Die Wahlplakate haben ausgedient, jetzt wird verhandelt.  Foto: Nädele

Der Vorsitzende des CDU-Kreisverbandes Rottweil und Rottweiler Landtagsabgeordnete, Stefan Teufel, gratuliert Maria-Lena Weiss zur Wahl in den deutschen Bundestag. Der CDU-Kreisverband Rottweil wünsche ihr viel Erfolg, Durchhaltevermögen und Gottes Segen.

Kreis Rottweil - Gleichzeitig spricht Teufel Dank an den langjährigen Bundestagsabgeordneten Volker Kauder für dessen erfolgreiche Arbeit in den zurückliegenden Jahren aus. "Gerade in dieser herausfordernden Zeit benötigen wir eine gute Regierung, denn Stabilität für Deutschland wie auch für ganz Europa hängt an der zügigen Bildung einer neuen Bundesregierung", so Teufel. Die CDU trage eine große Verantwortung für Europa.

In die Opposition

"Glückwunsch an Maria-Lena Weiss zum Direktmandat", sagt Rolf Buchholz, Vorsitzender des CDU-Ortsverbands Lauterbach. Mit dem Ergebnis seiner Partei könne er leben. Allerdings habe die CDU auf den falschen Kandidaten gesetzt und das Gezerfe im Vorfeld der Wahl sei nicht hilfreich gewesen. "Wir sollten in die Opposition, um uns rundzuerneuern", meint Buchholz. Sauer stoßen ihm die vielen Stimmen für die AfD auf: "Sie bieten keine Lösungen, sondern schlachten nur Dinge aus, die schief laufen", sagt Buchholz.

CDU muss sich bewegen

Schrambergs CDU-Stadtverbandsvorsitzender Thomas Brantner sieht es hinsichtlich einer künftigen Regierung so, dass sich zunächst einmal FDP und Grüne einig werden müssten, was sie wollten. Es sei aber nicht so, dass die CDU auf jeden Fall mitregieren müsse, auch wenn man dann die Chance habe, etwas zu gestalten. Als viel wichtiger beurteilt er die Notwendigkeit seiner Partei, sich zu bewegen und neu zu orientieren, um vor allem auch junge Menschen wieder als Wähler zu gewinnen. Die Gründe für die massiven Verluste der CDU sieht Brantner als vielfältig und betont, dass die Partei vor allem auch in ihren starken Kompetenzfeldern habe Federn lassen müssen. Dennoch, gibt er für den Wahlkreis zu bedenken, dass Maria-Lena Weiss mit Volker Kauder habe eine starke Persönlichkeit ersetzen müssen.

Dreier-Bündnis realistisch

Glückwünsche spricht auch Christian Ruf, CDU-Kreisrat und Rottweiler Bürgermeister, aus: "Ich gratuliere Maria-Lena Weiss zu ihrem guten Ergebnis nach einem engagierten Wahlkampf und wünsche ihr für ihre Arbeit in Berlin und für den Einsatz für die Landkreise Rottweil und Tuttlingen alles Gute. Zum Wahlausgang sagt er: "Nun ist es bei den Zweitstimmen doch ein Kopf-an-Kopf-Rennen gewesen, was viele angesichts der Umfragen schon fast nicht mehr gedacht haben. Richtig ist sicherlich: Eine Neuauflage der Groko darf es nicht mehr geben. Zurecht haben diese viele Bürger in den vergangenen Jahren als zu statisch empfunden." Realistischerweise müsse nun ein Dreier-Bündnis angestrebt werden, so Ruf. "Die Menschen erwarten jetzt stringente Koalitionsverhandlungen und rasche Ergebnisse noch deutlich vor Weihnachten."

Wichtig sei ihm, dass im Sinne des Landes nun persönliche Befindlichkeiten zurückgestellt werden. "Deshalb ist auch zu hinterfragen, ob ein Parteivorsitzender, der als Kanzlerkandidat massive Stimmverluste zu verzeichnen hat, als Verhandlungsführer erfolgreich sein kann."

Rajsp enttäuscht

Sonja Rajsp von den Grünen, die selbst als Kandidatin bei der Landtagswahl angetreten war, hatte auf mehr Stimmen für ihre Partei gehofft. "Das hätte der künftigen Regierung gut getan", meint sie. Alle Parteien außer der AfD hätten im Wahlkampf vom Klimaschutz geredet, doch nun müsse hierzu Farbe bekannt werden. Verhandlungen mit der FDP dürften schwierig werden, schätzt sie, da die Grünen Familien und Geringverdiener entlasten und Spitzenverdiener belasten wolle – "und bei der FDP ist das genau umgekehrt", so Rajsp. Es gebe aber auch Schnittmengen, beispielsweise beim Ausbau der Infrastruktur, damit die Technologieführerschaft erhalten bleiben könne.

Ob die Koalition mit der CDU oder SPD erfolge, sei ihr relativ egal, so die engagierte Grüne: "Es zählen die Inhalte." Schockiert war sie über die hohe Anzahl von AfD-Stimmen. Zudem bedauert sie, dass Annette Reif das Direktmandat verpasst habe, obwohl sie sich sehr reingekniet habe.

Die FDP im Glück

Wie Daniel Karrais, Kreisvorsitzender der FDP, berichtet, wurde "gejubelt" bei der gemeinsamen Wahlparty der FDP-Kreisverbände Rottweil und Tuttlingen. Man habe im gemeinsamen Wahlkreis Rottweil-Tuttlingen mit 18,1 Prozent das bundesweit beste Ergebnis überhaupt mit dem stärksten Zuwachs von 4,6 Prozent erzielt. Karrais zeigt sich äußerst zufrieden mit dem Ergebnis: "Die Leute hier haben eine Politik mit Vernunft, die sich um die Herausforderungen für den ländlichen Raum und die Mitte der Gesellschaft kümmert, gewählt. Wir sehen das als starke Bestätigung für unsere bisherige Arbeit. Wir danken allen Wählern für das große Vertrauen", so Karrais.

Mit 18,8 Prozent hätten die Freien Demokraten im Kreis Rottweil das bundesweite Ergebnis von 11,7 Prozent klar überboten. Karrais würdigt auch den Achtungserfolg von Wahlkreiskandidat Andreas Anton, der bei den Erststimmen mit 16,8 Prozent auf Platz zwei noch vor SPD und AfD landete. Der Listenplatz von Anton reichte aber nicht zum Einzug in den Bundestag. Auch der frühere Bundestagsabgeordnete und Staatssekretär Ernst Burgbacher zeigte sich begeistert vom Ergebnis.

Keine Groko

Ralf Ulbrich, der die SPD im Rottweiler Kreistag vertritt, freut sich ganz allgemein über die hohe Wahlbeteiligung. "Es zeigt, dass man die Menschen bei einer spannenden Wahl doch an die Urne bekommt." Was die Koalitionsgespräche betrifft, so geht er davon aus, dass sich die Verhandlungen über viele Wochen ziehen werden, bedingt durch das erwartete Dreier-Bündnis. "Eine große Koalition kann ich mir nicht vorstellen, auch wenn es rechnerisch eine Option wäre. Das ist, glaube ich, weder in Berlin noch vom Wähler gewollt."

Forderungen der IHK

Birgit Hakenjos, Präsidentin der Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwarzwald-Baar-Heuberg, meint zum Wahlausgang: "Unabhängig davon, wie die kommende Koalition aussehen wird, benötigen unsere mittelständischen Unternehmen Planungssicherheit für die kommenden Jahre sowie Entlastungen bei Bürokratie, Steuern und Abgaben." Bildung, Infrastruktur, Transformation und ein nachhaltiges Pandemiemanagement müssten die Schwerpunkte einer neuen Regierung sein, so Hakenjos. "Dazu gehört die weitere Stärkung des dualen Ausbildungssystems, und wir brauchen ausbildungsreife Schulabgänger ohne Lernrückstände. Grundlage für unsere Wertschöpfung sind außerdem bessere Straßen, ausgebaute Schienen, ein flächendeckendes Glasfasernetz und leistungsfähiger Mobilfunk." Für die regionalen Unternehmen herausragend wichtig sei eine gelungene Transformation in der Automobilindustrie, eine Regulierung mit Augenmaß in der Medizintechnik und eine Stärkung von Handel und Gastronomie zur Belebung der Innenstädte. Damit regionale Produkte und Dienstleistungen im internationalen Wettbewerb weiterhin erfolgreich sind, müsse ein starkes Europa das Ziel sein. "Daran misst die regionale Wirtschaft ihre Abgeordneten", so die IHK-Präsidentin.