizierten sich durch einen fehlerfreien Umlauf für das Stechen. Hier musste Deuerer mit ihrem 13-jährigen „Haddou“ als Erste antreten. Das fachkundige Publikum blieb beim Stechparcours so still, dass nur das Klicken der Kameras der Fotografen zu hören war. Die routinierte Springreiterin schaffte den Stechparcours fehlerfrei in 38,87 Sekunden. Lukas Weiler vom RFV Ubstadt-Weiher gelang mit dem zehnjährigen Holsteiner „Kilian D“ ebenfalls eine fehlerfreie Runde, aber die Uhr blieb bei 40,80 Sekunden stehen.
Krieg, der auch schon international geritten ist und dabei ein Weltcup-Springen gewonnen hat, setzte mit dem 15-jährigen Hannoveraner „Quater Past“ alles auf eine Karte. Der Donaueschinger schaffte mit 38,78 Sekunden zwar die schnellste Zeit, hatte jedoch zwei Abwürfe, so dass für ihn Rang drei im Endergebnis blieb.
Vierter wurde Braun vom RC Achern, der mit „Horse Gym’s Cylana“ im Normalumlauf den schnellsten Vier-Fehler-Ritt hingelegt hatte.
Deuerer hat nicht nur Pferde für den großen Sport in ihrem Stall in Nordbaden. Sie stellte in Ichenheim auch vielversprechende Nachwuchspferde vor und gewann mit „Venice“ und „Kyllini Beach“ beide Qualifikationen für das Bundeschampionat der fünf- und sechsjährigen Springpferde, das im Herbst in Warendorf ausgetragen wird.
In vier Wochen schon das nächste Groß-Event
Bereits am Samstag war in Ichenheim die Qualifikation für das BW-Bank Hallenchampionat ein weiterer sportlicher Höhepunkt neben den Prüfungen für die südbadischen Meisterschaften gewesen. 40 Starter traten in diesem S**-Springen mit Stechen an. Davon qualifizierten sich elf mit einer fehlerfreien Runde für das Stechen. Nationenpreisreiter Hans-Dieter Dreher vom RV Dreiländereck spielte mit „Cous Cous“ seine ganze Routine aus und gewann mit einer fehlerfreien Runde in 44,25 Sekunden vor Armin Schäfer Junior, der mit „Dante“ fast eine Sekunde mehr für den Stechparcours benötigte. Schill vom RV Ichenheim zeigte mit seiner Stute „Chelsea Gravelotte“ eine sehr gute Leistung, blieb fehlerfrei und wurde mit der Zeit 78,10 Sekunden Vierter.
Schon in vier Wochen werden sich viele Spring- und Dressurreiter, die jetzt bei den „Ichenheim Classics“ an den Start gingen, auf der Waldreitanlage wieder ein Stelldichein geben: Vom 24. bis 27. Juli werden dort die baden-württembergischen Meisterschaften im Spring- und Dressurreiten ausgetragen. „Ichenheim ist für eine solche Meisterschaft mit Dressur und Springen an einem Wochenende voll gerüstet“, zeigt sich die Präsidentin des Pferdesportverbandes Südbaden, Iris Keller, überzeugt. „Die BW kann kommen“, hielt sie fest.