Die Erlacher Höhe hat das Grundstück des ehemaligen "Café Peter" gekauft. Hier soll bezahlbarer Wohnraum entstehen.Foto: Mutschler Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Erlacher Höhe kauft Grundstück und will dort bauen / Platz für "Menschen mit kleinem Geldbeutel"

Auf dem Areal des ehemaligen "Café Peter" in Calmbach sollen bezahlbare Wohnungen entstehen. Schon vor einigen Wochen wurde bekannt, dass es eine neue Nutzung geben soll. Nun ist klar, dass die Erlacher Höhe das Grundstück gekauft hat und dort bauen will.

Auf dem Areal des ehemaligen "Café Peter" in Calmbach sollen bezahlbare Wohnungen entstehen. Schon vor einigen Wochen wurde bekannt, dass es eine neue Nutzung geben soll. Nun ist klar, dass die Erlacher Höhe das Grundstück gekauft hat und dort bauen will.

Bad Wildbad-Calmbach/Großerlach. Beim ehemaligen "Café Peter" im Bad Wildbader Stadtteil Calmbach könnte sich in nächster Zeit etwas tun. Darauf ließ bereits eine Aussage der designierten SPD-Fraktionsvorsitzenden im Bad Wildbader Gemeinderat, Ursula Jahn-Zöhrens, in ihrer Rede zur Verabschiedung des Haushalts für 2021 in der Gemeinderatssitzung im Januar schließen (wir berichteten). Damals sagte sie: "Was die SPD-Fraktion ausdrücklich begrüßt, ist, dass es eine gute Lösung für eine Bebauung an der Ecke Hauptstraße/Kriegsstraße beim ehemaligen Gebäude ›Café Peter‹ gibt. Menschen in besonderer Lebenssituation in die Mitte der Gesellschaft zu holen, gelingt somit im wahrsten Sinne des Wortes, wenn hoffentlich in Bälde hier Wohnungen für Menschen mit Einschränkungen errichtet werden." Damals wollte sich weder Jahn-Zöhrens noch Bürgermeister Klaus Mack weiter äußern. Mittlerweile ist klar: Die Erlacher Höhe hat das Grundstück gekauft.

"Bezahlbare Wohnungen sind knapp. Auch in Bad Wildbad im Landkreis Calw haben der Zuzugsdruck und die damit verbundene hohe Nachfrage nach Wohnraum dazu geführt, dass die Mieten steigen", teilt das diakonische Sozialunternehmen Erlacher Höhe mit Hauptsitz in Großerlach im Rems-Murr-Kreis mit. Andreas Reichstein, Leiter der Abteilung Calw-Nagold der Erlacher Höhe, sagt: "Aus unserer Beratungspraxis vor Ort in Calmbach, aber auch in anderen Kommunen im Landkreis Calw, wissen wir um die Nöte der Menschen im Enztal und sind ständig damit konfrontiert, dass Menschen auf Wohnungssuche sind." Die Erlacher Höhe, die sich an insgesamt 16 Standorten in Baden-Württemberg für Menschen in sozialen Notlagen einsetze, habe sich aus diesem Grund dazu entschlossen, selbst weiteren Wohnraum zu erschließen und in den geförderten Sozialwohnungsbau einzusteigen. Erlacher-Höhe-Vorstand Wolfgang Sartorius sieht laut Mitteilung in der Wohnungsnot eines der drängendsten sozialen Probleme in dieser Zeit. "Der soziale Mietwohnungsbau ist bundesweit über zwei Jahrzehnte lang sträflich von der Politik vernachlässigt worden. Überall mangelt es an Wohnraum für Menschen mit kleinem Geldbeutel. Mit unserem Bauvorhaben wollen wir dazu beitragen, dass vermehrt Sozialwohnungen gebaut werden. Wohnen muss wieder bezahlbar werden", so Sartorius.

In "enger Abstimmung" mit dem Bad Wildbader Bürgermeister Klaus Mack, Stadtbaumeister Volkhard Leetz und den zuständigen Entscheidungsgremien seien dann Verhandlungen über den Erwerb eines Grundstücks im Stadtteil Calmbach geführt worden, das unter dem Namen "Café Peter" bekannt ist. Die Erlacher Höhe habe ihre Planungen für das Grundstück vorgelegt, auf dem bezahlbare Wohnungen gebaut werden sollen, gefördert über das sogenannte Förderprogramm Wohnungsbau des baden-württembergischen Wirtschaftsministeriums. Ende 2020 wurde der Kauf des Grundstücks abgeschlossen. "Leider konnte bei einem ersten Ideenwettbewerb des Wirtschaftsministeriums Baden-Württemberg in einem großen Bewerberfeld keine Zusage für Fördermittel erzielt werden", so Reichstein. Zurzeit bemühe sich das Unternehmen deshalb erneut um Förderungen, damit die Planungen für das Bauvorhaben aufgenommen werden können. Deshalb sei vorläufig eine konkrete Zeitplanung für das Vorhaben noch nicht möglich.

Teil des Sanierungsgebiets

Ursprünglich sei auf diesem Gebiet ja eine Sozialeinrichtung geplant gewesen, die von der Kubatur sehr groß geplant gewesen sei, sagte Mack im Gespräch mit unserer Zeitung. Diese massive Bebauung mit zu wenigen Parkplätzen für die Mitarbeiter hätten die Stadträte aber abgelehnt.

Danach sei der soziale Wohnungsbau immer wieder Thema gewesen, und die Erlacher Höhe habe sich entschieden, an dem Projekt festzuhalten, auch wenn keine Fördermittel zugesagt worden seien. So hätten die Erlacher Höhe und der bisherige Besitzer das Grundstücksgeschäft abgeschlossen.

Das Areal liege im Stadtsanierungsgebiet. Dort sei es ja ohnehin Ziel, Wohnraum in alten Brachen zu schaffen. "Wenn Wohnraum entsteht, ist das immer begrüßenswert", so Mack weiter, auch wenn es in Bad Wildbad oft eher das Problem gebe, "dass sehr viel günstiger Wohnraum vorhanden ist". Ziel sei es auch, hochwertige, barrierefreie Wohnungen in der Innenstadt zu schaffen. Aber: "Wenn sozialer Wohnungsbau stattfindet, ist das nur begrüßenswert. Das passt in unser Portfolio gut rein." Vor allem auch deshalb, weil das in privater Trägerschaft passiere.

Seit mehr als 125 Jahren setzt sich das diakonische Sozialunternehmen Erlacher Höhe mit Hauptsitz in Großerlach für Menschen in sozialen Notlagen ein. "Täglich erreichen wir an insgesamt 16 Standorten in sieben Landkreisen in Baden-Württemberg über 1600 hilfebedürftige Menschen. Wir unterstützen wohnungslose, arbeitslose, suchtkranke und einkommensarme Menschen, kümmern uns um Pflegebedürftige und sind in der Jugendhilfe aktiv", ist in der Mitteilung zu lesen. Gemeinsam mit der Schwestereinrichtung Dornahof bildet das Unternehmen den Diakonieverbund Dornahof & Erlacher Höhe. Als Mitglied im diakonischen Werk Württemberg gehört die Erlacher Höhe damit auch zum evangelischen Werk für Diakonie und Entwicklung.