Beim Leichtathletikclub in Degerloch ist der Belag der Rundlaufbahn defekt, teilweise senkt sich die Bahn sogar ab, die Stadt will nun sanieren. Foto: Peter Petsch

Leichtathletik spielt in Stuttgart eine untergeordnete Rolle. Nur 5000 aktive Sportler sind dem Verband gemeldet, und unter diesem Aspekt prüft die Stadtverwaltung nun, welche Rundlaufbahnen saniert werden müssen und welche geschlossen werden können.

Stuttgart - 16 Sportstätten in Stuttgart haben eine leichtathletische Rundlaufbahn. Sie wurden alle zwischen 1970 und 1986 gebaut und sind deshalb teilweise in „einem schlechten bis sehr schlechten baulichen Zustand“. Zu diesem Schluss kommt eine ämterübergreifende Bestandsaufnahme.

Zwar hätte die Stadt in der Vergangenheit die Bahnen „im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten“ repariert und saniert, doch inzwischen seien verschiedene Bahnen „so schadhaft, dass Reparaturen nicht mehr sinnvoll sind“. Nur sehr teure Erneuerungen würden diese Sportstätten dauerhaft nutzbar machen.

Die nun vorliegende Studie, die von der Sportverwaltung, den Sportvereinen, dem Württembergischen Leichtathletikverband, der Schulverwaltung, dem Staatlichen Schulamt und dem Tiefbauamt angefertigt worden ist, umfasst deshalb auch die Überlegung, ob tatsächlich alle 16 Bahnen weiterhin gebraucht werden. Übrig bleiben sollen so viele, dass die flächendeckende Versorgung gewährleistet und der Schulsport sichergestellt ist und „zumindest zwei wettkampftaugliche Leichtathletikanlagen mit mindestens sechs Rundlaufbahnen erhalten bleiben“, heißt es in der Vorlage von Sportbürgermeisterin Susanne Eisenmann.

Überregionale Veranstaltungen in Degerloch

Zu den Anlagen, die nach Einschätzung der Stadt aufgegeben werden könnte, gehört die Leichtathletikbahn beim SV Stuttgarter Kickers. Der Sportverein möchte stattdessen Flächen für einen zusätzlichen Sportplatz gewinnen. Voraussetzung dafür wäre aber eine Erneuerung der Rundlaufbahnen des LAC Degerloch im Gebiet Hohe Eiche. Die Kosten hierfür werden auf knapp eine Million Euro geschätzt und wären die höchsten, die im Rahmen der stadtweiten Laufbahnsanierung anfallen.

Diese Investition hat für die Stadt „erste Priorität“, weil der Leichtathletikclub Degerloch sonst keine Zukunftsperspektiven mehr besitze. Jedes Jahr finden auf den sechs Rundbahnen große überregionale Veranstaltungen statt, die gut besucht sind. „Fur unseren Verein ist das ein wirtschaftlicher Faktor“, sagt Vorstand Jürgen Frank. Auch Schulen nutzen die Bahn, allerdings hat sie sich laut Frank stellenweise abgesenkt, der Belag sei runtergelaufen und aufgebrochen..

In den Sanierungsplan sollen für den Schul- und Vereinssport außerdem folgende Rundlaufbahnen aufgenommen werden: die Bezirkssportanlage Waldau (geschätzte Kosten: 475 000 Euro), der TB Bad Cannstatt 1892 (820 000 Euro), TB Untertürkheim 1888 (740 000 Euro), Sportvereinigung Feuerbach 1883 (350 000 Euro), SV Vaihingen (680 000 Euro), MTV Stuttgart 1843 (15 000 Euro), SV Rot 1945 (40 000 Euro) und die Schulsportanlage Hegel-Gymnasium Vaihingen (30 000) Euro. Insgesamt kämen Investitionen in Höhe von 5,66 Millionen Euro zusammen. Dringend, das heißt in den nächsten beiden Jahren zu sanieren, sind allerdings nur die beiden Degerlocher Bahnen im Gebiet Hohe Eiche und auf der Waldau.

Bei Vereinen 5000 aktive Leichtathleten gemeldet

Einige Vereine können auf Reparaturen an ihren Bahnen verzichten; der TV Cannstatt 1846 zum Beispiel, der seine Anlage stattdessen mit anderen Leichtathletikanlagen, einem Baseball- und Kleinspielfeld bestücken würde, und der PSV Stuttgart am Fritz-Walter-Weg, der die Bahn zugunsten zusätzlicher Sportflächen im Neckarpark aufgeben würde.

Die Vorschläge der Sportverwaltung müssten nun mit den Vereinen „intensiv abgestimmt“ und mit der Politik diskutiert werden.

Das Sportamt hat bei seiner Untersuchung auch die Zahl der Sporttreibenden in der Landeshauptstadt berücksichtigt. Laut Württembergischem Landessportbund sind bei den Vereinen 5000 aktive Leichtathleten gemeldet. Jedes Jahr nutzen zudem rund 3000 Menschen die Bahnen zum Training für das Deutsche Sportabzeichen oder für Prüfungen im Rahmen der Cooper-Tests.

Insbesondere für den Schulsport müssen die Anlagen zur Verfügung stehen. Die Stadt geht von rund 96 000 Schülern aus, die dort ihre Sportabschlussprüfungen ablegen und zu Wettkämpfen im Rahmen von Jugend trainiert für Olympia antreten. Außerdem richten die Schulen in den Stadien mit Rundlaufbahn traditionell die Bundesjugendspiele aus.