Die evangelische Kindertagesstätte in Lahr-Burgheim freute sich fast zehn Jahre lang über Auszubildende aus Costa Rica. Doch nun kommen keine mehr. Fördergelder fehlen und Unterstützer werden gesucht.
Siuling Campos und Fiorella Mora könnten die letzten FSJler aus Costa Rica sein, die in der evangelischen Kita in Burgheim das pädagogische Berufsfeld kennenlernen. Mora ist 23 Jahre jung und will nach ihre Rückkehr nach Costa Rica ihr BWL-Studium beenden. Campos ist 24, will zurück in ihrer Heimat die Ausbildung als Erzieherin abschließen und danach weiter mit Kindern arbeiten. Für beide geht im September der Flug heimwärts – und für das nächste Kindergartenjahr gibt es keine FSJler, die für sie nach Burgheim kommen.
Neun Jahre lang kamen immer junge Frauen in die Kita, die für die Arbeitskräfte vor Ort eine große Unterstützung waren. „Wir suchen laufend neue FSJler und hatten durch das Austauschprogramm immer die Gewissheit, dass wir auf junge Kolleginnen aus Costa Rica bauen können. Sie sind für uns eine große Hilfe im Alltag“, sagt Kita-Leiterin Anna Eberle im Gespräch mit unserer Zeitung.
Seit 2016 arbeiten Menschen aus Lahrs Partnerstadt Alajuela jeweils für ein Jahr als FSJ im evangelischen Kindergarten Burgheim. Nur während der Pandemie war das Programm unterbrochen. Der 2022 verstorbene Heinz-Dieter Ritzau hat das Ganze bei der evangelischen Kirchengemeinde Lahr initiiert.
Mittlerweile organisiert Marlies Llombart als Vorsitzende des Freundeskreises Alajuela-Lahr den Austausch. „Die Nebenkosten und die Miete für die Wohnung der FSJler sind enorm gestiegen und auch der Verwaltungsaufwand ist höher als bei einem normalen FSJ. Die Fördergelder vom Land haben wir jedes Jahr neu beantragt, aber jetzt gibt es nicht mehr genug“, bedauert Llombart.
„Dieses FSJ war eine Brücke für den Austausch der beiden Städte. Die Bilanz ist super, aber wir wollen noch gar nicht aufhören.“ Der Verein könnte einen Teil der hohen Kosten auftreiben, aber nicht genug. „Einen Sponsor für Miete und Wohnung habe ich gefunden und auch schon viele Gespräche mit der Stadt Lahr geführt. Dort erfahren wir Zuspruch, aber die Haushaltsmittel sind gebunden“, so Llombart.
Großer Schritt für berufliche Integration im neuen Land
Sie ist auch noch mit dem Verwaltungs- und Serviceamt der evangelischen Kirche (VSA) und der Initiative Christen für Europa (ICE) als Träger des Projektes im Austausch, ob mehr von deren Seite geleistet werden kann. „VSA oder die Stadt Lahr können jedoch kein Mieter sein. Da brauchen wir einen anderen Namen im Mietvertrag“, meint sie.
Um auf die Notlage aufmerksam zu machen, ist auch eine Petition geplant. „Wir suchen Sponsoren und Kooperationspartner. Es ist schade, dass nicht erkannt wird, dass unserer FSJler ja auch eine Leistung erbringen. Die Leute kosten ja nicht nur Geld“, hält Llombart mit Bedauern fest.
Das FSJ in der Burgheimer Kita war für einige junge Frauen der erste Schritt zur Integration in einem neuen Land. Die erste FSJlerin, die kam, arbeitet jetzt in Lahr in einer anderen Kita, eine weitere nun in einer Kita in Heidelberg. Arianna Sanchez, vergangenes Jahr als FSJlerin in Burgheim, hat mittlerweile in einem metallverarbeitenden Betrieb im Kinzigtal eine berufliche Zukunft gefunden. Auch in der Persönlichkeitsentwicklung trägt das Jahr Früchte: Campos und Mora haben durch ihren Aufenthalt in Lahr ihre Leidenschaft fürs Wandern entdeckt.
Eine Wohnung wird dringend gesucht
Die Wohnung für die FSJlerinnen aus Costa Rica ist über die neun Jahre immer am schwierigsten zu organisieren gewesen. Derzeit wohnen Siuling Campos und Fiorella Mora in einem recht großen Haus in Reichenbach. „Auch eine kleinere Wohnung, wie eine Zwei-Zimmer-WG, würde uns aber schon helfen. Diese muss aber möbliert sein, denn unsere FSJlerinnen kommen nur mit ihrem Koffer hier an“, erklärt Marlies Llombart.