Die betroffenen Gebäude in der Villinger Innenstadt sind von der Polizei beschlagnahmt worden. Foto: Marc Eich

35 Menschen haben beim Villinger Großbrand ihr Zuhause verloren. Die Stadt koordiniert Unterkünfte, viele Menschen bieten spontan Hilfe an.

Der Schock bei den Menschen nach dem Großbrand in der Villinger Innenstadt sitzt tief – gleichzeitig hat das schlimme Feuer eine Welle der Solidarität in der Stadt und weit darüber hinaus ausgelöst. Viele möchten jenen helfen, die bei dem Brand alles verloren haben und nun vor dem Nichts stehen. Unabhängig davon laufen nun die Ermittlungen zur Brandursache. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum aktuellen Stand.

 

Sind die Löscharbeiten beendet?

Die Feuerwehr hat die Einsatzstelle mittlerweile gänzlich an die Polizei übergeben. Allerdings waren umfangreiche Nachlöscharbeiten notwendig. Am Sonntag war die Feuerwehr ab dem Mittag – nachdem die Einsatzkräfte 14 Stunden nach Brandausbruch erstmals abgerückt waren – abermals mehrere Stunden vor Ort, um Glutnester abzulöschen. Auch am Sonntagabend musste die Feuerwehr um 18.30 Uhr und um 23 Uhr ausrücken, nachdem dort erneut Rauch und Feuer gemeldet wurden.

Wie laufen die Ermittlungen ab?

Der Kriminaldauerdienst aus Singen hat noch während der Löscharbeiten am Samstag mit den ersten Ermittlungen zur Ursache begonnen – dazu gehörte laut Polizeisprecher Patrick Zöller, dass umfangreiches Bildmaterial angefertigt wurde, zudem wurden erste Zeugen befragt. „Wir haben den subjektiven Tatbestand festgehalten – übliche Polizeiarbeit also“, so Zöller. Aufgrund der Einsturzgefahr und der weiter laufenden Löscharbeiten seien die Brandermittler am Sonntag nicht vor Ort gewesen.

Die Auswirkungen des Brands sind verheerend. Foto: Marc Eich

Erst am Montag haben Kriminalbeamte des Kommissariats Villingen-Schwenningen die Ruinen genauer untersucht. „Der Brandort ist derzeit beschlagnahmt und wurde mit einem Brandgutachter begangen“, erklärt der Sprecher. Dabei geht es zunächst um die Frage, wo das Feuer ausgebrochen ist und wie es sich weiter entwickelt hat. Auch ein Statiker soll die aktuelle Lage vor Ort nochmals fachlich prüfen.

Gibt es bereits Hinweise auf die Ursache?

Hinsichtlich der Ursache gibt es seitens der Polizei derzeit noch keinerlei Informationen, dafür sei es noch zu früh. Deshalb sei auch die Staatsanwaltschaft als Ermittlungsbehörde derzeit noch nicht im Boot. Dies sei erst der Fall, wenn es konkrete Hinweise auf fahrlässige oder gar vorsätzliche Brandstiftung gibt.

Mittlerweile liegen den Beamten auch Videos vor, die den Brand in einem sehr frühen Stadium zeigen. Er ist demnach nicht, wie zuerst von Anwohnern vermutet, im Innenhof entstanden, sondern auf einem Balkon im zweiten Obergeschoss. Was der Auslöser des Feuers ist, lässt sich auf den Aufnahmen allerdings nicht erkennen.

Wie hoch ist die Schadenssumme?

Die Polizei spricht davon, dass der Schaden bei mehreren Millionen Euro liegt – ob gar im zweistelligen Bereich, kann derzeit nicht gesagt werden, erklärt Zöller. Die tatsächliche Schadenssumme an den fünf ausgebrannten und weiteren beschädigten Häusern dürfte voraussichtlich erst in einigen Wochen oder Monaten grob beziffert werden. Dann nämlich, wenn Sachverständige sich ein umfangreiches Bild von den Schäden machen können. Möglich dürfte das aber erst sein, wenn die Polizei die Gebäude freigegeben hat.

Wie sieht es mit den dortigen Ladenlokalen aus?

In den drei betroffenen Gewerbe- und Gastroflächen in der Gerberstraße dürfte neben Rauch- und Brandschäden insbesondere das Löschwasser für Zerstörung gesorgt haben, genaue Angaben liegen noch nicht vor. Allerdings ist der Balkan-Grill laut eigenen Angaben ohnehin bereits seit Mitte Mai geschlossen, der MP-Club dürfte vom Feuer schwer betroffen worden sein.

Unklar ist, wie es im beliebten Teeladen „Teema“ aussieht – denn auch hier ist der Zutritt zum Gebäude noch nicht erlaubt. Inhaberin Marga Grießhaber erklärt, dass deshalb noch keine Informationen vorliegen. Vielmehr ist es ihr ein Anliegen, nicht nur den Helfern zu danken, sondern auch den Geschäftspartnern und befreundeten Läden. „Sie haben spontan ihre Hilfe angeboten und kurzfristig Räumlichkeiten sowie Lagerflächen zur Verfügung gestellt“, so Grießhaber. Sie fühle mit allen mit, die ihr gesamtes Hab und Gut verloren haben.

Was passiert mit den betroffenen Anwohnern?

35 Menschen sind nach Angaben der Stadtverwaltung durch den Brand vorerst obdachlos geworden. Diese sind zwar vorerst bei Bekannten oder der Familie untergekommen, die Stadtverwaltung bemüht sich nun aber um eine Anschlussunterkunft. „Die Polizeibehörde koordiniert, dass die Menschen ein Obdach als dauerhafte Lösung bekommen“, erklärt Patrick Ganter, Pressesprecher der Stadt.

Viele Menschen hätten sich bereits bei der Verwaltung gemeldet, um Wohnungen anzubieten. „Wir spüren eine große Solidarität“, betont Ganter. Nun gilt es, die Angebote zu bündeln und dann passende Lösungen für die Betroffenen zu suchen. Möglichst schnell sollen jene, die ohne eigene Wohnung dastehen, „raus aus dem Provisorium“ kommen.

Welche Spendenaktionen gibt es?

Die Welle der Solidarität ist nicht nur beim Wohnungsangebot spürbar, die Menschen wollen den Opfern auch mit Sach- und Geldspenden unter die Arme greifen. Bei der Stadtverwaltung wird laut Ganter derzeit geprüft, ob eine Sammelstelle für Sachspenden eingerichtet wird. Der DRK-Ortsverein hat bereits am Sonntag ein Spendenkonto eröffnet (siehe Info-Kasten).

Auch der Motorradclub Gremium Villingen City, der mittlerweile in der Voga-Bar ihr Clubheim hat und damit direkter Nachbar des Brandortes ist, möchte den Betroffenen helfen. Auf seiner Facebook-Seite hat er bekannt gegeben, dass die Mitglieder in der kommenden Woche in ihrem Clubheim eine Spendenaktion starten. Am Großbrand wird deutlich, wie die Stadt bei solchen Schicksalsschlägen zusammenrückt, um den Opfern zu helfen – eine Erkenntnis, die in so schweren Zeiten Hoffnung gibt.

Wie kann man helfen?

Spendenkonto
Der DRK-Ortsverein Villingen hat ein Spendenkonto eingerichtet. Das sind die Kontodaten: Spendenkonto Brand Gerberstraße Villingen, DRK Ortsverein Villingen, DE97 6649 0000 0014 3613 08, Volksbank – Die Gestalterbank