Vor 65 Jahren ist die erste Barbie auf den Markt gekommen. Zum Geburtstag gibt es nun ein neues Modell: mit Brille und Blindenstock. Die sehbehinderte Puppe soll helfen, die Spielzeugwelt diverser zu machen.
Zu schlank, zu blond, zu hellhäutig, zu makellos und überhaupt zu sehr auf Äußerlichkeiten fixiert: Barbie-Puppen stehen schon lange in der Kritik, sie vermittelten ein unrealistisches Schönheitsideal und bedienten ein stereotypes, überkommenes Frauenbild. Es gibt sogar Studien, die die negative Wirkung auf Mädchen und ihre eigene Körperwahrnehmung belegen.
Bis heute ist es daher bei so manchen Müttern verpönt, den Kindern eine Barbie zu kaufen. Dennoch gehört die Puppe noch immer zu den beliebtesten Spielzeugen der Welt: Nach Angaben des Herstellers Mattel werden weltweit jährlich gut 80 Millionen Exemplare verkauft. Im vergangenen Jahr gab es durch den Rummel um den gleichnamigen Kinofilm einen zusätzlichen Schub.
Angleichung zwischen realer und Barbie-Welt
Mattel hat sich inzwischen allerdings dem Zeitgeist und der realen Welt angepasst: So gibt es die Puppe längst in vielen Haut- und Haarfarben, ja sogar mit Kurven. Aus Barbie, dem Model, wurde die Anwältin, die Chirurgin, die Feuerwehrfrau, die Astrophysikerin. Und gut, natürlich auch die Prinzessin, die Meerjungfrau, das Beachgirl.
Um ein breiteres Abbild der Gesellschaft zu zeigen, bemüht sich das US-Unternehmen seit einigen Jahren nicht nur um Vielfalt, sondern auch um Inklusion: etwa mit einer Version im Rollstuhl, mit Beinprothese und mit Down-Syndom. Nun, zum 65. Geburtstag, ist ein weiteres Modell auf den Markt gekommen. Nein, nicht mit Falten, wie man angesichts von Barbies Alter vermuten könnte, sondern sehbehindert samt dunkler Brille und Blindenstock.
Brailleschrift auf der Verpackung
Die Verpackung sei mit der Blindenschrift Braille versehen, so Mattel. „Durch diese neuen Puppen können noch mehr Kinder eine Barbie finden, die sie selbst repräsentiert, und mit ihr ihre eigenen Geschichten erzählen“, heißt es in einer Mitteilung der Firma. An der Entwicklung seien Vertreter von Blindenverbänden beteiligt gewesen.
„Für mich ist das ein weiterer Schritt auf dem Weg, dass wir endlich eine Welt schaffen, die dazu gemacht ist, dass blinde junge Menschen sich entfalten können“, teilte die britische Journalistin und Behindertenaktivistin Lucy Edwards, die selbst blind ist, bei der Präsentation in London mit.
Doch so divers Barbie und ihr Freundeskreis inzwischen auch sein mögen, nachhaltig sind sie nicht. Zum Großteil produziert Mattel in China – unter zweifelhaften Arbeitsbedingungen. Immer wieder wird auch der Einsatz von gesundheitsgefährdenden Materialien bemängelt.
Inklusive Barbies sind kein Verkaufsschlager
Immerhin: Inzwischen ist akzeptiert, dass auch Jungs mit Figuren aus der umfangreichen Barbie-Welt spielen. Zu Verkaufsschlagern haben sich die inklusiven Puppen bisher allerdings nicht entwickelt. Vielerorts ist nicht mal bekannt, dass es sie gibt. Laut Marktforschern bevorzugen Kinder ohnehin klassische Modelle. Obwohl es diese, wie das Suchtbehandlungsunternehmen American Addiction Centers vorrechnete, im echten Leben mit ihrem langen, dünnen Hals nicht mal schaffen würden, ihren großen Kopf zu tragen.
Barbie hat ein deutsches Vorbild
Anfänge
Die erste Barbie kam 1959 auf den Markt. Bis heute wird sie von der US-Firma Mattel produziert, dem nach Lego zweitgrößten Spielzeughersteller der Welt.
Vorgängerin
Vorbild für Barbie war die „Bild“-Lilli, die ab 1955 begleitend zu einem Comic in dem Boulevardblatt von der Spielzeugfabrik Hausser produziert wurde. Ruth Handler, Mitbegründerin von Mattel, entdeckte sie auf einer Europareise, nahm die Idee mit und benannte ihre Puppe dann nach ihrer Tochter Barbara.