Tanzstar Eric Gauthier, der am Mittwoch die „Nacht der Lieder“ moderiert, spielt in der „Soko Stuttgart“ eine Leiche am Schwulentreff.
Stuttgart - Gestorben ist er schon hundertmal als Mercutio in „Romeo und Julia“. Aber tot am Schwulentreff lag er noch nie. Bestimmt quicklebendig moderiert Ballettstar Eric Gauthier am heutigen Mittwoch, 19.30 Uhr, die ausverkaufte „Nacht der Lieder“ im Theaterhaus für die Aktion Weihnachten der Stuttgarter Nachrichten. Anderntags liegt der sonst so quirlige Mann im Blut – als erstochener Tänzer im ZDF in der „Soko Stuttgart“.
Am Stricherlaufsteg des Stuttgarter Schlossgartens wird der berühmte Tote gefunden. Der junge „Soko“-Ermittler Rico Sander alias Benjamin Strecker stottert sich am Wort schwul vorbei. Hat da jemand Probleme mit der eigenen Homosexualität oder mit der seines Vorgesetzen? In einer Großstadt wie Stuttgart gar?
Aber nein, wir sind auf der völlig falschen Fährte. Drehbuchautoren lieben es, uns in die Irre zu führen. In der Folge „Weitertanzen“, die morgen zum Auftakt der vierten Stuttgarter „Soko“-Staffel um 18.05 Uhr ausgestrahlt wird, schafft die Handlung halsbrecherische Drehungen. Um das Klischee von den schwulen Tänzern, das wird rasch klar, geht es nicht. Wäre auch viel zu einfach. Aber wer hat den Ballettstar, der im Film Jerome Withermann heißt, abgestochen? Wird es Eric Gauther womöglich selbst verraten, wenn er heute in der „Nacht der Lieder“ durchs Programm führt?
Es wurde viel gelacht – und das bei einer Leiche
Als 1962 der Kabarettist Wolfgang Neuss in einer Zeitungsanzeige den Namen des Mörders der Krimiserie „Das Halstuch“ einen Tag vor Ausstrahlung preisgab, war’s ein Skandal wie in diesem Jahr nur noch bei der „Spiegel“-Affäre. Die „Bild“-Zeitung nannte den Provokateur mit der Trommel einen „Vaterlandsverräter“. Es wäre möglich, in diesem Artikel nun den Namen des Täters zu nennen, der den Balletttänzer Jerome Withermann alias Eric Gauthier auf dem Gewissen hat – im Grunde ist das aber gar nicht mehr nötig. So viele in der Stadt kennen den Mörder mittlerweile.
Im Theaterhaus hatte bereits die Kompanie von Gauthier Dance mit etwa 70 Freunden und Kollegen viel Spaß daran, den Film vorab anzuschauen. Das ZDF genehmigte zudem, dass der Förderverein der Gauthier-Stiftung mit 250 Zuschauern in den Genuss einer Preview kam. Es wurde viel gelacht – und das bei einer Leiche. Eric musste zweimal still liegen – erst im Park und dann im Leichenschauhaus. Wenn das keine Kunst ist für einen, der selten ruhig bleiben kann.
Schauen Sie sich, liebe Leserinnen und Leser, die Folge am Donnerstag unbedingt an. Nicht etwa, weil die Mördersuche so spannend wäre. Aber bereits die Szenen aus dem Theaterhaus sowie Gauthiers Choreografie für die Tanzszenen der „Soko“ lohnen das Einschalten. Übrigens: Der Schauspieler Roman Knizka, einer der Hauptverdächtigen im Film, bekam beim Tanzen ein Körperdouble. Florian Lochner von Gauthier Dance lieh ihm sein Ballettkönnen.
Vier Millionen schauen im Schnitt bei der „Soko“ zu
Ein gesamtes Publikum spielt mit. Vor der normalen Aufführung des Gauthier-Stücks „Lucky Seven“ sollten alle Zuschauer für die „Soko“-Kameras im voll besetzen großen Saal T 1 klatschen. Die gespielte Begeisterung war für den Regisseur zu viel des Guten. Im zweiten Durchlauf durfte dann nicht mehr so laut gejubelt werden.
„Super“ findet Eric die Krimi-Tanz-Folge. „Die Leute werden sehen, wie cool Stuttgart ist“, sagt er. Vier Millionen schauen im Schnitt bei der „Soko“ zu. Wie spielt sich eine Leiche? „Es ist schwerer, als es aussieht“, erklärt der Kanadier. Am Donnerstag werden er und das Ensemble bei der Ausstrahlung das ZDF nicht einschalten können. Die Kompanie, die mit weihnachtlichem Tanz bei der „Nacht der Lieder“ dabei ist, probt für „Future 6“, das neue Programm, das am 11. Januar Premiere feiert.
Auch eine „Soko“-Leiche hat nicht viel Zeit, sich auszuruhen. Aufstehen, weitertanzen! Sein Publikum liebt Eric dafür.