Wenn Sonne auf die geschlossene Eisdecke fällt, kann man sich an diesem Naturschauspiel kaum satt sehen. Foto: Cools

Wer mit seinen Gedanken allein sein will, sucht die Schlichemklamm auf. Landschaft ist zu jeder Jahreszeit ein Naturschauspiel.

Epfendorf -  Es ist das Juwel Epfendorfs – tief verborgen im Wald hinter dem Sportgelände findet man sich nicht nur Ruhe, sondern auch sich selbst. Naturschutzwart Uwe Mei liebt die Schlichemklamm seit der Kindheit und verbringt immer noch viel Zeit dort.

Im Sommer übertönt das Rauschen der Schlichem jedes Gespräch, erzählt Uwe Mei. Doch jetzt liegt alles in Stille da. Der Schnee schluckt jedes Geräusch. Lediglich Vogelzwitschern ist hier und da zwischen den Ästen zu hören. "Wenn man Glück hat, entdeckt man einen Eisvogel", sagt Mei. Allerlei seltene Pflanzen und Tiere wie Uhus und einst sogar Wanderfalken sind im größten Naturschutzgebiet im Kreis Rottweil zu finden. Doch was im natürlichen Mischwald den Blick magisch anzieht, ist die Schlichem, die sich tief in den Muschelkalk gegraben hat. Im Sommer entladen sich die Wassermassen kaskadenartig über die geschichteten Steinwände in den Fluss.

"Die Landschaft ist zu jeder Jahreszeit ein Naturschauspiel", sagt Mei mit leuchtenden Augen, während er vorsichtig über den schneebedeckten Pfad geht. Je näher es zur gestauten Stelle geht, umso dicker ist das Eis und umso anziehender die Reflexion der Sonnenstrahlen auf der glatten Oberfläche.

Als Naturschutzwart des Schwäbischen Albvereins in Epfendorf ist es Mei eine Herzensangelegenheit, die Liebe zur Natur weiterzugeben. "Oft vergisst man, welche schönen Orte direkt vor der Haustür liegen", meint er. Der gebürtige Epfendorfer verbindet viel mit der Schlichemklamm. In seiner Jugend hat er hier noch gezeltet, behütet von einem knorrigen Baum und dem Himmelszelt.

Und auch als er älter wurde, blieb die Begeisterung für diesen Ort dieselbe. "Ich liebe diese Stille. Am schönsten ist es frühmorgens. Dann setze ich mich auf die Bank und schaue mir einfach die Natur an", erzählt er lächelnd. Er mag es, auch mal mit den Gedanken ganz allein zu sein. Schön sei, dass man immer jemandem begegne, den das Naturschauspiel anziehe.

Wer den einzigartigen Ort finden will, muss sich Zeit nehmen und vom Epfendorfer Sportgelände aus etwa eine halbe Stunde wandern. Viel beworben ist inzwischen auch die so genannte Paradiestour, die von der Schlichemklamm über die Burgruine Irslingen und das Hofgut Ramstein zum Kapfkreuz führt sowie der Schlichemwanderweg, der 33 Kilometer lang von der Quelle in Tieringen bis zur Mündung in den Neckar bei Epfendorf führt.

Wenn man aber dann an den Wasserfällen steht – gefroren oder reißend – findet man eine Ruhe, die es so selten gibt.