»Überflutungsgebiet!«: Schranken und Warnschilder weisen die Menschen auf die Gefahren hin. Foto: Goltz

Nebenflüsse erreichen kurzzeitig kritische Marken. Behörden bleiben wachsam.

Altenheim/Lahr - Mit ersten Flutungen wurde die Hochwasser-Gefahr am Rhein vorerst gebannt. Die Behörden bleiben aber wachsam, auch wenn die Wettervorhersagen Entspannung versprechen.

Der starke Regen der vergangenen Tage hat die Pegel der Gewässer in Lahr und der Region enorm anschwellen lassen. Die Wassermassen des Rheins haben sich mittlerweile bis auf wenige Meter zur Dammkrone vorgearbeitet. Vor katastrophalen Zuständen, wie sie derzeit in der Eifel herrschen, müssen sich die Menschen am Oberrhein aber nicht fürchten. Die zuständigen Behörden stehen in den Startlöchern. Sollte der Pegel weiterhin steigen, würden kontrollierte Flutungen veranlasst.

Flutungen entlang des Rheins: "Wir sind in Habacht-Stellung", sagt Eric Schildwächter, Leiter der Projektgruppe Offenburg des Integrierten Rheinprogramms. Im Auge behält die zuständige Abteilung des Regierungspräsidiums vor allem das Kulturwehr Kehl/Straßburg. Dort sei bereits eine sogenannte Vorentleerung gemacht worden – "etwas Wasser ist in den Rückhalteraum abgelassen worden", erklärt Schildwächter. Nun heiße es, abwarten und stetigen Kontakt zur Hochwasser-Vorhersagezentrale in Karlsruhe halten. Flutungen würden mit äußerster Bedacht angegangen, "es gibt ein ausgeklügeltes Regelwerk darüber. Es ist nicht einfach nur ein Meterstand des Hochwasserpegels, der erreicht werden muss", sagt der Projektleiter. Sollten sich die Behörden aber für eine Flutung entscheiden, würden zunächst Feuerwehr und Polizei die Gebiete absperren. "Wir müssen uns sicher sein, dass sich zum Zeitpunkt der Flutung keine Menschen mehr in den Rückhalteräumen befinden, denn das könnte lebensgefährlich werden", sagt Schildwächter. Nachbargemeinden wie Neuried blieben außen vor. Warum dennoch am Donnerstagmorgen Beamte der Wasserschutzpolizei am Rhein bei Altenheim unterwegs waren und das Gebiet evakuiert haben, dafür hat Schildwächter keine Erklärung. Vermutlich ein Fehler in der Kommunikation.

Nebenflüsse: Die Lage an Schutter und Kinzig hatte sich am Donnerstagnachmittag entspannt, die Nebenflüsse des Rheins lagen laut Pegelkarte der Landesanstalt für Umwelt im grünen Bereich. In Lahr wurde für die Schutter ein Wasserstand von 91 Zentimetern gemessen, der Pegel der Kinzig hatte bei der Messstelle in Biberach eine Höhe von 1,61 Meter. Zwei Tage zuvor war das Bild noch ein ganz anderes gewesen. Am Dienstag erreichte die Kinzig zwischenzeitlich einen Stand von 2,12 Meter, der der Schutter lag bei 1,86 Meter – und damit gefährlich nah an der Marke vom 25. Mai 1983. Damals stieg der Pegel nach tagelangen, intensiven Regenfällen auf bis zu 1,93 Meter an. Die verheerende Folge: Die Rheinebene von Lahr bis Kehl wurde auf einer Gesamtfläche von mehr als 80 Quadratkilometern komplett überflutet.

Ausblick: Einen Schauer-Sonne-Mix erwartet Patrik Ohnemus von der Wetterstation Ettenheimmünster am heutigen Freitag. "Gegen Abend kann es lokal noch mal gewittern, aber das Schlimmste haben wir überstanden." Am Dienstag hatte die Wetterstation fast 60 Liter Niederschlag gemessen, "so ein Landregen ist sehr untypisch für den Juli". Ab Samstag soll der Regen-Sommer dann erst mal vorbei sein. "Es wird richtig freundlich und im Laufe der nächsten Woche wohl auch jahreszeit-entsprechend." Ohnemus sagt für die Region Temperaturen von 28 bis 33 Grad voraus.

Info - Wegbleiben!

"Der Aufenthalt in einem Rückhalteraum während einer Flutung kann zur Lebensgefahr werden", erklärt Eric Schildwächter vom Regierungspräsidium. Sollte ein Mensch beispielsweise einen Herzinfarkt erleiden, könnte kein Rettungswagen ins Gebiet fahren, weil die Wege gesperrt seien. Auch sollte bedacht werden, dass das Gelände im Rückhalteraum nicht eben ist, erklärt Schildwächter. So sei auch das Wasser unterschiedlich hoch. Und: "Die Tiere sollten nicht vergessen werden. Wenn wir ihren Lebensraum überfluten, sollten wir ihnen zumindest die Möglichkeit bieten, störungsfrei das Gelände verlassen zu können."