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Alternative lässt Bauchschmerzen nicht verschwinden. Kosten könnten deutlich steigen.

Epfendorf-Talhausen - "Jetzt haben wir zwei Varianten, und keine schmeckt", war das Fazit in Sachen Bahnübergangerneuerung Talhausen. Die neue Alternative der Planer fiel anders als erwartet aus, so dass sich mancher Gemeinderat die Frage stellte: Sollte man den Bahnübergang schließen?

1,6 Millionen Gesamtprojektkosten, rund 118.000 Euro für die Gemeinde – dass bei der kostspieligen Erneuerung des Bahnübergangs bei Epfendorf in der ersten Gemeinderatssitzung zum Thema die Gemüter reichlich erhitzt waren, war nicht verwunderlich.

Deutlich ruhiger wurde hingegen in der jüngsten Sitzung diskutiert. Nachdem das Planungsteam der DB Netz AG den Epfendorfern im Januar eröffnet hatte, dass der Übergang erneuert werden muss, ging die Diskussion um eine Kostenoptimierung los. Denn eins war für die Gemeinderäte klar: "Die angebotene Lösung ist nicht akzeptabel."

Einsparpotenzial wurde vor allem bei der sogenannten Schleppkurvenzeichnung vermutet, die ermittelt, welche Fahrzeuge sich im "Worst-Case-Szenario" am Übergang begegnen können. Dementsprechend müssten die Straße aufgeweitet und der Räumbereich erweitert werden, erklärte Valida Pinjo-Reszat von der DB Netz AG damals.

Auf Wunsch der Räte hatte sie die mögliche Begegnung von Lastwagen und Müllfahrzeug beim Linksabbiegen in den "Kolbersbach" im neuen Entwurf weggelassen und somit die Schleppkurve verengt.

Für die Epfendorfer, die sich dadurch eine erhebliche Ersparnis erhofft hatten, gab es jedoch Ernüchterung: Die abgespeckte Variante, bei der dann Verbotsschilder für das Abbiegen des Schwerlastverkehrs in die kleine Straße nötig wären, kommt lediglich rund 7000 Euro bei den Gesamtkosten günstiger, also rund 3500 für die Gemeinde. "Der große Kostenfaktor ist die Technik, die aber vorgeschrieben ist", machte das Planungsteam klar.

Keine Kostensicherheit

Gemeinderatsmitglied Jürgen Behr tat sich noch immer schwer mit dem Projekt. "Ich habe Sorge, dass die Kosten exorbitant steigen", so seine Bedenken. In der Kostenschätzung sei auch eine Teuerungsrate eingerechnet. Eine Garantie dafür, dass die Kosten nicht deutlich steigen, gebe es aber nicht, erwiderten die Planer. Kostensicherheit komme erst mit den Vergaben.

Gemeinderat Holger Berndt konnte sich nur schwer mit den "Maßnahmen auf Geheiß" anfreunden. Die Gemeinde werde zum Mitfinanzieren gezwungen. Er befürchte, dass letztlich andere Gemeindeprojekte aufgrund der Erneuerungskosten unter die Räder kommen. "Wir haben mit einer deutlich niedrigeren Schätzung gerechnet. Das Fragezeichen bleibt also gleich groß", sagte er.

Bürgermeister Mark Prielipp sah die abgespeckte Alternative äußerst kritisch. "Beide Varianten schmecken nicht", fasste er zusammen. Bei der neuen sei das Problem, dass im Fall eines Unfalls und einer falschen Beschilderung durch die Gemeinde diese haften müsste. Die Ratsmitglieder Stefan Maier und Uwe Mei plädierten ebenso für den teureren Entwurf. "Auf die neue Variante sollte man sich nicht einlassen", meinte Maier. Risiko und Bürokratieaufwand seien zu hoch, bestätigte Mei.

Rund 20 Jahre werde die neue Lösung halten, meinte Pinjo-Reszat. Aufgrund der Technik könne man für eine längere Zeit keine Garantie geben. "Früher haben wir Schienen gebaut, die 100 Jahre halten, aber durch die Technik ist das alles anders. Ein Handy hält auch keine 40 Jahre", gab sie ein Beispiel. Auch seien die Richtlinien gerade im Hinblick auf die Kuppen-Wannen-Problematik bei den Gleisen schärfer geworden.

Gemeinderat Andreas Schäuble warf indes die Frage auf: "Können wir uns den Übergang überhaupt leisten?" und implizierte damit die Idee einer Schließung. "Das gäbe einen Knall. Da müsste man erst einmal mit den anderen Gemeinden wie Dietingen sprechen. Das aus dem Bauchgefühl heraus zu entscheiden, halte ich für falsch", meinte Prielipp dazu. Auch Volkmar Müller liebäugelte mit einer Schließung. "Nutznießer sind oft andere, die den Weg als Durchgangsstraße nutzen. Dass wir den Geldbeutel für Fahrer aus anderen Gemeinden aufmachen sollen, sehe ich nicht ein", stellte er klar.

Johannes Sauter fand hingegen: "Eine Schließung ist abwegig". Der Talhauser Rat Josef Penzely stimmte ihm zu. "Auf den Durchgangsverkehr könnte ich gut verzichten, und es wäre die angenehmste Lösung, aber allein aufgrund der Landwirtschaft und des Radwegs geht das schon nicht", fand er.

Letztlich stimmten die Gemeinderäte bei drei Gegenstimmen von Behr, Berndt und Müller mehrheitlich für die erste, teurere Variante der Erneuerung.