Die Kölner Band Erdmöbel Foto: pro

Die Musik der Erdmöbel ist eine seltsame Mischung: Clever arrangierte Songs mit Texten von kryptischer Alltäglichkeit, hintersinnig schräger Humor. Stücke, die man sich zweimal anhören muss, alleine schon, um die Irritation loszuwerden, die sie erzeugen – und zu denen man dennoch tanzen kann.

Stuttgart - Alles ist rosa: die Band, das Blumenmeer hinter der Bühne. Und das Leben ist schön – das singen Erdmöbel. Sie kommen aus Köln und sind die deutsche Lieblingsband von leider Wenigen. Die Musik der Erdmöbel ist eine seltsame Mischung: Clever arrangierte Songs mit Texten von kryptischer Alltäglichkeit, hintersinnig schräger Humor. Stücke, die man sich zweimal anhören muss, alleine schon, um die Irritation loszuwerden, die sie erzeugen – und zu denen man dennoch tanzen kann. In einer Zeit, in der meist nur die plumpe Parodie triumphiert, treffen Erdmöbel raffinierte Zwischentöne.

Die Erinnerungen an die 1970er Jahre, mit denen sie spielen, sind echt, die Musiker sind in jener Zeit groß geworden: 2015 werden Erdmöbel 20 Jahre alt. „Wohohoho“ singt Markus Berges – ein Ausruf, den er sich geliehen hat, von Carl Douglas. Das jüngste Erdmöbelalbum heißt so, wie dessen größter Hit von 1974, „Kung Fu Fighting“. Berges, Jahrgang 1966, war damals acht Jahre alt. Heute singt er von Vergnügungslokalen mit Weinzwang, ein trauriges Lied, und doch so heiter. Und Ekki Maas, der einen Strohhut trägt, ein Jackett, natürlich in rosa, und einen weißen Vollbart, wechselt die Bassgitarre – vier solche Instrumente stehen hinter ihm, jedes von ihnen hat einen anderen Klang.

Maas produziert nicht nur Erdmöbel, sondern auch PeterLicht, gemeinsam mit Berges schreibt er die Erdmöbelsongs, und mit seinen Bassgitarren, ihrem mal trockenen, mal weichen Sound, ihren Riffs und Melodien, prägt er sie wesentlich. So lapidar und lässig diese Band vor ihr Publikum tritt, so ausgefeilt spielt sie. Zur Linken sitzt Wolfgang Proppe über seinen Keyboards, hinter ihm stehen Christa Becker und Henning Beckmann, die Erdmöbel live mit Flöte und Posaune begleiten, der Posaunist trägt Pullunder. Ganz rechts Christian Wübben an einem kleinen Drumset. Auf „Kung Fu Fighting“ befindet sich auch ein Song, den Erdmöbel gemeinsam mit Désirée Nosbusch aufnahmen, deutsche Fernsehikone der 1980er Jahre – da sie nicht dabei ist, wird Wübben bei diesem Stück zur Désirée. An einem Videoclip mit Nosbusch arbeiten Erdmöbel noch, sagt Markus Berges.

Einen Blinker, ein ziemlich schlichtes Discoblitzlicht, hat die Band mit nach Stuttgart gebracht. Und viele kleine Erinnerungen an ein Konzert, das sie vor Jahren schon gab, in der Röhre, die es nun auch nicht mehr gibt. Aber das Publikum im Schauspielhaus singt lauter und inniger mit, als damals, bei ihren Stücken. „Nah bei dir“ heißt der Song, bei dem es den Refrain übernimmt, „Close to you“ hieß er 1970, als die Carpenters ihn sangen. Allzu bekannte Songs covern, ganz fern vom Klischee, mit deutschen Texten, die besser sind, als die englischen – das können nur Erdmöbel, das haben sie schon 2007 bewiesen, mit ihrem Album „No. 1 Hits“. Im Schauspiel summt und singt der halbvolle Saal, zuletzt stimmt Berges ein Stück über die Vorzüge der Fahrstuhlmusik an, dann gehen Erdmöbel zur Signierstunde ins Foyer.