Das alte Schwefelbad-Gebäude –­ hier von der Wilhelmstraße aus fotografiert – wurde 1930 gebaut. In "markanter Industriearchitektur" wie Andreas Jetter sagt. Foto: Jetter

Ukraine-Krieg, Inflation und Material-Engpässe haben das Konzept, das Schwefelbad-Gebäude in ein Brauhaus umzugestalten, zunichte gemacht. Gute Nachrichten hat Bauherr und Projektentwickler Andreas Jetter dennoch. Und er räumt mit einem Gerücht auf.

Balingen - Das Gebäude – das früher auch als Kino und Tanzcasino diente –, wird seit Ende 2021 aus dem "Dornröschenschlaf" erweckt, wie Jetter es liebevoll beschreibt. Vom Konzept "Brauhaus" musste sich er sich aber verabschieden, weil sich die Rahmenbedingung durch die wirtschaftlichen Folgen des Ukrainekrieges derart geändert hatten, "dass Bierbrauen in solch’ kleinem Stil einfach nicht mehr wirtschaftlich war."

Faule im Dachstuhl, angegriffene Träger

Dazu kamen Fäule im Dachstuhl, die angegriffenen Träger der Empore und Überreste des Tanzcasinos. "Und das sind nur einige Beispiele", fügt er hinzu. "Der schlechte Zustand des Gebäudes und die Materialengpässe haben uns einfach in punkto Zeitplan einen Strich durch die Rechnung gemacht."

Nichts dran am Gerücht

"Doch am Gerücht, wir könnten nicht weiterbauen, weil das Geld ausgegangenen sei", ist nichts dran, stellt Jetter entschieden klar. Das Gebäude sei solide finanziert. "Als Immobilienfachmann weiß ich, worauf es ankommt."

"Die Bauarbeiten haben bisher hauptsächlich im Inneren stattgefunden – so konnte man nicht sehen, woran gearbeitet wurde." Derzeit werde das Dach vollendet, erklärt er, und zeigt auf die massiven Holzpaneele im Inneren an der Decke. Die große, offene Front zur Steinach hin lässt erahnen, wieviel Tageslicht den künftigen Gastraum mal durchfluten wird. Denn die geplante Gastronomie wird sicher einziehen.

Brauhalle aufgelöst

Neben dem Gastraum hätten auch die Brautanks stehen sollen. Jetter plante wegen der widrigen Umstände notgedrungen um, löste die Brauhalle auf, verlegte die Toiletten aus dem Keller ins Erdgeschoss. Nicht zu vergessen die umfangreiche energetische Sanierung, die das Gebäude für "die nächsten 100 Jahre" rüsten soll. "Auch eine Wärmepumpe kommt rein."

"Hier", und da ist sich Andreas Jetter sicher, "entsteht die Perle der Südstadt." Sein Versprechen: "Die Balinger können sich darauf freuen." Mehr zum neuen Gastro-Konzept aber könne der Pächter Oskar Haak, auch Betreiber der clever-fit-Fitnessstudios in Balingen, berichten.

"Abdancen" wird man nicht können"

Oskar Haak, der – wie auch Jetter – "gleich das Potenzial des geschichtsträchtigen Gebäudes" erkannt hat, verrät: "Es wird eine Erlebnisgastronomie geben." Die in Balingen noch fehle. "Man soll im Lokal schön essen und danach bei Wein oder anderen Drinks gelegentlich musikalische Unterhaltung genießen können. Zum Beispiel von Live-Bands. Eines stellt er aber klar: "Dort ›abdancen‹ – das wird man nicht können."

INFO: Wo wird nun gebraut?

Das Adlerbräu gehört jetzt zur "Ächda-Älbl’r-Familie" wie Jetter stolz verkündet. Heißt: Das Balinger Bier wird vom Partner Brauhaus Zollernalb in der Lehner-Brauerei in Rosenfeld hergestellt: "Aus der Sorte ›Schwäbisch Hell‹ wird nun ein echtes schwäbisches Helles." Und auch alle anderen Sorten würden fortan frisch in Rosenfeld gebraut.