Schwanaus Ex-Bürgermeister Wolfgang Brucker ist in seinem neuen Job als Regionalverbandsdirektor gut angekommen. Die Lahrer Zeitung hat ihn nach einem Jahr im neuen Posten interviewt Foto: asd

Wolfgang Brucker hat vor einem Jahr das Schwanauer Rathaus verlassen, um Direktor beim Regionalverband Südlicher Oberrhein zu werden. Im LZ-Gespräch verrät er, wie er sich im neuen Job eingelebt hat und an welchen Projekten er arbeitet.

Nach 23 Jahren als Rathauschef von Schwanau hat Wolfgang Brucker eine neue Herausforderung gesucht. Denkbar knapp gewann er im Februar 2022 die Wahl zum Verbandsdirektor. Vor einem Jahr hat er sein neues Büro in Freiburg bezogen, wo er sich unter anderem um das Thema Energiewende kümmert.

Herr Brucker, ein Jahr ist nun seit Ihrem Jobwechsel vergangen. Sind Sie zufrieden?

Ja. Die Aufgabe ist interessant. Zum Beispiel was das Thema Flächenausweisungen für Wind- und Solarenergie angeht. Es gibt viele, spannende, hochaktuelle Themen, bei denen wir gefordert sind. Da war ich von Anfang an voll eingebunden. Außerdem habe ich eine tolle Mannschaft, wie schon früher im Schwanauer Rathaus. Ich bin gut aufgenommen worden.

Der Regionalverband ist vielen Leuten nicht gerade geläufig. In Ihren Worten: Was ist der Regionalverband?

Plakativ kann man sagen, wir sind die Stimme der Region mit dem Stadtkreis Freiburg und den Landkreisen Breisgau-Hochschwarzwald, Emmendingen und der Ortenau. Wir haben eine übergeordnete, raumordnerische Funktion. Es geht oft darum, wofür die Flächen in Anspruch genommen werden. Wir sorgen dafür, dass die Entwicklung geordnet stattfindet, ermöglichen und begleiten bestimmte Dinge unter Beteiligung der Kommunen.

Worin besteht Ihre Aufgabe als Direktor?

Die Aufgabe ist sehr vielfältig. Ich leite die Geschäftsstelle und bin in verschiedenen Gremien für den Regionalverband – zum Beispiel zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit, aber auch im Mobilitätspakt Lahr, den der Regionalverband initiiert hat. Ich muss die Beschlüsse, die wir in der Verbandsversammlung fassen, in diesen Gremien umsetzen und kontrollieren, ob wir die selbstgesetzten Ziele auch einhalten.

Das heißt, der Verband ist die Stimme der Region und Sie sind die Stimme des Verbands?

In den Gremien, ja. Nach außen vertritt unser Vorsitzender den Regionalverband. In den fachlichen Gremien vertrete ich die Position des Regionalverbands, die wir vorher abstimmen.

Was war bislang Ihre größte Herausforderung im neuen Job?

Die Umstellung. Die Arbeit als Bürgermeister war oft von tagesaktuellen Ereignissen geprägt. Nun sind die Themen viel breiter über das Jahr verteilt. Man hat auch nicht mehr diese direkten Kontakte zu den Bürgern. Es ist ein anderes Arbeiten, aber ich bin immer noch viel unterwegs. Wir haben 126 Kommunen im Verbandsgebiet, ich habe schon gut die Hälfte besucht. Die anderen sind noch dran. Es gibt auch viele Themen und Gremien, in denen man sich erst einmal einfinden muss. Ich lerne ständig Neues dazu.

Fehlt Ihnen das Amt des Bürgermeisters manchmal?

Am Anfang hat es mir schon gefehlt, das persönliche Gespräch auf der Straße zu führen. Jetzt sind meine Ansprechpartner natürlich andere. Ich habe aber weiterhin viele persönliche Kontakte, nur auf einer anderen Ebene.

Der Regionalverband beschäftigt sich oft mit dem Thema Energiewende. Ist das auch ein Herzensthema von Ihnen?

Das ist ein großer Arbeitsblock und nimmt viele Ressourcen ein. Es ist richtig, sich dem Thema intensiv zu widmen. Es geht darum, den Regionalplan für Solar- und Windenergie fortzuschreiben und Vorranggebiete dafür auszuweisen. Baden-Württemberg muss 1,8 Prozent der Fläche beispielsweise als Vorranggebiet für Windkrafträder festlegen. Wir beschäftigen uns damit, wo es passt. Wo bläst der Wind? Wo gilt Naturschutz? Wo gibt es Landwirtschaft? Bei der Verteilung der Flächen wird es auch Konflikte geben, aber die müssen wir aushalten.

Kann man den Verband als Ideengeber dafür verstehen, wo Energie- und Mobilitätswende möglich sind?

Wir haben bei den Radschnellwegen die Impulse gesetzt und eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Die Umsetzung obliegt dann dem Kreis oder den Kommunen. Mit der Ausweisung für Vorranggebiete können wir den Genehmigungsprozess für neue Windräder beschleunigen. Da ist es schon mehr als eine Idee.

Sind Sie optimistisch, dass die Energiewende klappt?

Ja, ich denke schon. Die Wende gibt es nicht für umsonst, sie ist anstrengend. Sie ist aber mit Priorität versehen. Auch in die Speichertechnologie ist Bewegung gekommen. Man muss das Thema mit Ehrlichkeit und Klarheit angehen.

Verfolgen Sie noch die Kommunalpolitik in Schwanau?

Ja. Wir sind ja noch in Schwanau zu Hause. Ich nehme auch gerne noch Termine wahr wie die Stolpersteinlegung in Nonnenweier. Das war wirklich schön gemacht. Private Termine ziehe ich aber vor. Die sind in den vergangenen Jahren manchmal zu kurz gekommen. Ich bin gerne in Schwanau unterwegs, beteilige mich aber nur dann, wenn ich gefragt werde.

Wie oft werden Sie denn noch gefragt?

Selten. Ich habe einen guten Austausch mit meinem Nachfolger Marco Gutmann. Auf der Straße hat mich aber noch keiner gefragt, was ich zu den Entscheidungen sage. Das ist auch angenehm für mich. Ich muss da meinen Senf nicht dazugeben.

Zur Person

Wolfgang Brucker ist 61 Jahre alt, verheiratet und lebt in Allmannsweier. Nach einem Studium an der Hochschule für Verwaltung in Ludwigsburg wurde er 1999 zum Bürgermeister von Schwanau gewählt. Dort war er 23 Jahre lang Rathauschef. Seine dritte Amtszeit beendete er vorzeitig, als er im vergangenen Jahr zum Direktor des Regionalverbands Südlicher Oberrhein gewählt wurde.