Karin Armbruster trägt den Tourismusbericht vor. Foto: Frey

In der jüngsten Sitzung des Loßburger Gemeinderats berichtete Karin Armbruster, die Leiterin der Tourist-Info, über die Entwicklung im Jahr 2022. „Der Tourismus in Baden-Württemberg befindet sich auf Erholungskurs“, lautete ihr Fazit.

Noch immer kommen etwa 85 Prozent der Gäste aus Deutschland, aber auch aus Frankreich, der Schweiz und den Niederlanden reisen wieder vermehrt Gäste nach Loßburg. Als Vergleichswert hatte Armbruster das Jahr 2019 gewählt, also das letzte Jahr vor der Pandemie. 2022 lagen die Übernachtungszahlen rund zehn Prozent unter denen von 2019. Gut 98 000 Gäste wurden 2022 gezählt – und damit das Ziel von 100 000 knapp verfehlt. Aber in diese Statistik fließen nur die tatsächlich gemeldeten Übernachtungszahlen ein. Wer zum Beispiel sein Wohnmobil auf einem Stellplatz abstellt, abends zum Essen geht und am nächsten Morgen weiterfährt, der tauche hier gar nicht auf.

Der Rückgang bei Hotels und Gasthöfen sei mit 3,6 Prozent gering, während bei den Ferienwohnungen ein deutliches Minus von 25,3 Prozent stehe. Armbruster befürchtet, dass manch eine Ferienwohnung nach zwei Jahren coronabedingtem Leerstand und gleichzeitiger Wohnungsnot in eine dauervermietete Wohnung umgewandelt wurde. Auch bei den Erholungsheimen waren die Rückgänge mit knapp neun Prozent relativ hoch. „Aber da herrschte auch die strengste Testpflicht, mindestens einmal pro Woche. Das führte zu vielen vorzeitigen Abreisen, in manchen Fällen sogar zum Nichtantritt“, erklärte Armbruster dem Gremium. Durch die kurzfristige Öffnung einer weiteren Pension seien dagegen in diesem Bereich die Übernachtungen um zehn Prozent angestiegen.

Übernachtung in der Natur

Ein absoluter Renner waren die drei Plattformen des Trekking-Camps, knapp 1000 Gäste entschieden sich für die Übernachtung mitten in der Natur. Dagegen fehlen Stellplätze für Wohnmobile mit angeschlossener Infrastruktur wie Sanitäreinrichtungen. „Der Markt geht komplett an uns vorbei, dabei lässt ein Wohnmobilist im Durchschnitt 85 Euro am Tag in seiner Feriengemeinde liegen“, sagte Armbruster.

Bedauerlich – und ein wenig unerklärlich – sei der Rückgang der Geschäftsreisen, die seit Jahren kontinuierlich abnehmen. Werner Faulhaber (FWV) führt dies auf die vermehrte Nutzung von Online-Systemen während Corona zurück und hofft 2023 auf eine Trendwende. Im Buchungssystem sei bisher nichts zu erkennen, dämpfte Armbruster seine Hoffnung.

Kinzighaus beinahe komplett ausgebucht

Auch die ständigen Baustellen seien für den Tourismus eine Herausforderung. Nach aktueller Rechtsprechung müssen Vermieter ihre Gäste vor Reiseantritt auf möglichen Baulärm hinweisen. Dafür sei das Kinzighaus 2023 bis auf zwei Wochenenden in den Sommerferien komplett ausgebucht. Im Mai startet die Trekking-Saison, der „Buchungskalender sieht gut aus“, so Armbruster. Das Reisen werde immer digitaler, eindrückliche Beispiele dafür zeigen sich an der Nutzung der sozialen Medien. Die Facebook-Seite habe mehr als 100 000 Follower, die Reichweite auf Instagram um 400 Prozent zugenommen.

Smartphones seien für den Tourismus unverzichtbar. Loßburg habe diesen Trend erkannt, mit dem Audioguide für die Kunstmeile und der digitalen Ausleihmöglichkeit für das Lastenrad „LoLa“ seien die ersten Projekte erfolgreich realisiert. Statt des Magazins „Treffpunkte“ sei nun der Veranstaltungskalender digitalisiert und werde per E-Mail an die Gastgeber versandt, was weniger Papier verbrauche. Auch im Tourismus sei Nachhaltigkeit ein Thema. Loßburg habe als nachhaltiges Reiseziel in der Nationalparkregion die „TourCert“-Zertifizierung erhalten.