Jubiläum: Ernst Frei aus Tailfingen feiert am Mittwoch seinen 90. Geburtstag / Die Kontakte nach Kasachstan sind nie abgerissen

Albstadt-Tailfingen. Seit 1992 lebt er in Tailfingen, aber zur Welt gekommen ist er in der Ukraine, und den größten Teil seines Lebens hat er in Kasachstan verbracht. Heute wird Ernst Frei 90 Jahre alt.

Am 30. Juni 1931 wurde er in der damaligen ukrainischen Sowjetrepublik geboren. Dort wuchs er zusammen mit einem Bruder auf, besuchte die Schule und wäre sicherlich auch bis zum Erwachsenenalter geblieben, hätte nicht Hitler-Deutschland die Sowjetunion überfallen. Ernst Klein war gerade zehn Jahre alt geworden, als alle Bewohner der deutschen Dörfer in der Ukraine und an der Wolga nach Kasachstan verschleppt wurden. Das Schicksal der Deportation traf auch Familie Frei.

Der junge Ernst arbeitete in der Landarbeit und half mit, große Reisfelder anzulegen und sie zu bewässern. Er lernte Helma Schmidt, die aus einem Nachbardorf in der Ukraine stammte, kennen; die beiden wurden ein Paar und heirateten im Mai 1956.

In den Folgejahren kamen drei Söhne und eine Tochter zur Welt. Das Leben in Kasachstan war nicht leicht und wurde von Jahr zu Jahr schwieriger, so dass sich die Freis 1992 entschlossen, das kurz zuvor unabhängig gewordene Land zu verlassen und nach Deutschland zu gehen.

Außer Ernst und Helma Frei fanden zwei Söhne mit ihren Familien eine neue Heimat in Tailfingen, und die Großeltern kümmerten sich mit Hingabe um die Enkel und Urenkel da. "Die Kinder mussten arbeiten; da haben wir halt die Kleinen zur Schule und in den Kindergarten gebracht und wieder abgeholt." Damit waren sie gut beschäftigt: Ernst Frei, der seit 2013 Witwer ist, hat nicht weniger als zwölf Enkel und 20 Urenkel.

Zu den Freizeitbeschäftigungen, denen er in früheren Jahren frönte, gehörte die Jagd. "Wir haben vor allem Fasane, Enten und Wildschweine gejagt." Außerdem angelte er gerne und war der Geselligkeit zugetan: Mit drei befreundeten Familien pflegten sich die Freis samstags zum Essen, Singen und Kartenspielen zu treffen.

Auch seiner alten Heimat hat er die Treue gehalten und die Kontakte nach Kasachstan nie abbrechen lassen: Fast täglich telefoniert er mit einer ehemaligen Nachbarin, die dort in einem Altenheim lebt.