Strahlendes Trio: Nathalie Armbruster (links) und Svenja Würth nehmen Sommer-Grand-Prix-Siegerin Ema Volavsek aus Slowenien in ihre Mitte. Foto: fis/fis

Neue Formate für eine olympische Zukunft haben die nordischen Kombinierer ausprobiert. Nathalie Armbruster war skeptisch – doch die Premiere hat sie begeistert.

Der kurze Sommer-Grand-Prix der nordisch Kombinierten ist schon wieder Geschichte. Um die olympische Zukunft zu retten, wurden zwei neue Formate getestet. Am Ende war dann doch wieder alles so wie immer: Auf dem Podium winkten Athletinnen und Athleten aus Deutschland, Norwegen, Österreich und Slowenien. Immerhin konnte Ilkka Herola als Sieger des letzten Sommer-Grand-Prix’ in die Phalanx der führenden Nationen eindringen. Dabei wurde nach der neuen Single-Mixed-Staffel von Oberwiesenthal in Villach ein „Individual Compact“-Rennen aus der Taufe gehoben.

 

Es geht um alles

Es steht nicht weniger auf dem Spiel als die olympische Zukunft der einstmaligen „Könige des nordischen Skisports“. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat die nordische Kombination angezählt, und wenn nicht mehr Nationen an den Wettkämpfen teilnehmen, wenn nicht mehr Zuschauer vor die Fernsehgeräte und in die Stadien strömen, dann werden Johannes Rydzek und Co. 2026 zum letzten Mal die Chance haben, Olympiasieger zu werden. Und die Frauen, die entgegen der Agenda 2020 für die Spiele 2026 ausgeschlossen worden waren, werden für immer draußen vor der Olympia-Tür stehen.

„Ich war mir im Voraus nicht so ganz sicher, was ich von dem Compact-Format halten soll“, gab die Freudenstädterin Nathalie Armbruster (SV/SZ Kniebis) zu, „weil es einfach so ist, dass die guten Läufer einen wahnsinnigen Vorteil haben und es nicht wirklich darum geht, wer der beste nordische Kombinierer ist, sondern eher, wer der beste Läufer ist.“

Das Compact-Format wurde in Villach ausprobiert, um neue Spannung in den Kampf der Springer und Läufer zu bringen. Die Startreihenfolge wird im Springen ermittelt, aber die erreichten Punkte auf der Schanze werden nicht in Zeitgutschriften umgewandelt, die Abstände beim Laufen sind vorher festgelegt, zwischen Platz 1 und 3 sind das je 6 Sekunden, zwischen 4 und 6 je vier Sekunden, zwischen 7 und 9 drei und danach immer zwei Sekunden.

Starke Läufer im Vorteil

Das führt zu einem eng zusammenliegenden Feld und gleicht tatsächlich am Ende einer Langlauf-Entscheidung. Nicht umsonst lagen bei der Impact-Premiere der Oberstdorfer Johannes Rydzek und die Norwegerin Ida Marie Hagen vorn – beide sind starke Läufer. „Nichtsdestotrotz fand ich, dass es ein sehr spannendes Rennen war“, drückte sich Nathalie Armbruster am Ende diplomatisch aus. Und sie hatte auch Spaß dabei, „weil doch alles viel enger zusammen war“. Trotz des Vorteils der Läufer landete sie als Dritte hinter Hagen und der Slowenin Ema Volavsek auf dem dritten Platz.

Svenja Würth dreht auf

Die Baiersbronnerin Svenja Würth hätte das neue Format ausprobiert – auch wenn ihre Sprünge nicht mehr so viel wert sind. Doch sie konnte den mit Abstand weitesten Satz der Konkurrenz (96,0 Meter) nicht stehen und verzichtete auf den Lauf. Ihre Stärke zeigte Svenja Würth tags darauf, als es wieder „klassisch“ zur Sache ging: Sie führte nach dem Springen und konnte – obwohl die Zeitabstände nicht gewaltig waren – ihren Vorsprung so ins Ziel retten, dass sie zum ersten Mal seit ihrem Wechsel zu den Kombiniererinnen hinter Sommer-Grand-Prix-Siegerin Volavsek und der Gesamt-Zweiten Nathalie Armbruster als Dritte aufs Podest lief.

„Ein kleiner Meilenstein“

„Das hätte ich im Vorfeld nicht gedacht, dass ich aufs Podest laufen kann. Aber heute ist mal alles gut zusammengelaufen“, freute sich Svenja Würth, die Unterstützung von Freunden und Familie an der Strecke hatte. „Das war noch mal so ein kleiner Meilenstein für mich in meiner Karriere“, jubelte sie. „Springen läuft super“, stellte sie als Sommer-Fazit fest, „Laufen gibt es noch das eine oder andere aufzuholen – nach wie vor.“

Nach eineinhalb intensiven Sommer-Wettkampf-Wochen stellte nicht nur die erfolgreiche Nathalie Armbruster fest, dass „die Akkus einfach leer“ waren und „alle am Ende unserer Kräfte“ waren. Doch insgesamt war sie „mega happy“ über ihren zweiten Platz im letzten Rennen und dem zweiten Gesamtplatz. Und: „Es war richtig, richtig cool überall auch mit den Männern zusammen im Hotel zu wohnen und als ein großes Team Deutschland aufzutreten.“

Und jetzt: Vollgas bis zum Winter!

Svenja Würth gibt das Motto vor: „Wir geben alle noch mal Vollgas bis zum Winter.“ Und hoffen, dass das IOC die Bemühungen der Kombinierer zu würdigen weiß. Am ersten Dezember-Wochenende wird es ernst.