Foto: Jungkind Foto: Schwarzwälder Bote

Lehrschwimmbecken in Epfendorf schließt zum 1. Februar

Laut DLRG sind fast 60 Prozent der Zehnjährigen keine sicheren Schwimmer – ein denkbar schlechter Zeitpunkt, um das Lehrschwimmbecken in Epfendorf zu schließen. Dennoch wird das ab 1. Februar der Fall sein. Für die Bürger ist das ein Schock.

Epfendorf. Besonders verärgert sind sie darüber, aus dem Amtsblatt von der Schließung erfahren zu haben. Der Epfendorfer Gemeinderat fällte die Entscheidung kurz vor Weihnachten nichtöffentlich.

"Es kann nicht nachvollzogen werden, warum eine so weitreichende Entscheidung nicht mit der Beteiligung der Bevölkerung stattgefunden hat. Diese Entscheidung wird nicht akzeptiert", äußert sich der Elternbeirat der Schlichemklammschule am Standort Epfendorf dazu, der eigener Aussage nach fassungslos über die Entscheidung ist. "Wir fordern die Aufhebung der Schließung", so die klare Botschaft. Aufgrund der kurzfristigen Mitteilung habe man von Seiten der Schule auch keine Alternative für den Schwimmunterricht finden können. "Die Eltern halten es für zwingend notwendig, dass der Schwimmunterricht weiterhin angeboten wird und nicht an der Bildung unserer Kinder gespart wird", heißt es.

Eine Sammlung mit mehr als 650 Unterschriften aus der Gesamtgemeinde, eingeholt innerhalb von drei Tagen, sei Bürgermeister Mark Prielipp bereits vorgelegt worden.

Ein Spiel auf Zeit

Auf unsere Nachfrage erläutert dieser, wie es zum Gemeinderatsbeschluss kam. Eine solche Erklärung hätten sich die Bürger wohl schon im Vorfeld gewünscht. Am 25. Oktober habe eine Begehung der Örtlichkeit stattgefunden. "Die Infrastruktur des Schwimmbeckens stammt aus den 60er-Jahren", weiß Prielipp. 2017 habe man bereits die Kreiselpumpe erneuern lassen – wohl wissend, dass man damit nur auf Zeit spielt, meint er. "Da hätte man sich eigentlich schon dafür entscheiden müssen, das Becken zu schließen", sagt er heute.

"Die Lüftungsanlage hat noch Bestandsschutz, könnte aber jeden Moment kaputt gehen, was zur sofortigen Schließung oder Sanierung führen würde, die Leitungen sind verrostet, die Heizungen sind durchgerostet, und die Motoren müssten erneuert werden", stellt er dar, wie es um das Becken steht. Zudem seien Abhängungen der Lampen während des Schwimmbetriebs ins Becken gefallen – ein Sicherheitsrisiko.

Allein, um diese Probleme zu beheben, bräuchte man sofort 20 000 Euro, sagt Prielipp. Doch auch das wäre nur ein Tropfen auf den heißen Stein. "Eine Komplettsanierung würde eine Million Euro kosten." Ein "Luxus", den sich die Gemeinde zurzeit nicht erlauben könne. Auch nachdem Investitionen in Höhe von insgesamt 1,3 Millionen Euro im Haushaltsplanentwurf 2020 gestrichen wurden, steht im Ergebnishaushalt noch immer ein Minus von 700 000 Euro.

"So leid es mir als Vater auch tut, man muss wirtschaftlich denken", sagt der Bürgermeister. Auf Mittel aus dem Ausgleichstock könne man nicht hoffen. Damit müssten vorrangig die Pflichtaufgaben der Gemeinde finanziert werden. Einen anderen Topf, aus dem Epfendorf die rettende Finanzspritze bekommen könnte, gebe es nicht.

Rund 100 Kinder betroffen

Doch nicht nur die Sanierung ist ein Problem. Jährlich stellt die Gemeinde laut Prielipp 110 000 Euro für Unterhaltung und Betrieb des Beckens bereit. "Wir müssen es jeden Tag heizen und wegen der Rohre regelmäßig chloren, sonst kommen die Keime", erklärt Prielipp.

Zudem lasse die Frequentierung durch die Bürger zu wünschen übrig. Jährlichen Einnahmen von 2000 Euro stünden Ausgaben von geschätzt mehr als 70 000 Euro gegenüber, rechnet der Bürgermeister vor. Um trotzdem den Schwimmunterricht zu gewährleisten, werde die Gemeinde die Busfahrten nach Oberndorf oder Bösingen bezahlen, sichert er zu.

Derzeit nutzen knapp 100 Schüler aus der Gesamtgemeinde das Lehrschwimmbecken. Zudem sei der TSV regelmäßig da. An einem Tag sei das Becken für alle Schwimmbegeisterten geöffnet, die Resonanz mit etwa zehn Personen aber recht gering, merkt Prielipp an. Auch Aktionen wie kostenloses Baden hätten nicht zur Attraktivitätssteigerung beigetragen.

Mangelndes Interesse sieht der Elternbeirat keinesfalls. Das Becken werde auch von Böhringern, Dietingern und Irslingern genutzt. Zudem fänden Schwimmkurse für Babys und Kinder statt. "Das Angebot zeigt die Notwendigkeit eines Beckens für Jung und Alt", heißt es. Von Seiten der Bürger würden nun Möglichkeiten geprüft, um das Becken zu erhalten, ob durch Spenden, Fördermittel oder einen Förderverein.

Ob der Gemeinderat bei seiner Entscheidung, das Becken zu schließen, bleibt, wird sich in der öffentlichen Gemeinderatssitzung am 4. Februar zeigen. Dann heißt es hopp oder top: weitermachen wie bisher oder schließen.