Die wissenschaftliche Leiterin Julia Wohlrab, erläutert die Konzeption des NS-Dokumentationszentrums, das derzeit in Freiburg entsteht. Foto: Ralf Deckert

Die Stadt Freiburg baut für rund 4,9 Millionen Euro das alte Verkehrsamt in der Rotteckring 14 zu einem Nationalsozialoismus-Dokumentationszentrum um. Die Einrichtung soll im März 2025 eröffnet werden.

„Im kommenden März soll alles fertig sein“, ist Museumsleiterin Julia Wohlrab zuversichtlich: Das NS-Dokumentationszentrum in Freiburg im 1936 erbauten ehemaligen Freiburger Verkehrsamt ist derzeit noch eine große Baustelle. Der Innenhof des Gebäudes nimmt langsam Gestalt an. Dort werden die Namen aller bisher bekannt gewordenen Freiburger Mordopfer des Nationalsozialismus aufgeführt.

 

Das Projekt ist auf Erweiterung angelegt, so Julia Wohlrab: Wenn die Forschung weitere Schicksale aus der Nazi-Zeit aufarbeitet, werden auch weitere Namen integriert werden können. Der Hof erhält ein großes, nahezu eben aufliegendes Glasdach, dessen Modell Architekt Thomas Martin gerade erarbeitet hat. Schon heute beeindruckt das Haus: „Ein ganz zentraler Ort des Gedenkens“ sei hier im Werden, so Jutta Götzmann, die Direktorin der Museen der Stadt Freiburg, bei denen das Dokuzentrum angegliedert ist.

Zentrum auch als Lernort

Auf rund 800 Quadratmetern Ausstellungs- und rund 120 Quadratmetern Aktionsfläche für aktuelle Themen wird in dem Gebäude, das bis vor wenigen Jahren die städtische Wirtschafts- und Tourismusförderung beheimatet hat, auf drei Etagen die Geschichte Freiburgs im Nationalsozialismus aufgearbeitet werden. Ein Ort der Erinnerung und des Lernens entsteht.

Im Erdgeschoss beginnt der Rundgang mit den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg. Im Keller, in dem teilweise noch die Wandbemalung des einst dort eingerichteten Luftschutzraums erhalten ist, wird die Geschichte der Stadt unter der NS-Diktatur nachgezeichnet, im Obergeschoss endet die Ausstellung mit dem historischen Abriss der Jahre 1943 bis 1945 und dem Blick auf den Colombi-Park.

Die wissenschaftliche Leiterin Julia Wohlrab (vorne links) erläutert die Konzeption des NS-Dokumentationszentrums, das derzeit in Freiburg entsteht. Foto: Ralf Deckert

Dadurch, dass die Landeszentrale für politische Bildung in Freiburg parallel zum NS-Dokumentationszentrum in eine angrenzenden Gebäudeteil ziehen wird, entsteht in Freiburg nun eine „WG für Demokratie“, wie Freiburgs Erster Bürgermeister Ulrich von Kirchbach mit Freude betont. Was nun noch fehle, sei eine finanzielle Beteiligung des Landes an dem Freiburger Projekt. Zumindest auf einen Baukostenzuschuss hoffe man derzeit.

2,5 Personalstellen für das neue Zentrum

Mit 2,5 Personalstellen wird das Zentrum als Teil der Freiburger Museen nicht gerade üppig besetzt. Man müsse schauen, wie das klappen kann und mit den anderen Abteilungen der städtischen Museen kooperieren, so von Kirchbach. Zu viel Geld fordern von der Stadt dürfe man aber auch nicht. Er habe angesichts der finanziellen Herausforderungen, vor denen Freiburg steht, großes Verständnis dafür, dass es aus dem Rathaus nicht mehr Geld geben kann derzeit. Jahrelang habe man an der Idee des Zentrums gearbeitet, die überwältigende Unterstützung nahezu aller Stadträte sei einer „historischen Stunde“ für die Stadt gleichgekommen.

Zentrum als starkes Signal

Der Umbau des alten Verkehrsamtes zum NS-Dokumentationszentrum verursacht Baukosten von 4,9 Millionen Euro. Die Einrichtung des Hauses wird 1,1 Millionen Euro kosten, die jährlichen Betriebskosten werden mit 700 000 Euro veranschlagt.

„Freiburg braucht dieses Haus“, betont Christoph Ebner. Der Freiburger Journalist ist Vorsitzender Fördervereins des Doku-Zentrums. Auch wenn das Dokumentationszentrum spät komme, sei klar: Man müsse sich nur in der Gegenwart umschauen und die Bedrohungen der Demokratie in unserer Zeit wahrnehmen, um die Bedeutung des Zentrums zu erkennen.