In der nasskalten Winterzeit häufen sich die grippalen Infekte – unter anderem Husten, Schnupfen, Halsweh und Heiserkeit. Vom Inhalieren über Honig, Vitamine und warmes Bier bis zur richtigen Anwendung vom Nasenspray – wir haben beim Apothekerverband nachgefragt, was wirklich hilft.
Mal klirrend kalt, mal sonnig und warm, mal triefend nass: Der Winter zeigt sich von seiner abwechslungsreichen Seite. Man verbringt viel Zeit in geschlossenen Räumen und riskiert so mehr Ansteckungen mit Erkältungsviren, die auf ein geschwächtes Immunsystem prallen. Wohl jeder kennt es, wenn man im Winter anfälliger für Krankheiten ist. Die häufigste darunter: eine Erkältung.
Nun hat vermutlich jeder seine eigenen Tipps und Tricks, was gegen den nervigen Schnupfen, den kratzenden Hals oder das Niesen hilft. Auch das Internet hält viele scheinbar gute Lösungen parat. Doch was hilft denn tatsächlich? Wir haben Apotheker gefragt.
Gegen viel Wasser und ungesüßten Tee, frische Luft, Hände waschen, Nasenspülung, oder die allseits bekannte Hühnersuppe spricht nichts. Das sind die häufigsten Tipps, die es für kranke Menschen gibt. Dazu zählt auch Inhalieren. Was spricht für Letzteres?
Inhalieren
Zuerst einmal muss beim Inhalieren zwischen zwei Arten unterschieden werden, erklärt Frank Eickmann, Pressesprecher des Landesapothekerverbands Baden-Württemberg. So wie es vermutlich die meisten zu Hause machen, mit heißem Wasser und ätherischen Ölen, lindere Inhalieren innerhalb kürzester Zeit das „Verstopfte-Nase-Gefühl“.
Die größeren Tröpfchen befeuchten dabei vor allem die Nasenschleimhaut, lösen Krusten und stimulieren Kälterezeptoren, führt der stellvertretende Geschäftsführer des Verbands aus. Wer nun den festsitzenden Schleim lösen will, der seinen Weg bis in die Lunge gefunden hat, findet Abhilfe bei der Inhalation von 0,9-prozentiger Kochsalzlösung mit einem Ultraschall-Vernebler.
Erkältungsbad
Ebenfalls kommen beim Erkältungsbad ätherische Öle zum Einsatz. “Durch das Verdampfen der Öle in heißem Wasser werden die Kälterezeptoren in der Nase gereizt, wodurch eine freie Nasenatmung ermöglicht wird“, betont Eickmann. „Und wer frei atmet, schläft besser!“
Warme Wickel
Warme Wickel, wie sie die eigene Großmutter oft empfiehlt, sind besonders bei Fieber „hervorragend geeignet“, da sie dem Körper einen Teil der Wärme entziehen, sagt der Pressesprecher. Oftmals werden, wie auch bei Ohrenschmerzen, Zwiebelwickel genutzt. Das Gemüse enthält unter anderem Senföle, die antibakteriell wirken.
Für die Wickel wird die Zwiebel klein geschnitten, in ein großes Stofftuch gegeben und im Backofen oder über Wasserdampf erwärmt, erläutert er. „Der warme (nicht heiße!) Wickel“ kommt dann direkt auf den Hals oder eben das schmerzende Ohr. Sobald der Wickel selbst heiß ist – ungefähr nach zehn bis 30 Minuten – sollte er abgenommen oder erneuert werden, sagt der Experte. Bei Ohrenschmerzen kann er aufgelegt bleiben, bis er abgekühlt ist.
Ingwer, Honig und Propolis
Wer zu natürlichen Hilfsmitteln greifen will, hat auch oft Ingwer, Honig oder sogar Propolis zur Hand. „Diese natürlichen Erkältungshelfer enthalten sehr viele verschiedene Pflanzeninhaltsstoffe, die in ihrer Gesamtheit einen positiven Beitrag leisten können“, bestätigt Eickmann. Oft reiche allerdings die Konzentration der wirksamen Bestandteile nicht aus. Daher könne es hilfreich sein, sich bezüglich pflanzlicher Arzneimittel oder Nahrungsergänzungsmittel mit Extrakten dieser Stoffen beraten zu lassen.
Warme Milch oder Tee mit Honig
Ein kleiner Wissenscheck: Warme Milch oder Tee mit Honig wird oft ans Krankenbett gereicht. Die warme Flüssigkeit soll Schmerzen lindern und der Honig entzündungshemmend sein. Was viele dabei jedoch nicht wissen: Honig verliert diese mögliche Wirkung bei einer Temperatur von circa 40 Grad. Denn die wirksamen Bestandteile im Honig sind Proteine. Da Eiweißstoffe jedoch sehr hitzeempfindlich sind, verlieren sie durch Hitze ihre Struktur und damit ihre Wirkung, bestätigt der Pressesprecher.
Und er weist auch gleich darauf hin, dass aus diesem Grund Fieber ab 40 Grad Celsius so gefährlich ist. „Unser Körper besteht zu einem sehr großen Anteil aus Proteinen. Wenn diese bei 40 Grad ihre Struktur verändern – in der Fachsprache „denaturieren“ genannt – kann der Körper einfach nicht mehr regulär funktionieren.“
Vitamine und Zusatzstoffe
Vitamin C und Zink: „Diese beiden Stoffe sind sehr hilfreich und unterstützen das Immunsystem“, sagt Eickmann. Zink wirke außerdem nachweislich gegen die nervigen Schnupfen-Viren. Jedoch gebe es wie bei allen Mineralien gut und schlecht lösliche – und damit gut und schlecht verwertbare – Salze. Zinkoxid beispielsweise ist ein anorganisches und damit schlecht lösliches Salz. Zinkorotat dagegen ein organisches und für den Körper gut verwertbares Salz. Das sei auch oft der Unterschied zwischen Drogerie- und Apotheken-Produkten.
Bei Vitamin C sei besonders darauf zu achten, dass es sich dabei um ein wasserlösliches Vitamin handelt. “Was der Körper nicht sofort verwerten kann, wird über den Urin sofort wieder ausgeschieden. Dosen von 1000 Milligramm als Brausetabletten einzunehmen, ist also nur bedingt sinnvoll“, unterstreicht er.
Warmes Bier
Wer ein bisschen länger nach einem Hausmittel für seinen Schnupfen oder die Erkältung sucht, kann im Internet auf die Empfehlung „Warmes Bier trinken“ stoßen. Klingt etwas absurd und ist mit Vorsicht zu genießen, wie auch der Apothekerverband unterstreicht. Denn die warme Flüssigkeit könne zwar den festsitzenden Schleim lösen und der enthaltene Hopfen schlaffördernd wirken, jedoch entzieht Alkohol dem Körper Flüssigkeit und schwächt das Immunsystem. „Wenn man dieses Hausmittel ausprobieren möchte, dann sollte man aber unbedingt eine alkoholfreie Variante wählen“, betont Eickmann. Besser wäre hier ein hochwertiger Schlaftee, der vermutlich denselben Effekt erzielt.
Der „Geheimtipp“ zum Nasenspray
Ein „Wundermittel“ gegen Schnupfen und Erkältungen hat der Pressesprecher auf Anfrage zwar nicht parat. Jedoch überrascht er mit einem „Geheimtipp“. Die meisten erkrankten Menschen greifen in der Apotheke nach Nasenspray. Doch wie Eickmann erklärt, wissen die wenigsten, wie es richtig anzuwenden ist.
Denn das Mittel sollte nicht einfach nur in die Nase gesprüht werden. Die Haltung des Applikators macht den Unterschied. Demnach soll mit der linken Hand ins rechte Nasenloch und umgekehrt gesprüht werden. „Zielen sollte man dabei auf das Ohrläppchen der Seite des Nasenlochs, beim Sprühen leicht einatmen und dabei auf die Füße schauen“, rät der Pressesprecher. So treffe man dann auch die geschwollene Nasenschleimhaut, was wiederum zu schnellerer Linderung der Beschwerden führe.
Ab wann sollte man zum Arzt?
Apotheker empfehlen
Spätestens bei mehr als zwei bis drei Tage andauerndem Fieber, bei schmerzhaftem Husten und farbigem Auswurf, bei Atemnot und einer intensiven körperlichen Abgeschlagenheit sollten betroffene Patienten ihre Ärztin oder ihren Arzt aufsuchen.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien erstmals am 28. Oktober 2024 und wurde aufgrund der aktuellen Relevanz aktualisiert.