Archiv-Foto: Danner Foto: Schwarzwälder Bote

Drei Veranstaltungsräume könnten im Trichtinger Rathaus entstehen

Wenige Eingriffe, viele Finanzspritzen und ein großer Mehrwert – das Zwischenergebnis der Machbarkeitsstudie zum Rathaus Trichtingen wurde in der jüngsten Gemeinderatssitzung vorgestellt.

Epfendorf. Auch wenn die Planer von "Hardy Happle Architektur" im Trichtinger Rathaus keinen einzigen rechten Winkel gefunden haben, kann aus dem historischen Gebäude etwas Großartiges werden, machte Happle selbst deutlich. Und der Enthusiasmus übertrug sich auf den Gemeinderat. "Ich bin richtig begeistert. Etwas Ähnliches wurde in Dietingen-Rotenzimmern realisiert, und das wird wunderbar angenommen – eine tolle, nachhaltige Lösung", lobte Uwe Mei das Konzept.

Dieses sieht im Erdgeschoss vor, die Archivräume ins Rathaus Epfendorf auszulagern, das Bürgerbüro einzurichten und das Kühlhaus in den aktuellen Eingangsbereich des Schlachthauses zu verlagern. Der neue Eingang zum Schlachthaus soll an der Westseite liegen. Zudem findet laut Plan eine neue Toilettenanlage im Erdgeschoss Platz. Die verbleibenden Räume könnten etwa als Bürgercafé genutzt werden, meinte Happle und bezog sich damit auf die Bürger-Ideen, die im Zuge der Rathausbegehung entstanden sind. Als weitere Vorschläge waren ein Bürgersaal, eine Metzgerei, eine Bücherei, eine Wohnung und ein Trauzimmer genannt worden.

Im ersten Stock soll die Toilette behindertengerecht umgebaut werden. Das frühere Bürgerbüro könne man mit dem Ratssaal zusammen als kleinen Veranstaltungsbereich vermieten, so Happle.

Das Dachgeschoss soll zu einem größeren Veranstaltungsraum mit Catering-Küche ausgebaut werden. Die Versorgung mit Tageslicht erfolgt über eine Verglasung an der nördlichen Giebelseite. Das Konzept der drei Veranstaltungsräume in verschiedenen Größen sei spannend. Man könne diese getrennt nutzen oder in Beziehung setzen.

Älteste Balken aus 1717

Zur Erschließung sind ein Lift im Gebäudeinnern und eine Fluchttreppe an der Nordfassade vorgesehen. Die bestehende Treppe innen soll erhalten bleiben.

Eine Analyse habe ergeben, dass einige Balken im denkmalgeschützten Trichtinger Rathaus 1717 geschlagen worden seien. Von der ursprünglichen Gebäudestruktur sei nur noch ein Wandstück im ersten Obergeschoss erhalten. Alles andere wurde in den 50er-Jahren erneuert.

Die Kosten für die vorgestellten Maßnahmen liegen laut Schätzung des Planers bei rund 711 000 Euro. Jürgen Behr wollte wissen, wie fix diese Summe sei. "Wir haben konservativ berechnet, aber nicht Spitz auf Knopf. Einige Bauschäden sind schon inbegriffen", erklärte Happle. Im Erdgeschoss habe man ein paar feuchte Stellen entdeckt, die man sich anschauen müsse, "aber wir rechnen mit keinen großen Überraschungen, die den Kostenrahmen sprengen würden", beruhigte der Planer das Gremium.

Bürgermeister Mark Prielipp erinnerte daran, dass man bei den hohen Kosten mit Fördergeldern rechnen könne. Aus diesen Überlegungen heraus sei das Projekt auch gespeist, sagte Happle. Man habe alles so geplant, dass es zu den jeweiligen Förderprogrammen passe, und die Töpfe somit gut bedient würden. Bei der Erschließung der Fluchtwege, die Haustechnik und mehr sei eine Finanzspritze aus dem Landessanierungsprogramm zu erwarten. Und auch aus dem Topf der Denkmalförderung erhofft man sich eine finanzielle Unterstützung.

Fluchtweg ist zu prüfen

Timo Raisch hakte beim Thema Fluchtweg nach, ob die Treppe aus Stahl sein müsse. Dies bejahte der Planer. Die könne man aber filigran fertigen. Zudem sei sie auf der Gebäuderückseite geplant. Eine kleine Unwägbarkeit bestehe darin, dass sie ein bisschen über den Bach ragen würde.

Um die aus einem brennenden Gebäude Flüchtenden dann zur Straße zu führen, müsse man einen Steg über den Bach bauen, erklärte Happle weiter. Das sah Christoph Schaal kritisch im Hinblick auf den "worst case", dass jemand vor dem Feuer über den Steg auf die Straße fliehe und dort überfahren werde. Alternativ könne man den Fluchtweg auch über die Nachbargrundstücke leiten, meinte der Planer dazu.

Holger Berndt erkundigte sich, ob man die Räume nicht auch als Wohnungen nutzen könne. Der Gedanke gefiel auch Johannes Sauter. Durch eine dauerhafte Nutzung werde das Haus lebendiger. "Das würde den öffentlichen Nutzen stark einschränken", riet der Architekt davon ab. Vorstellbar sei allenfalls eine Art Loft im Dachgeschoss. Für Wohnungen auf drei Etagen eigne sich der Grundriss nicht.

Julia Behrs Frage, ob die Parkplätze bei Veranstaltungen ausreichen würden, bejahte Happle. Für fünf Personen müsse man laut Gesetzesvorgabe einen Parkplatz zur Verfügung stellen. Zudem gebe es Ausweichflächen.

Behr wollte zudem wissen, ob man die Behinderten-Toilette nicht im Erdgeschoss einrichten könne. "Aktuell ist sie in einem Bestandsraum geplant. Wenn wir sie neu bauen, müssen wir die Maße 2,20 Meter mal 2,30 einhalten und stattdessen das Bürgerbüro aufgeben", erklärte Happle. Sauter hakte nach, ob Letzteres nicht zu klein eingeplant sei. Doch auch da konnte der Planer die Zweifel zerstreuen. 19,8 Quadratmeter seien eine vernünftige Größe.

Bis das Trichtinger Rathaus umgebaut wird, muss man sich aber noch gedulden. Vor 2021 sei kein Baustart zu erwarten, meinte Prielipp. Happle freute sich derweil darüber, dass man gemeinsam die "richtige Fassung für das Kronjuwel" finde.