An einem erlegten Beutetier schnappte die Falle zu: Als Luchs „Portus“ nach mehreren Nächten zu seinem Riss nahe Pforzheim zurückkehrte, wurde er eingefangen. Schon jetzt haben Wissenschaftler einiges über ihn herausgefunden. Und: Sie versprechen sich noch viel mehr Erkenntnisse.
In der Nacht auf den 1. Mai ist es einem Team von Wissenschaftlern der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) gelungen, einen wildlebenden männlichen Luchs nahe Pforzheim zu fangen und ihn mit einem Halsbandsender auszustatten. Das teilte die FVA am Donnerstag mit.
„Die Luchsforschung in Baden-Württemberg ist ein zentraler Baustein, um das noch kleine Luchsvorkommen im Schwarzwald aber auch die weitere Verbreitung in Baden-Württemberg zu unterstützen und zu etablieren. Ich freue mich außerordentlich, dass Luchse auf der Suche nach geeignetem Lebensraum Baden-Württemberg entdecken, regelmäßig den Schwarzwald erkunden und sich hier niederlassen. Das zeigt, dass unsere naturnahen Mischwälder und auch die Menschen bei uns bereit sind für diese faszinierende Tierart“, sagt Landwirtschaftsminister Peter Hauk MdL.
Seit Januar 2025 gab es gelegentliche Nachweise
Der Luchs mit der wissenschaftlichen Bezeichnung B3010 war bereits im November 2024 im Südschwarzwald und im Dezember bei Bühl im landesweiten Monitoring der FVA erfasst worden.
Seit Januar 2025 gab es gelegentliche Nachweise in den an Pforzheim angrenzenden Wäldern. Die Nachweise gelangen über Wildtierkameras der örtlichen Jäger. „Die Jäger sind die Augen und Ohren im Wald und auch für die Wildtierforschung im Wald äußerst wichtig“, so Hauk. „Nur der Fund und die schnelle Meldung eines vom Luchs frisch erlegten Beutetieres ermöglichen Fangversuche durch die Wissenschaftler der FVA“, ergänzt der Minister.
Der Luchs kehrte jedoch erst nach mehreren Nächten an seine Beute zurück. „Dass es so lange dauert, bis uns ein Luchs an einem Riss in die Falle geht, ist sehr ungewöhnlich“, sagt Micha Herdtfelder, der am FVA-Wildtierinstitut den Arbeitsbereich Luchs und Wolf und die Fangeinsätze leitet. „Luchse sind als heimliche Katzen für Menschen zwar völlig ungefährlich, zeigen sich an ihrem Riss aber in der Regel sehr selbstbewusst und lassen sich von unseren Fallen nicht abhalten“, ergänzt der Wissenschaftler.
Umgesetzt wurde der Fang in enger Abstimmung mit der lokalen Jägerschaft, der Forstverwaltung und den Veterinären des Zoos Karlsruhe. Auch die Forstbehörde vor Ort und der Landesjagdverband Baden-Württemberg (LJV) freuen sich über den Fangerfolg. Traditionell übernimmt der LJV die Patenschaft für zugewanderte Luchse und tauft diesen in Anlehnung an die Gründersiedlung der Stadt Pforzheim auf den Namen „Portus“.
Strecke von mehr als 160 Kilometern
In enger Zusammenarbeit mit der Stiftung KORA konnte herausgefunden werden, dass Luchs „Portus“ im Jahr 2023 im Schweizer Jura geboren wurde und zuletzt im September 2024 im Kanton Aargau nachgewiesen werden konnte.
Aus dem Jura kommt es regelmäßig zu Zuwanderungen von fast ausschließlich männlichen Luchsen in den Schwarzwald. „Luchs ‚Portus‘ hat demnach eine Strecke von mehr als 160 Kilometern in den Nordschwarzwald zurückgelegt und etabliert nun möglicherweise hier ein Revier. Das umfasst bei Luchsen weit über 100 Quadratkilometer“, erklärt Herdtfelder.
Insofern die Technik mitspielt, liefert der Halsbandsender nun die nächsten zwei Jahre Daten über das Bewegungsmuster des Luchses. Neben den wissenschaftlichen Auswertungen werden die Daten auch dafür genutzt, die Jäger über das Verhalten des Luchses zu informieren.