Der Epfendorfer Ratssaal platzt aus allen Nähten. Weit mehr als 100 Bürger – vornehmlich aus den Höhenortsteilen – kommen am Dienstagabend in die Sitzung. Foto: Danner

Umstrittene Zusammenlegung der Grundschul-Standorte von Tagesordnung genommen. Mit Kommentar

Epfendorf - Obgleich bekannt war, dass der umstrittene Punkt zur Zusammenlegung der Schulstandorte von der Tagesordnung genommen worden war, kamen am Dienstag weit mehr als 100 Bürger zur Sitzung des Epfendorfer Gemeinderats – um Präsenz zu zeigen und die Bürgerfrageviertelstunde zu nutzen.

Aus der Viertel- wurde dann eine Dreiviertelstunde. Manche Frage war auch eher ein Statement. Bürgermeister Mark Prielipp ließ viele zu Wort kommen.

Vorab erklärte er, er habe den Antrag nicht etwa auf die Tagesordnung genommen, weil "einige Gemeinderäte aus Trichtingen und Harthausen heute verhindert sind". Vielmehr müsse er laut Gemeindeordnung einen Antrag in der nächsten, spätestens aber übernächsten Sitzung in die Agenda aufnehmen. In Klausuren und Haushaltsvorberatungen sei deutlich geworden, ob die Gemeinde ihr Vermögen aufzehren, erhalten oder vergrößern könne. Dabei seien auch die Schulen Thema gewesen.

Und man habe diskutiert, wie man den Kindern das bestmögliche, gemeinsame pädagogische Schulangebot anbieten könne. Dass aber ohne ein Sanierungskonzept, eine Handlungsempfehlung und das Einbinden aller Gemeinderäte und Bürger, weder eine Schule geschlossen noch neu gebaut werde, erkläre sich von selbst.

Der Antrag sei im übrigen so gestellt gewesen, dass er als Beratungsvorschlag auf die Tagesordnung kommen sollte, um über eine Zusammenlegung des Schulstandorts zu diskutieren und gegebenenfalls schon einen Beschluss über die weitere Aufarbeitung treffen zu können. Derzeit lasse die Verwaltung die Eingliederungsvereinbarung zwischen Harthaus, Trichtingen und Epfendorf von 1974 rechtlich prüfen, um zu sehen, was im Bereich Schulentwicklung überhaupt möglich sei.

Allerdings, so räumte der Bürgermeister ein, hätte er früher erkennen müssen, dass die Formulierung "Beschluss" dazu geführt habe, dass dies für viele Bürger das Schließen der Trichtinger Schule bedeute.

Der Antrag werde nun in der kommenden Ratssitzung am 14. Mai behandelt. Es werde eine überarbeitete Vorlage geben, so Prielipp.

In der folgenden Fragerunde stellte ein Bürger aus der Kerngemeinde Epfendorf die Aussage von Gemeinderat Rainer Brodbeck aus Trichtingen in Frage, dieser habe sich aufgrund dieses Thema dazu entschlossen, nicht mehr zu kandidieren. Schließlich sei das Thema seit der Klausur im November allen Räten bekannt gewesen. Brodbeck konterte: "Ich wurde in meinem Leben noch nie so enttäuscht wie von diesen elf Gemeinderäten" – in Anspielung auf die Unterzeichner des Antrags.

Die Vorsitzende des Elternbeirats aus Trichtingen mahnte einen ehrlichen und vernünftigen Umgang mit der Thematik an. Sie jedenfalls sei von dem schnellen Fortschreiten sehr überrascht gewesen. Ihr habe man von Seiten der Verwaltung gesagt, falls ein Antrag eingehe, würden die Eltern informiert. Dies sei aber erst am Tag der Veröffentlichung im Gemeindeblatt passiert. Sie gab zu bedenken, dass bei einer Zusammenlegung die Klassen deutlich größer würden und fragte, wie dies zu einer angestrebten Qualitätssicherung passe.

Es sei doch von vorneherein klar gewesen, dass die Sitzungen bis zur Kommunalwahl nicht mehr ausreichten, um das Thema aufzuarbeiten, stellte eine Bürgerin fest. Warum also habe den Weg "so herum" gewählt, wo ja noch gar keine Fakten und Zahlen auf dem Tisch lägen?

Ein Trichtinger begrüßte, dass jetzt der Eingemeindungsvertrag geprüft werde. Denn dieser sei rechtlich bindend. Prielipp sagte zu, dass es am 14. Mai keine abschließende Entscheidung geben werde, falls die Prüfung bis dahin nicht abgeschlossen sei.

Ein weiterer Bürger fragte, ob es am Geld liege, dass jetzt so dringlich eine Zusammenlegung angestrebt werde. "Haben Verwaltung und Gemeinderat da versagt?", wollte er in Bezug auf die Belegung des Gewerbegebiets "Schroten" wissen, das doch eigentlich ordentlich Gewerbesteuer abwerfen sollte.

Eine Mutter monierte, Verwaltung und Gemeinderat lebten die Spaltung vor, das sehe man ja an diesem Abend. "Doch wo fängt man an, doch im Kindesalter", erwiderte der Bürgermeister.

Ein Vater aus Harthausen appellierte, den Blick nach vorne zu richten und Entscheidungen für die Gesamtgemeinde zum treffen. Er wünscht sich ein Gesamtkonzept, das alle Ortsteile berücksichtige, so dass "nachher jeder etwas hat."

Fortbestand von Halle und Jugendraum stünden nicht zur Diskussion, so Prielipp – auch diese Fragen waren gestellt worden.

Kommentar: Mit Bedacht

Von Marcella Danner

Eines hat die Gemeinderatssitzung am Dienstag klar gezeigt: Da ist noch lange nicht zusammengewachsen, was laut Gemeindereform eigentlich schon seit 1974 zusammengehören sollte. Da wurde seinerzeit – übrigens nicht nur in Epfendorf – ein filigranes, äußerst anfälliges Gebilde erschaffen. Zwischen der Kerngemeinde und den Höhenortsteilen liegt nicht nur das Neckartal – auch in den Köpfen der Menschen scheinen sich Gräben manifestiert zu haben. Nur mit loser Erde bedeckt. Sie brechen leicht wieder auf. Die hitzige Diskussion um die Schulstandorte ließ wohl nicht nur den Bürgermeister ernüchtert zurück.

Eine Lösung, die alle eint, wird schwer zu finden sein. Da ist sehr viel Fingerspitzengefühl gefragt. Jetzt erst recht, wo der Karren schon im Dreck des Grabens gelandet ist. Den gilt es nun – mit Bedacht – wieder herauszuziehen. Schlammschlachten sollte es keine geben.