Die "Fridas" bringen mit ihrem Tanz jede Menge Glamour auf die Bühne (links). Die Rottweiler Bauchtanzgruppe zeigt, wie der richtige Hüftschwung geht. Fotos: Cools Foto: Schwarzwälder Bote

Weiberball: Die Epfendorfer nehmen ihre Gäste mit auf eine spannende und turbulente Reise duch den Orient

Sattelt die Hühner und ab auf den fliegenden Teppich – abermals lockte der mittlerweile fast schon legendäre Weiberball Frauen jedes Alters nach Epfendorf. Erlaubt ist an diesem Abend fast alles, außer die Anwesenheit des vermeintlich stärkeren Geschlechts.

Epfendorf. Ali Baba, Aladdin und Prinzessin Jasmin, Scheherazade, verführerische Bauchtänzerinnen in einem Hauch von nichts, geheimnisvolle Beduinen und so mancher Scheich wirbelte am Mittwochabend zum Motto Orient über die Bühne. Gäste wie auch Organisatoren hatten sich in Sachen Kostüm und Kreativität wieder einmal mächtig ins Zeug gelegt.

"Flaschengeist in XXL"

Barbara Neuwirth, Vorsitzende des katholischen Frauenkreises, wurde unter den Klängen von "Die Karawane zieht weiter" von einem ganzen "Harem" auf einer Sänfte in die Halle getragen, um die Gäste zu begrüßen. Sogar ein Kamel begleitete sie.

Pünktlich nach einer einjährigen Babypause auf die Bühne zurückgekehrt war Moderatorin Judith Roth, deren spitze Zunge und Schlagfertigkeit immer für einen Lacher sorgen. Sie berichtete, dass der katholische Frauenkreis, Veranstalter des Weiberballs, 2019 als Erlös aus seinen Aktionen 5700 Euro für gemeinnützige Zwecke habe spenden können. Allein das war schon ein Grund zum Feiern.

Wie es der Brauch ist, strömten sodann Narros, Schantle und Hexen in die Halle, verteilten Brezeln und trieben auch Schabernack. Sogar eine kleine Hexenpyramide zeigten die Damen auf der Bühne – wenn auch nur kurz, denn zahlreiche Akteure warteten hinter der Bühne noch auf ihren Auftritt. Allen voran das Prinzenpaar, Ingo und Guiselle, die Ersten, und die Garde mit roten Röckchen und Baton (Stab) in der Hand. Zur Marschmusik warfen die jüngeren und älteren Damen, wie immer äußerst engagiert, unter Beifall ihre Beine in die Höhe.

Kaum hatten sie sich verabschiedet schwebte schon ein "Flaschengeist in XXL" auf die Bühne. Alexa Franzkoch ließ sich in gewohnt spitzzüngiger und selbstironischer Weise in der Bütt über die Männersuche aus. Qualitäten in Küche und Schlafzimmer seien lange nicht so wichtig wie dieser eine Satz: "Ja, du hast ja Recht, mein Schatz".

Das Thema Männersuche beschäftigte auch die "tollen Tanten" vom Kindergarten Epfendorf. Vergangenes Jahr hatten sie schon kein Glück gehabt, weswegen sie sich diesmal nach einer ausgiebigen Männerstudie am "Latschare" in der Dorfmitte auf die "himbeergeistige Ebene" konzentrierten.

Echte Prachtkerle

So trällerten sie zur Melodie bekannter Schlager, zu denen alle mitgrölen konnten, etwa "Wenn der Most nicht mehr schmeckt wie der Most, dann sind wir jenseits vom Harzwald", "Eine neue Leber ist wie ein neues Leben", "Ich trank ihn irgendwo allein in Mexiko: einen Liter Batida" und "Immer wieder sonntags fehlt die Erinnerung".

Wie man einen Mann mit Hüftschwung zu arabischen Rhythmen in den Bann ziehen kann, zeigten daraufhin zwei Vertreterinnen der Bauchtanzgruppe Rottweil.

Etwas ganz Besonderes hatten sich die "Jederfrauen reloaded", die sich einmal wöchentlich zum Sport treffen, ausgedacht. Sie mutierten hinter der Schattenwand zu Muskelmännern und Prachtkerlen. Da mussten die Damen im Publikum schon genau hinsehen, um nicht einer Illusion aufzusitzen.

Die "Sahne-Schnittchen" der Elfer-Frauen erklärten den Damen im Saal, woher manche Gewichtsprobleme kommen könnten. "In jeder Frau steckt ein Stück Hefe", sangen sie leidenschaftlich.

Wie man wieder rank und schlank wird, machten die "Fridas" vor. Zu Songs wie "Sing Hallelujah" und "It’s Raining Men" sprangen und tanzten sie im Glitzer-Outfit über die Bühne und verbreiteten jede Menge gute Laune.

Die "Putzfrauen", Andrea Pönisch, Sabine Wagner und Simone Knöpfle-Klausmann, schossen mit ihrer Kostümierung im wahrsten Sinne des Wortes den Vogel ab. Gackernd und scharrend stolzierten sie als mit Pailletten behangene orientalische Hennen auf die Bühne. Dort philosophierten sie diesmal über Hühnerbrüstchen, eine Show der "Chickendales", wie lange der Hahn bei ihnen Federn ausrupfen muss, bis sie nackt sind, und dass der lüsterne Gockel gerne einmal zur Dorfmitte geht, um nackte Hühner in "Bilo’s Hähnchenwagen" Runden drehen zu sehen. Da lachten nicht nur die Hühner.

Die Glorien legten zwar kein Überraschungsei, die Begeisterung des Publikums war aber nicht minder groß, als sie mit dem Orient-Express durch verschiedene Länder und Zeiten fuhren. Eben noch im edlen Gewand auf dem arabischen Basar, kamen sie einen Moment später als Udo Lindenberg mit dicker Zigarre im Mund hinter dem Vorhang hervor und sangen vom "Sonderzug nach Pankow", nur um wenige Momente später im silbernen Metallic-Outfit auf Inline-Skates über die Bühne zu brettern. Dass manche dabei auf den Hosenboden plumpste, sorgte nur noch für mehr Lacher und Applaus.

Einen glänzenden Schlusspunkt unter das Programm setzte die große Garde der Narrenzunft Epfendorf. Die Wahrsagerinnen erzeugten mit ihren leuchtenden Kugeln eine ganz besondere Atmosphäre, um wenige Sekunden später mit ihrer feurigen Performance ordentlich Stimmung in die Bude zu bringen.

Zwischen den Programmpunkten animierten "Die Lausbuba", die einzigen geduldeten Herren beim Weiberball, die feierwütigen Frauen zum Schunkeln und Abtanzen auf der Bühne, die schon beim ersten Stimmungslied rappelvoll war.

Auch nach dem offiziellen Programm tanzten die Damen aus Epfendorf und Umgebung weiter, bis die orientalischen Schnabelschuhe rauchten. Eine schier endlos lange Polonaise zog sich wie eine Karawane durch die Gemeindehalle. So hätte es wohl noch 1001 Nacht lang weitergehen können.