Der Bahnübergang in Talhausen ist ein gefährliches Pflaster für Verkehrsteilnehmer. Foto: Bienger

Übergang in Talhausen für Straßenverkehr zwar optimiert, doch Brummi-Fahrer zeigen sich von Schildern unbeeindruckt.

Epfendorf- Der Bahnübergang in Talhausen stellt seit dem Sommer keine Gefahr mehr für Fahrzeuge dar, denn die Kuppe, an denen ein Lkw hängen geblieben war, wurde abgeflacht. An das Durchfahrverbot hält sich trotzdem kaum jemand.

Diesen Tag wird Karlheinz Binder nie wieder vergessen. An jenem 4. Juli 2014, als bei einem Zugunglück in Talhausen mehrere Menschen verletzt worden waren, schaute er gerade aus dem Fenster seines Hauses und sah, dass ein tonnenschwerer Sattelschlepper mitten auf dem Bahnübergang liegen geblieben war. Der Tieflader, der die Straße aufgrund seines Gewichts eigentlich nicht hätte passieren dürfen, war auf der Kuppe aufgesessen. Nichts ging mehr, weder vor noch zurück. Wenige Minuten später krachte die mit vielen Ausflüglern besetzte Regionalbahn in das Fahrzeug.

Nur dem beherzten Eingreifen Karlheinz Binders ist es zu verdanken, dass dabei niemand getötet wurde: Er war dem Zug entgegengerannt und hatte den Lokführer mit Handbewegungen auf die drohende Gefahr aufmerksam gemacht. Inzwischen haben die Deutsche Bahn AG und die Gemeinde Epfendorf die Gefahrenstelle an den Gleisen entschärft.

Im Juni, ein knappes Jahr nach dem Unglück, hat das Zimmerner Bauunternehmen Müller den großen Höhenunterschied zwischen Straße und Gleisbett durch Aufschüttung ausgeglichen. Dadurch wurde die Kuppe abgeflacht, so dass nun kein Fahrzeug mehr auf den Gleisen hängen bleiben kann. Die Gemeinde hat sich mit rund 40.000 Euro an den Kosten beteiligt.

Karlheinz Binder: "Können die nicht lesen?"

Bürgermeister Peter Boch ist froh, dass letztendlich alles "reibungslos und hochprofessionell" vonstatten gegangen war. Denn kurz nach dem Unfall hatte die Bahn noch jegliche Verantwortung von sich gewiesen.

Die Anlage sei doppelt gesichert, hieß es damals. Die Verkehrsteilnehmer müssten sich eben korrekt verhalten. Schließlich dann die erlösende Nachricht: Es wird sich bald etwas tun.

Dafür, dass die Irslinger Straße immer wieder von Fahrzeugen befahren wird, die hier nichts zu suchen haben, kann die Bahn freilich nichts. Und so, wie es derzeit aussieht, wird dieses Problem weiterhin bestehen bleiben. Denn nach Abschluss der Baumaßnahmen hat die Gemeinde zusätzliche Schilder aufstellen lassen, die den Verkehr auf der schmalen Straße regeln sollen.

Schon an der Hauptstraße weist eines von ihnen darauf hin, dass die Durchfahrt nur Fahrzeugen unter 3,5 Tonnen Gewicht sowie Anwohnern gestattet ist. Es halten sich indes nur die Wenigsten daran. Wie Boch zugibt, gebe es nach wie vor unbelehrbare Brummi-Fahrer, die mit aller Gewalt von Talhausen in Richtung Irslingen wollen oder andersherum. Obwohl das Befahren der schmalen und kurvigen Straße selbst für normale Autos schon eine kleine Herausforderung darstellt.

Diese Beobachtung macht auch Karlheinz Binder mehrfach die Woche. Der Mann, der vor 16 Monaten dem Lkw-Fahrer zu Hilfe eilte und anschließend den Lokführer warnte, ärgert sich maßlos über den Schwerlastverkehr in der Irslinger Straße. "Ich verstehe es nicht", sagt er ratlos. "Können die nicht lesen?" Es seien auch viele ortsansässige Firmen darunter, die trotz des Verbots noch immer jede Woche hindurchfahren würden. "Wahrscheinlich denken sie: ›Wenn es einmal gut geht, dann wird es auch jetzt wieder klappen‹", vermutet Binder.

Er ist zwar froh, dass das Kuppen-Problem gelöst wurde, dennoch hat er ein wenig Angst, dass es am Bahnübergang Talhausen eines Tages wieder zu einem Zwischenfall kommen könnte. "Es reicht, wenn viele dumme Umstände zusammenkommen", sagt er. "Die Straße ist eng. Selbst, wenn nur zwei Traktoren aneinander vorbei müssen, kann es passieren, dass einer wegen der Engstelle nicht mehr weiterkommt und dass das Fahrzeug dann auf den Gleisen steht."

Der Lkw-Fahrer, der das Zugunglück verursacht hatte, wurde vom Amtsgericht Oberndorf inzwischen zu einer Bewährungsstrafe verurteilt – wegen fahrlässiger Körperverletzung in 30 Fällen und wegen fahrlässigen gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr, wie die Staatsanwaltschaft Rottweil mitteilt. Zum genauen Strafmaß wollte sich die Behörde nicht äußern.