Detlef Johnssen begeistert sich für Racing Strasbourg und fährt zu jedem Heimspiel, um Aufnahmen zu machen. Fotos: Johnssen Foto: Schwarzwälder Bote

Leidenschaft: Detlef Johnssen steckt hinter Trichtinger Internetseite / Passionierter Hobby-Fotograf und IT-Profi

"Als Zugezogener bleibt man immer ein Neigschmeckter", weiß Detlef Johnssen. Trotzdem hat er in Trichtingen seine Heimat gefunden und etwas geschaffen, bei dem die Trichtinger etwas für ihre Gemeinde tun können.

Epfendorf-Trichtingen. "Was Sie hier sehen, ist ein rein privates Internet-Projekt. Alles, was Sie derzeit an Inhalten finden, hat jedenfalls keinerlei amtlichen oder behördlichen Charakter" – dieser Hinweis auf Detlef Johnssen Internetseite trichtingen.de ist ziemlich wichtig. Schließlich gab es schon Beschwerden zu Zeiten der Bürgermeisterwahl, als der Trichtinger auf der Seite berichtete, kommentierte und die Kandidaten unter die Lupe nahm. "Die Domain trichtingen.de lässt schnell einmal darauf schließen, dass es sich um die Gemeindeseite handelt. Das ist aber nicht der Fall", erklärt der 52-Jährige. Johnssen kommt ursprünglich aus dem kleinen Dorf Fischerbach im Ortenau-Kreis. Über den Bodensee führte ihn sein Weg vor gut 20 Jahren in die Gemeinde Epfendorf. Schließlich fand er seine Heimat in Trichtingen. Schon damals war die Erstellung von Webseiten ein Hobby des IT-Projektmanagers. "Ich habe damals gesehen, dass es für Trichtingen keine Homepage gibt", erinnert er sich. Prompt schnappte er sich die Domain und baute unter www.trichtingen.de einen Online-Auftritt des Ortes auf.

Bekannt wurde dieser vor allem durch die Epfendorfer Bürgermeisterwahl 2017, als er die Kandidaten vorstellte und unter die Lupe nahm. "Das hat nicht jedem gefallen", weiß der Trichtinger. Vom Gemeinderat habe er hingegen teilweise Lob erhalten. "Als Zugezogener habe ich nochmal einen anderen Blick auf die Gemeinde", erklärt der Familienvater.

Bilder für die Seite der Gemeinde

Seitdem ist es auf der Seite still geworden. Johnssen hätte es gern gesehen, dass sich andere Trichtinger Bürger an der Seite beteiligen und eigene Inhalte beisteuern. Doch da hätte es so gut wie kein Feedback gegeben.

Auf der Internetseite finden sich aber noch andere Informationen, etwa die kirchlichen Nachrichten. Der Pfarrer habe ihn gebeten, diese zu veröffentlichen.

Ambitionen, in Konkurrenz zu anderen Medien zu treten, habe er nie gehabt, sagt Johnssen. "Für mich ist das einfach ein Hobby. Wenn ich nicht mehr möchte, stampfe ich die Seite ein", meint er. Auch Gewerbetreibende werden auf der Trichtinger Seite erwähnt. Zudem gibt es einige Aufnahmen, die den Ort von seiner schönsten Seite zeigen sollen.

Auch Bürgermeister Mark Prielipp ist darauf aufmerksam geworden. Weil die Gemeinde Epfendorf ihre Internetseite aufpolieren wolle, habe der Bürgermeister ihn nach guten Fotos gefragt, erzählt Johnssen. Ebendiese wurden dann vergangenen Sommer und Herbst geschossen.

Es ist nicht das erste Mal, dass Johnssen seine Gemeinde unterstützt. So hat er auch die Internetseiten des Musikvereins und des Sportvereins in Harthausen, aber auch des Schützenvereins Trichtingen gestaltet. Die Kunst bestehe aber darin, die Website auch zu pflegen. Während es auf trichtingen.de relativ ruhig ist, tut sich auf Johnssens Fotografen-Seite umso mehr. Der 52-Jährige hatte schon früh seine Freude am Fotografieren entdeckt. Die erste analoge Spiegelreflexkamera hatte er sich von seinem Konfirmationsgeld gekauft.

Als seine Frau Aufnahmen von sich wollte, entdeckte Johnssen den Spaß am Fotografieren wieder. Er forcierte die Bemühungen, bessere Aufnahmen zu machen und absolvierte einige Workshops, merkte aber, dass die entstandenen Fotos zwar gut waren, aber nicht seinen Stil widerspiegelten. "Das war nicht meine eigene Leistung."

Er begann, sich über eine Kartei Models zu suchen und privat zu shooten. Nicht einfach für den introvertierten Trichtinger. "Ich versuche darüber auch, meine Scheu vor Fremden abzulegen, bin aber immer noch aufgeregt, wenn es an ein Shooting geht", meint Johnssen. Am wichtigsten sei, dass die Chemie stimmt.

Bei jedem Heimspiel der elsässischen Mannschaft

Zu Johnssens Repertoire gehört auch die Aktfotografie – ein heikles Genre. "Da rutscht man schnell in die Schund-Schiene ab", erklärt er. Recht entspannt hätte hingegen ein Rentnerehepaar reagiert, als es Johnssen und ein Aktmodel beim Shooting bei der Schlichemklamm aufgeschreckt hatte, erzählt er lachend. Bezahlt wird der Trichtinger für die Fotos nicht. "Das würde Druck aufbauen, gute Qualität abzuliefern, und das will ich nicht", meint er.

Detlef Johnssen fotografiert aber nicht nur Personen und die Landschaft gern. Seine Passion gilt auch dem elsässischen Verein Racing Club de Strasbourg Alsace. "2011 war ich das erste Mal im Stadion mit meiner Kamera", erinnert sich Johnssen. Wenig später durfte er vom Spielfeldrand aus knipsen. Mittlerweile geht er zu jedem Heimspiel, auch wenn es ihn stets um die acht Stunden Aufwand kostet.

Und wenn er nicht gerade Fußballer oder Models fotografiert, dann auch gern mal ungewöhnliche Plätze in seinem Ort, etwa das Gewerbegebiet Schroten in nächtlicher, mysteriöser Atmosphäre. Als Zugezogener hat man eben einen anderen Blick.

Weitere Informationen: www.trichtingen.de www.johnssen.de