Im Jahr 2007 waren Schülerinnen und Schüler der Sporthauptschule Gols zum Austausch in Ergenzingen. Foto: Klaus Ranft

25 Jahre ist es her, da feierte der Rottenburger Stadtteil Ergenzingen mit einem rauschenden Fest in der damals noch so heißenden Turn- und Festhalle die Partnerschaft mit der österreichisch-burgenländischen Gemeinde Gols.

Vorausgegangen war dieser Partnerschaft eine elfjährige, ratifizierte Freundschaft zwischen den beiden Gemeinden, aber die ersten Kontakte zwischen Ergenzingern und Golsern gingen bis in das Jahr 1968 zurück. Sie entstanden durch eine Hochzeitsreise von Friseurmeister Manfred Schäfer und seiner Gattin Helga, die im selben Jahr im nahen Podersdorf am Neusiedler See logierten. Eine Stippvisite führte den umtriebigen Ehegatten dann auch zum ersten Golser Volksfest.

 

Erste Verbindungen wurden geknüpft und da Schäfer auch Vorsitzender des TuS Ergenzingen war, kreuzten die Fußballer dann auch als erster Ergenzinger Verein im Burgenland auf. Die Kontakte wurden intensiver, es folgten im Laufe der Jahre der Musikverein, die Feuerwehr und der Liederkranz. Bis 1987 war es ein „loses Miteinander“, dann fuhr erstmalig eine offizielle Ergenzinger Delegation unter Federführung des damaligen Ortsvorstehers Meinrad Grammer und auf Einladung des Golser Bürgermeisters Matthias Achs ins Burgenland , um eine vereinsübergreifende Zusammenarbeit auszuloten. Bei kühlem Wein, im Keller des Golser Rathauses, wurde dann die Idee geboren, eine Freundschaft zu ratifizieren. Ein Termin wurde allerdings nicht festgelegt.

Im Gegensatz zu den Golsern, die damals schon von einer Partnerschaft sprachen, agierte man auf Ergenzinger Seite wesentlich zurückhaltender. Zu groß waren im damaligen mehrheitlich „schwarzen Ortschaftsrat“ noch die Vorurteile gegenüber dem „rot regierten“ und protestantischem Weinort Gols. Die Kontakte rissen allerdings nicht ab und 1988 reisten die Ergenzinger wieder ins Burgenland und man wurde sich – nachdem man die Worte Partnerschaft und Freundschaft klar definiert hatte – einig, im Jahre 1989 die freundschaftlichen Bande offiziell zu besiegeln. Damals reisten gut und gerne 200 Ergenzinger privat oder mit Bussen nach Gols, um der Freundschaftsfeier beizuwohnen.

Freundschaft schlief einst ein

Als dann 1993 Ortsvorsteher Meinrad Grammer zurücktrat, schlief diese Freundschaft weitgehend ein. Die privaten Kontakte funktionierten zwar weiterhin, die offiziellen allerdings nicht. Man vergaß sogar, die Golser Freunde zum Dorffest 1994 einzuladen. Der damalige Golser Bürgermeister Matthias Achs, zugleich österreichischer Nationalrat und Verfechter eines vereinigten Europas, zeigte sich allerdings großmütig und meinte in seiner unnachahmlichen Art: „Jo des muaßt verstehn, die Ergenzinger ham’s jo derzeit koan richtigen Chef und der Kommisär kann net olls wissen“.

Kurzum, die Verhältnisse normalisierten sich wieder, man besuchte sich gegenseitig und am 23. Juni 1999 fasste dann der Ortschaftsrat den einstimmigen Beschluss, eine Partnerschaft mit den Burgenländern einzugehen. Diese wurde dann 2000 in Ergenzingen, 2001 in Gols vollzogen. Gut und gerne weitere zwölf Jahre wurde diese auf relativ hohem Niveau gepflegt, 2007 kam es sogar noch zu einem Schüleraustausch. Dann wurde es etwas gemütlicher. Das hatte auch damit zu tun, dass die Menschen, die sich in beiden Orten für diese Partnerschaft eingesetzt hatten, verstarben, oder auch altershalber sich nicht mehr so oft auf die rund 800 Kilometer langen Reisen machen wollten. Der „Bustourismus“ auf beiden Seiten unterblieb, sieht man einmal vom Ergenzinger Förderverein für diese Partnerschaft ab, der die eine oder andere Reise in die Partnergemeinde anbot.

Ein Bild aus der Blütezeit der Partnerschaft aus dem Jahr 2008. Von links: Ergenzingens damaliger Ortsvorsteher Hans Beser, Nationalrat Matthias Achs, Rottenburgs OB Stephan Neher und der ehemalige Golser Bürgermeister Hans Schrammel. Foto: Ranft

Wunsch nach einer Jubiläumsfeier

Dennoch ist der Wunsch der Ergenzinger, dass man das 25-jährige Jubiläum in Ergenzingen zusammen mit den Golsern feiert, groß. Allerdings gelang es bis heute nicht, einen gemeinsamen Nenner für einen Termin zu finden, an dem die Jubiläumsfeier stattfinden könnte.

Wie Ergenzingens Ortsvorsteher Timo Wachendorfer dazu mitteilte, habe man den Golsern nun das erste Oktoberwochenende vorgeschlagen. Eine Antwort stehe aber noch aus. All zu viel Hoffnung sollte man auf diesen Termin allerdings nicht setzen, denn je nach Wetterlage könnte dieser im größten österreichischen Weinort in die Weinlese fallen.

Eines zog sich allerdings schon immer wie ein roter Faden durch die nunmehr 36 Jahre alte Freundschaft und Partnerschaftsgeschichte: Die beiden „Rathäuser“ taten sich mit der Kommunikation untereinander schwer.