Leander Grimm und Bürgermeister Mark Prielipp einigten sich vor Ort.Foto: Wagner Foto: Schwarzwälder Bote

Blockade: Eigentümer und Bürgermeister Mark Prielipp können sich einigen: Hindernis wird wieder abgebaut

Für viele Wanderer war die Schlichemklamm-Runde in den vergangenen Tagen an der Fußgängerbrücke beim Butschhof zu Ende. Eine Steinmauer mit der Aufschrift "Betreten verboten" an der Brücke machte ein Überschreiten der Schlichem nahezu unmöglich.

Epfendorf. Wanderer und Radfahrer mussten enttäuscht wieder umkehren. Natürlich tauchte die Frage nach dem Warum auf, und zahlreiche Spekulationen machten die Runde. Von einem selbst ernannten Ortsbeauftragten, der die Corona-Verordnung des Landes durchsetzen wolle, bis hin zu privatrechtlichen Problemen war die Rede. Die Gemeindeverwaltung Dietingen wurde informiert, deren Vertreter über das Osterwochenende allerdings feststellte, dass die Mauer auf Epfendorfer Gemarkung aufgebaut worden war.

Der Schwarzwälder Bote wollte wissen, was es damit auf sich hat. Vom Besitzer des betroffenen Grundstücks, auf dem die Brücke steht, Leander Grimm, erfuhren wir nicht nur seine Beweggründe für das Erstellen der Mauer, sondern auch die lange Geschichte, die letztendlich dazu führte.

Bereits 1750 bekam der damalige Besitzer des Butschhofes von Herzog und Fürst Carl zu Württemberg die Erlaubnis, hier eine Mahlmühle zu bauen. In der Erlaubnis beinhaltet war das Recht, Wasser der Schlichem für den Betrieb der Mühle zu nutzen. Sie war bis zum Brand 1932 in Betrieb und produzierte Mehl und Öl.

1950 erwarb Oskar Grimm aus Epfendorf das Grundstück inclusive der gesamten Wasseranlage. Er baute die noch vorhandene Radstube zu einem Turbinenhaus um. Mit dieser Anlage erzeugten der heutige Besitzer Leander Grimm und sein Sohn Rudi bis zum 17. März dieses Jahres Strom, der in das Netz der EnBW eingespeist wurde. Immerhin 30 000 KW seien es jährlich gewesen, erklärte Leander Grimm.

Nun habe er seine Turbine auf Betreiben des Landratsamtes Rottweil, des Regierungspräsidiums Freiburg und letztendlich aufgrund des Urteils des Verwaltungsgerichts Freiburgs stilllegen müssen. Eine Entscheidung, die er und viele andere Bürger nicht verstehen könnten. Er stehe zu dem an Turbinenhaus angebrachten Leitspruch des Bundesverbands Deutscher Wasserkraftwerke "Wasserkraft – Unerschöpfliche Energie im Einklang mit der Natur".

Grund der Untersagung des Betriebs sei gewesen, dass er, sofern die Schlichem genügend Wasser führte, dieses in den Seitenkanal abgeleitet habe, um die Turbine zu betreiben. Anschließend sei es aber wieder ins Bett der Schlichem zurückgeführt worden.

Anders werde das beispielsweise am Schömberger Stausee praktiziert, von dem die Schlichem mit Wasser gespeist werde. Eine dortige Zementfabrik nutze das Wasser zu Kühlzwecken, leite es aber nicht in die Schlichem zurück, sondern in die Eyach. Grimm erklärte unserer Zeitung, dass er mit dem Bau der Mauer auf seinem Grund und Boden auf diese Probleme habe aufmerksam machen wollen. Keinesfalls habe er die Wanderer oder die Gemeinde Epfendorf verärgern wollen. Für ihn sei es nicht nachvollziehbar, dass seine nachhaltige Stromerzeugung nicht mehr toleriert werde. Wenn er dagegen wieder Mehl produzieren würde, sei dies durchaus erlaubt.

Beim Gespräch mit Leander Grimm stieß der Epfendorfer Bürgermeister Mark Prielipp dazu. In ausreichendem Corona-Sicherheitsabstand entwickelte sich ein produktives Gespräch, an dessen Ende sich Grimm bereit erklärte, die Mauer wieder zu entfernen. Dies auch deshalb, weil mit der Gemeinde eine Vereinbarung bezüglich des Übergangsrechts besteht, die bis 2023 Gültigkeit hat. Dann allerdings muss man sich erneut zusammensetzen. Möglicherweise gibt es aber bis dahin auch eine Lösung dafür, dass die Familie Grimm wieder "grünen Strom" erzeugen darf.

Den Besuchern des Schlichemtals ist auf jeden Fall vorläufig geholfen. Sie können ab dem Wochenende das herrliche Fleckchen Erde, an dem gerade jetzt alles zu blühen beginnt, wieder passieren und den Anblick im Naturschutzgebiet genießen.