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Regionalverband Nordschwarzwald liefert mit Exkursion Einblick in das Thema erneuerbare Energien

Der Klimawandel wird immer präsenter – und erneuerbare Energien werden umso wichtiger. Auf einer Grünfläche neben Römlinsdorf wird schon heute eine beachtliche Summe an Strom produziert. Wie genau, klärt ein Besuch vor Ort.

Alpirsbach-Römlinsdorf. Es war ein nasskalter Morgen. Keine optimalen Bedingungen also für eine Tour durch den Wind- und Solarpark nahe Römlinsdorf. Doch die Klasse 8b der Johannes-Gaiser Realschule in Baiersbronn ließ sich davon nicht beeindrucken und löcherte Jürgen Bortloff, den Leiter der Exkursion, mit Fragen. Die Besichtigung ist Teil einer Aktion des Regionalverbands Nordschwarzwald, bei der mehr als 400 Schüler aus der Region Anlagen für erneuerbare Energien besuchen.

Bortloff, seines Zeichens Regionalvorsitzender beim Bundesverband für Windenergie, führte die Gruppe durch den Park, der mit einer großen Photovoltaik-Anlage und einem Windrad Strom produziert. "Ich würde am liebsten gleich hoch gehen", rief einer der Schüler, als ihm die große Windkraftanlage ins Auge fiel. Doch Bortloff musste den Jungen vertrösten: "Dafür bist du leider noch zu klein, du musst in ein paar Jahren wiederkommen." Die Exkursion startete also nicht mit einer Klettereinheit – stattdessen aber mit einer Schätzfrage: "Wie hoch ist das Windrad?", fragte Bortloff in die Runde. Die Vermutungen der Schüler reichten von 72 bis zu 300 Metern. Die richtige Antwort liegt dazwischen: 150 Meter misst das Windrad vom Grund bis zur Spitze der Rotorblätter.

Weiteres Windrad schon in Planung

Anschließend war die Klasse mit ihren Fragen an der Reihe. Gerätselt wurde über die Bedeutung der roten Markierungen auf den Rotorblättern. "Damit sind Windräder ab einer Höhe von 100 Metern gekennzeichnet – aus Sicherheitsgründen", lautete die Erklärung des Experten. Die Schüler interessierten sich auch für das rote Blinklicht, das nachts zu beobachten ist. "Neue Windräder blinken nur noch, wenn sich ein Flugobjekt nähert", erläuterte Bortloff. Die Klasse konnte aber auch selbst mit ihrem Wissen glänzen. "Bist du Windkraftexperte?", musste Bortloff an diesem Morgen gleich mehrere Schüler fragen.

Als sich die Gruppe der Anlage näherte, stellte er die Schüler vor ein weiteres Rätsel: Was passiert überhaupt mit dem produzierten Strom? "Der wird unterirdisch in die Leitung gepumpt", vermutete einer. "Fast", erwiderte der Experte. "Der Strom wird direkt in das Netz eingespeist", sagte er und deutete auf einen Masten nahe der Anlage.

Bortloff verriet zudem, dass ein weiteres Windrad nur unweit des Ersten geplant sei. "Das wird noch größer – deshalb wird es sich auch langsamer drehen und leiser sein". Die Schüler staunten über die geplante Höhe – knapp 193 Meter. Bortloff erklärte daraufhin, dass dies vor allem am Rotor liege, da dessen Durchmesser statt 71 diesmal rund 115 Meter betragen werde. "Der Bau beginnt aber erst in zwei Jahren – frühestens". Planung und Genehmigung einer Windkraftanlage seien sehr zeitintensiv und ein großer bürokratischer Akt. "Es kann und muss schneller gehen", sagte Bortloff in Hinblick auf den Klimawandel.

Defekte Anlagen werden nicht mehr repariert

Der Weg in Richtung Windrad führte an der Photovoltaik-Anlage vorbei. Die Klasse staunte nicht schlecht, als sich die dünnen Solarmodule wie von Geisterhand bewegten. "Die orientieren sich am hellsten Punkt, um so effizient wie möglich zu sein", erklärte der Experte. Doch manche Platten zeigten in eine komplett andere Richtung – Grund genug für die Schüler, hier nachzuhaken. "Defekte Anlagen werden nicht mehr repariert", antwortete Bortloff. "Es ist schlichtweg zu teuer." Der technische Fortschritt sei so groß, das eine dichtere Bebauung mit einfachen Solarmodulen sinnvoller als eine Reparatur wäre.

Als sich die Klasse dem Windrad näherte, regnete es bereits – höchste Zeit also, den Innenraum zu besichtigen. Auch hier interessierte die Schüler vor allem eines: "Wie kommt man da eigentlich hoch?" Bortloff zeigte den Fahrstuhl, der nach oben führt, und die Ausrüstung, die für die Besteigung der letzten Meter notwendig ist. "Der Aufzug kann aber auch mal stehen bleiben. Dann muss man senkrecht hinab steigen", sagte Bortloff – und linderte damit die Begeisterung der Schüler für einen Gang nach oben, der ohnehin nur Erwachsene erlaubt ist.

Eine Besteigung ist auch für die Arbeiter nicht notwendig – zumindest wenn es um die Suche nach Mängeln an der Anlage geht. Die Erklärung dafür liefert eine Satellitenschüssel, die am Äußeren des Windrades angebracht ist: "Damit werden Daten an einen Servicestützpunkt übertragen. Wenn es eine Störung gibt, kann das notwendige Ersatzteil sofort geliefert werden", klärte der Experte die Gruppe auf. Die wichtigste aller Fragen wurde zum Schluss der Exkursion beantwortet – wie viel Strom wird dort eigentlich produziert? "Die Windkraftanlage liefert im Jahresdurchschnitt Strom für rund 2250 Personen – bei der Photovoltaik-Anlage sind es 900", sagte Bortloff. Was passiert, wenn sich die Einstrahlung verringert, konnten die Schüler selbst erleben: Als sich die gesamte Klasse vor einem Solarmodul platzierte, sprang der Wert des produzierten Stroms auf dem zugehörigen Messgerät sofort nach unten.

Am Ende der Exkursion lies sich dann doch noch die Sonne blicken – gute Nachrichten für die Photovoltaik-Anlage und die Schüler, die bei gutem Wetter mit neuem Wissen zum Thema Energiewende die Heimfahrt antraten.