Innenstadtberaterin Julia Walter sieht viel Potenzial. Foto: Fritsch

Was läuft gut in der Calwer Innenstadt? Wo besteht Verbesserungsbedarf? Und was kann man ändern? Die Innenstadtberaterin Julia Walter hat Antworten auf diese Fragen gefunden, die sie jüngst im Bürgerforum und im Gemeinderat präsentierte.

Calw - Sie hat ja durchaus ihre Reize, die Calwer Innenstadt. Sie wurde von Julia Walter unter die Lupe genommen. Die Innenstadtberaterin hat bei ihrem Check die kurzen Wege die Überschaubarkeit, das Leitsystem und die Anbindung mit Bus und Bahn als Pluspunkte ausgemacht.

Aber natürlich hat Walter, deren Arbeit vom baden-württembergischen Wirtschaftsministerium gefördert wird und bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Nordschwarzwald in Pforzheim angesiedelt ist, auch Schwächen gefunden. Und darauf kommt es letztlich an. Denn die Analyse soll ja zu Verbesserungen führen, um die Innenstadt als Einkaufs-, Begegnungs- und Verweilort attraktiver zu machen.

Es fehlen laut Walter Orientierungs- und Informationspunkte, die Kunden und Besucher zu Handel und Gastronomie lenken können. Die wenigen Informationen, die es gibt, sind oft fehlerhaft oder unvollständig. Jedes Parkhaus der Stadt habe eine eigene Unterseite, sie schlägt vor, auf der Homepage eine interaktive Karte einzustellen.

Fitnessgeräte gewünscht

Der Nagolduferweg sei viel zu grau, daraus lasse sich mehr machen. Etwa durch Begrünung und eine künstlerische Gestaltung, auch unter der Einbeziehung von Jugendlichen. In der Lederstraße gebe es zu wenige Möglichkeiten, um zu sitzen und zu beobachten. Auch am "sehr, sehr schönen" Marktplatz reichen die Bänke vor allem in der Mittagszeit nicht aus und sind zudem unbequem, führte sie aus.

Für den Brühlpark hatte Walter lobende Worte übrig. Der Bereich zwischen dem Vereinsheim des Kroatischen Kulturvereins und der Bundesstraße 206 jedoch biete "Verbesserungspotenzial" – beispielsweise durch Fitnessgeräte.

Was den Einzelhandel und die Gastronomie angeht, legte die Innenstadtberaterin eine genaue Analyse dessen vor, was die Betriebe in der digitalen Welt leisten. Sind Öffnungszeiten, Telefonnummer und allgemeine Infos online zu finden? Gibt es vielleicht sogar einen Onlineshop? Und haben die Unternehmen Auftritte in den sozialen Medien? Ein kurzer Überblick vorneweg: 88 inhabergeführte Unternehmen sind in Calws Innenstadt angesiedelt. 15 davon haben weder eine Homepage, noch einen Social-Media-Auftritt. Die Vermarktung des Angebots in der Stadt, betonte Walter, müsse man ausbauen. Hermann Seyfried (Neue Liste Calw) sieht hier jedoch weder die Stadt, den Gemeinderat, noch den Lenkungskreis des Bürgerforums in der Pflicht – sondern die Händler und Gastronomen selbst, betonte er in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats.

Kleine Konzerte

Die Innenstadt zu einem bunten Wohnzimmer zu machen – das sieht laut der Innenstadtberaterin eine Vision 2025 vor. Vorschläge gibt es viele. Das reicht von einem Fest der Kulturen, einem Open-Air auf dem Marktplatz, das es mit "Calw rockt" schon einmal gegeben hat, ein Picknick im Stadtgarten, einen organisierten Innenstadtbummel, kleine Konzerte oder ein Stammtisch. Walter sprach sich dafür aus, die Tourist-Information am Wochenende zu öffnen. Die Badstraße brauche ein neues Image.

Dem Lenkungskreis des Bürgerforums, dem Innenstadtakteure aus Handel, Gastronomie und Handwerk sowie Vertreter der Stadtverwaltung angehören, dürfte die Arbeit also nicht ausgehen. Deutlich wurde im Bürgerforum Innenstadt, dass die Jugend stärker einbezogen werden sollte. Schüler oder Auszubildende sind im Lenkungskreis derzeit jedenfalls nicht vertreten.

Im Gemeinderat keimte indes vor allem die Frage auf: Wie geht es jetzt weiter? Dieter Kömpf (Freie Wähler) sprach sich explizit dafür aus, die ausgearbeiteten Lösungen auch umzusetzen. Bernhard Plappert (CDU) ging noch einen Schritt weiter. Er wollte einen Antrag stellen, den Beschlussvorschlag dahingehend abzuändern, dass das Gremium die Ergebnisse des Innenstadt-Checks nicht nur zur Kenntnis nimmt, sondern auch die Umsetzung der daraus abgeleiteten Ideen zu beschließen. Kling warf jedoch ein, dass der Gemeinderat nicht über den Lenkungskreis bestimmen könne. Dennoch sagte er zu, möglichst viel davon umsetzen zu wollen.

Konkret geplant sei bereits die Anmietung von zwei "Säulen" in der Innenstadt. Gemeint sind dabei zwei Ladenflächen, die die Stadt anmietet und die dazu dienen sollen, zum einen Gastronomie, zum anderen eine Präsentationsfläche für einen Betrieb in einem Teilort zu ermöglichen. Und natürlich, um dem Leerstand den Kampf anzusagen. Der sei, so Walter auf Nachfrage von Oliver Höfle (Gemeinsam für Calw) im Vergleich zu anderen Städten im Normalbereich, für eine Touristenstadt jedoch zu hoch.

Finanziert wird sowohl die Beratung durch Walter, wie auch bestimmte Maßnahmen durch das Förderprogramm "Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren" des Bundes.