Die Hilfsbereitschaft auf der ganzen Welt ist groß. Foto: EPA

Nach dem verheerenden Erdbeben in Nepal warten immer noch hunderttausende Menschen auf Hilfe. Die entlegenen Gebiete sind schwer zu erreichen. Die Helfer haben viel zu wenig Hubschrauber.

Kathmandu - In Nepals Touristenregion Langtang sind unter einem riesigen Erdrutsch bis Montag 52 Leichen geborgen worden, darunter sieben Ausländer. „Es kann gut sein, dass dort mehr als 200 Menschen verschüttet wurden, darunter viele Ausländer“, sagte der Distriktbeamte Gautam Rimal am Montag. In der Region werden auch zwei 20-Jährige aus Lehrte bei Hannover vermisst.

Experten identifizierten zunächst einen Franzosen und einen Inder. Das Bundeskriminalamt (BKA) schickt zehn eigene Identifizierungsexperten nach Nepal. Nepals Regierung braucht nach eigenen Angaben dringend mehr Hubschrauber. Ausländische Suchspezialisten sollen dagegen abreisen.

Opferzahlen dürften noch steigen

Bei dem Erdbeben der Stärke 7,8 kamen am 25. April mehr als 7200 Menschen ums Leben. Die Zahl dürfte weiter steigen, sagen die Behörden, weil noch nicht alle Regionen erreicht wurden. Zehntausende Menschen wurden verletzt. Nach Angaben der Tourismusbehörde waren 57 Ausländer unter den gefundenen Toten. 109 Touristen würden vermisst.

In EU-Kreisen war vergangene Woche von 1000 EU-Bürgern die Rede, zu denen Kontakt fehle. Nach neuen Schätzungen liegt die Zahl der tatsächlich vermissten Europäer jedoch deutlich niedriger.

Ausländische Suchspezialisten würden nicht mehr gebraucht, sagte der Sprecher des Innenministeriums, Laxmi Dhakal: „Wir können das nun allein schaffen.“ Nach seinen Angaben waren gut 4000 Helfer aus 34 Ländern im Einsatz. Am Sonntag waren noch vier Menschen lebend gefunden worden, unter ihnen ein über 100 Jahre alter Mann.

Es fehlt an Hubschraubern

Zehntausende Überlebende und Verletzte warteten in abgelegenen Regionen weiter verzweifelt auf Hilfe. Die Behörden bräuchten dringend mehr Hubschrauber, sagte Dhakal. Zelte und Nahrungsmittel können vielerorts nur aus der Luft abgeworfen werden, weil keine Landeplätze zur Verfügung stehen.

Die nepalesischen Behörden haben nur 13 Hubschrauber. Zu allem Überfluss fiel der größte davon, ein Transporthubschrauber vom Typ Mi-17, mit technischem Schaden aus. „Er ist nicht abgestürzt, die Besatzung ist in Sicherheit“, sagte Armeesprecher Jagadish Chandra Pokharel. Spezialisten seien zur Reparatur auf dem Weg.

Indien helfe dem Nachbarland mit 14 Hubschraubern aus, sagte Dhakal, die USA hätten vier Osprey-Flugzeuge geschickt, die vertikal starten und landen können, und China drei Hubschrauber. „Aber das reicht noch nicht. Wir brauchen mindestens doppelt oder dreimal so viele, wie wir bislang haben“, sagte der Sprecher.

Landebahn in Kathmandu instabil

Aus Sorge um die Stabilität der Landebahn dürfen auf dem einzigen internationalen Flughafen des Landes in der Hauptstadt Kathmandu keine größeren Maschinen mehr landen. „Wir können keine Maschinen zulassen, die mehr als 169 Tonnen wiegen“, sagte Dhakal.

Die nach Nepal entsandten BKA-Spezialisten haben eine klare Aufgabe: „Ziel des Einsatzes ist es, die Situation vor Ort im Hinblick auf deutsche Opfer weiter aufzuklären, um Angehörigen möglichst schnell Gewissheit zu verschaffen“, teilte die Behörde in Wiesbaden mit. Die Rechts- und Zahnmediziner halfen zuletzt nach dem Absturz der German-Wings-Maschine mit 150 Toten im März in Südfrankreich.

Die Europäische Kommission erhöhte die finanzielle Unterstützung für Nepal auf 22,6 Millionen Euro. Das kündigte EU-Kommissar Christos Stylianides nach einem Besuch im Krisengebiet an. Einschließlich der Gelder einzelner Mitgliedstaaten habe die EU bereits rund 40 Millionen Euro mobilisiert.