Andernorts wird bereits legal Cannabis angebaut: Auch in Achern wird es bald so eine Plantage geben. Foto: Hüneke

Das Regierungspräsidium Freiburg hat die ersten Erlaubnisse für Cannabis Social Clubs erteilt – auch ein Ortenauer ist dabei. Nicht nur die Züchtung und die Verteilung unter Mitgliedern, sondern auch deren Aufklärung sind Ziel des Acherner Vereins.

„Wir planen gleich im Dezember die ersten Samen in die Erde zu bringen. Geerntet wird dann zum ersten Mal im März“, berichtet Albert E., der Vorsitzende des Cannabis-Club Südwest in Achern im Gespräch mit unserer Redaktion. Seinen vollen Namen möchte er nicht genannt sehen.

 

Die knapp 150 Mitglieder – mit einem Durchschnittsalter von etwa 40 Jahren – zahlen momentan einen festen monatlichen Beitrag. Wie viel Cannabis sie letztlich abnehmen, könne bislang nur geschätzt werden.

Im März soll in Achern zum ersten Mal geerntet werden

Steht die jeweilige Abnahmemenge bei der ersten Ernte fest, passt sich der Mitgliedsbeitrag entsprechend an. „Wir haben bei der Anmeldung schon eine Bedarfsabfrage gemacht und schätzen mit einer monatlichen Abnahme von etwa 20 Gramm pro Mitglied“, erklärt der Vorsitzende.

Seit April dürfen Erwachsene in Deutschland legal Cannabis konsumieren. Ab Juli konnten sich sogenannte Cannabis-Social-Clubs um eine Anbaulizenz bewerben. Die Vereine sollen dem gemeinschaftlichen Anbau und der Verteilung von Cannabis dienen. Mitte November hat das Regierungspräsidium Freiburg nun die ersten beiden Erlaubnisse im Land erteilt – für den „CSC Grüne Liebe Rhein-Neckar“ in Mannheim und an den Cannabis-Club Südwest in Achern.

In der Erlaubnis sei nun jeweils „die genaue Lage des sogenannten befriedeten Besitztums und auch die maximalen jährlichen Mengen zum Eigenanbau und zur Weitergabe festgelegt“, so das Regierungspräsidium. Angebaut werden in Achern zu Beginn sieben bis acht Sorten in einer angemieteten Immobilie. Dort sind bereits Flächen vorbereitet, die jetzt fertig ausgestellt und beleuchtet werden müssen. Die Samen kommen dabei in „Living Soil“, also Erde, die als lebendiges Ökosystem betrachtet und von Mikroorganismen und kleinen Lebewesen bewohnt wird. Bei der Bewässerung soll auch Regenwasser benutzt werden. Perspektivisch möchte der Verein auch ein Gewächshaus bauen, bis jetzt bleibt es aber beim Anbau in einem Haus. Ein Helferplan wird ebenfalls folgen, denn verantwortlich sind alle Mitglieder: „Wir haben einen Experten für den Anbau, der auch die Mitglieder schult. Aber letztendlich werden die Mitglieder helfen, sie sind auch per Gesetz dazu verpflichtet“, so der Vorsitzende. Eine genaue Vorgabe wie viel jeder helfen muss, gebe es aber nicht.

Er habe Verständnis dafür, dass das Regierungspräsidium erst jetzt die Erlaubnis erteilte, dennoch habe es nun lange genug gedauert. Der Acherner Verein gehörte zu den ersten, die Anfang Juli seine Unterlagen eingereicht hatte. Dazu gehörten unter anderem die Vereinssatzung, ein Sicherheitskonzept sowie ein Gesundheits- und Jugendschutzkonzept.

Die Wahrnehmung könne verbessert werden

Die Bürokratie zu dem Thema sieht er gespalten: „Es handelt sich schon um extremen Aufwand, vor allem im Vergleich zu den Themen Tabak und Alkohol. Die Anforderungen gehen schon in Ordnung, wir wollen als Gesellschaft eben weg vom Schwarzmarkt und hin zum aufgeklärten Konsum.“

Die Vision des Vereins sei es dabei, die gesellschaftliche Wahrnehmung von Cannabis zu verändern. Einige Argumente von Politikern hält er dabei für „billige Polemik“: „Diese Verteufelung muss weg. Natürlich sollte man sich keinen Joint vor Kindern anzünden, aber genauso wenig ein Sixpack Bier trinken oder Zigaretten rauchen“, argumentiert er. Bei den Vereinigungen gehe es auch nicht darum, für Cannabis zu werben, sondern bestehende Konsumenten zu informieren und zu versorgen.

Zu den Informationen gehören beispielsweise Präventionsveranstaltungen. Auch einen Präventionsbeauftragten gebe es im Verein, erzählt Albert E. Dieser sei unter anderem dafür verantwortlich bei Mitgliedern das Konsumverhalten abzufragen und mögliche Empfehlungen zu geben. So sei der Konsum ja allgemein oft mit Tabak bekannt – da gebe es aber gesündere Alternativen weiß der Vorsitzende: „Es gibt so viele andere Möglichkeiten, die zum Beispiel kein so hohes Suchtpotenzial wie Tabak haben. Etwa Himbeerblätter, Katzenminze oder Hopfen.“ Das es beim Konsum immer ein Risiko gebe, wolle er aber gar nicht abstreiten.

Prävention würde der Verein auch gerne über seine Grenzen hinaus anbieten, wurde dabei aber vom Regierungspräsidium gebremst. „Wir sollen uns nur auf unsere Mitglieder beschränken“, so der Vorsitzende.

Weitere Anträge

Dem Regierungspräsidium Freiburg liegen momentan 66 weitere Anträge von Anbauvereinigungen in Baden-Württemberg vor. Diese werden nun in der Reihenfolge des Eingangs bearbeitet. „Eine Handvoll weiterer Anträge hat nahezu den Stand erreicht, dass eine Erlaubnis in greifbare Nähe rückt“, heißt es in der Mitteilung des Regierungspräsidiums.