Die Erddeponie "Schönbuch" auf dem Tailfinger Neuweiler soll erweitert und zur Deponie der Kategorien DK 0 und DK I ausgebaut werden. Doch möglicherweise verzögert sich das Projekt. Der Grund: frühgeschichtliche Gräber.
Albstadt-Tailfingen - Das Gelände, das zur DK-I-Deponie ausgebaut werden soll, grenzt östlich an die heutige Erddeponie und westlich an das Waldstück, in dem sich das Schützenhaus und der Wanderparkplatz des Traufgangs Wacholderhöhe befinden. An seinem westlichen Ende, also am Waldrand, wurden schon vor 40 Jahren während der Grabungskampagnen, die unter der Leitung von Hartmann Reim, dem damaligen Leiter der Archäologischen Landespflege, bei Tailfingen stattfanden, zwei Grabhügel lokalisiert, die mit großer Wahrscheinlichkeit aus der Hallstattzeit – 800 bis 400 vor Christus – stammten. Allerdings galt das Hauptaugenmerk der Ausgräber dem Degerfeld – und im Übrigen der Grundsatz, dass Altertümer unter der Erde bleiben sollten, wenn man sie nicht komplett ausgraben kann. Im Boden nehmen sie im Zweifelsfall am wenigsten Schaden – und wenn, so die damalige Einschätzung, im Zuge einer Erddeponieerweiterung noch ein bisschen Erde dazu komme, sei das nicht weiter tragisch.
Die Erddeponie wird nicht nur erweitert
Inzwischen sieht die Sache etwas anders aus. Die Erddeponie "Schönbuch" wird nämlich nicht einfach erweitert, sondern auch umgewidmet und ausgebaut: Die Bestimmungen sind mit den Jahren immer strenger geworden; so wie sie jetzt ist, kann die Tailfinger Deponie nichts weiter als unbelastetes Erdreich aufnehmen, und das macht den Kohl nicht fett. Die Erddeponie "Schönbuch" ist seit Jahr und Tag ein Groschengrab, die Stadt Albstadt hatte sie deshalb vor vier Jahren bereitwillig an den Kreis zurückgegeben, von dem sie sie 1996 übernommen hatte. Der Kreis wiederum nahm sie mit der Perspektive zurück, auf dem Neuweiler eine von zwei DK-I-Deponien für unbeprobten Bauschutt zu schaffen, die er dringend benötigte, und den Deponiebetrieb auf diese Weise rentabler zu machen.
DK 1 bedeutet siebenstellige Investition
Der Ausbaustandard ist einer DK-I-Deponie ist ein anderer als der einer DK-0,5- Deponie: Sie erhält einen lehm- und folienversiegelten, drainierten Untergrund; die Kosten sind siebenstellig. Der Kreistag hat im Juli sein Plazet zum Ausbau gegeben; die Ausschreibungsfrist ist am Mittwoch zu Ende gegangen, doch ob die Arbeiten danach tatsächlich zügig beginnen, ist offen. Von den beiden frühkeltischen Grabhügeln liegt der eine im Wald, also außerhalb des kritischen Bereichs, der andere aber auf dem künftigen Deponieareal – ein geplanter Entwässerungsgraben führt mitten durch ihn hindurch.
Am Montag fangen die Archäologen an
Was das bedeutet? In der kommenden Woche wird eine private Grabungsfirma Sondierungsgrabungen aufnehmen und nachschauen, was sich im – weitgehend eingeebneten – Grabhügel befindet. Mit einem Jahrhundertfund à la Hochdorf ist laut Marc Heise, dem Leiter des Referats für operative Archäologie im Landesamt für Denkmalspflege, nicht ernsthaft zu rechnen; er hält es durchaus für möglich, dass der Hügel bereits antik beraubt und viel später so intensiv umgepflügt wurde, dass von Haupt- und Nebenbestattungen nichts übrig geblieben ist. Aber man kann nie wissen – sollten die Archäologien doch etwas finden, was eine richtige Notgrabung mit allem Drum und Dran rechtfertigte, dann könnte der Bau der neuen DK-I-Deponie tatsächlich noch etwas auf sich warten lassen.