Vertreter der katholischen Kirchengemeinde St. Remigius, der Gemeinde Epfendorf sowie Helfer, Sponsoren, Kommunal- und Landespolitiker freuen sich über die Fertigstellung und die Einweihung des Besinnungswegs in Epfendorf.Fotos: Zelenjuk Foto: Schwarzwälder Bote

Einweihung: Zehn Stationen bieten naturelle, kulturelle und spirituelle Impulse / Bürger bringen sich ein / Weg für alle offen

Natur genießen, Kultur entdecken, Kraft schöpfen, zur Ruhe kommen und seine Gedanken schweifen lassen – den Besinnungsweg in Epfendorf kann jeder auf seine ganz eigene, persönliche Weise gehen. Am Wochenende wurde der Weg feierlich eingeweiht und seiner Bestimmung übergeben.

Epfendorf. Nicht nur die Sonne, auch die Gesichter strahlten, als am Samstag rund 120 geladene Gäste – Vertreter der katholischen Kirchengemeinde St. Remigius, der Vereine, ehrenamtliche Helfer, Sponsoren, Kommunalpolitiker sowie Landtagsabgeordnete Stefan Teufel und Daniel Karrais – den Rednern am Pult lauschten. Im Hintergrund plätscherte der Neckar vor sich hin. Die Anwesenden waren sich einig: Die Einweihung des Besinnungswegs ist ein besonderer Meilenstein für Epfendorf. Und daher auch ein guter Grund zum Feiern.

Aus der Idee eines Kreuzwegs hoch zur Marienkapelle ist das Projekt Besinnungsweg entstanden, das die damalige Gemeindereferentin Sibylle Sauter in Epfendorf vorantrieb. Den Namen von Sibylle Sauter hörten die Gäste an diesem Abend immer wieder. "Dieser Weg ist ihr Vermächtnis. Und auch wenn sie den Bau nicht selbst erleben durfte, haben die anderen den Besinnungsweg in ihrem Sinne entwickelt und umgesetzt", sagte Diakon Thomas Brehm.

Pfarrer Martin Schwer hielt eine kleine Andacht. Mit Texten aus dem Evangelium, Gedanken, Impulsen und Liedern machte er die Idee hinter dem Besinnungsweg begreifbar. "Hier am Neckar lässt sich gut besinnen. Nachsinnen über den Lauf des Flusses." Ob spirituell, kulturell oder historisch – für jede Dimension gebe es Verbindungen. "Es gibt allerlei zu erzählen hier am Neckar, zu erzählen über unsere Heimat", sagte Schwer.

Parallelen seien auch zum menschlichen Leben deutlich: "Das Wasser fließt – gerade noch da, und schon vorbei. So wie das Leben. Was heute wichtig ist, ist morgen schon nichtig. Es ist ein treffendes Beispiel, wie Besinnung geht. Ich treffe auf Erfahrbares und beginne zu deuten, bringe es mit meinem Leben in Zusammenhang."

Den eigenen Gedanken bewusst begegnen

Der Besinnungsweg, meinte Schwer, bringe die Menschen weg von der Spur des Mainstreams. Wichtig sei es dabei, den Mut zu haben, auch mal abzubiegen. So, wie das auch der Epfendorfer Besinnungsweg macht – er folgt nicht dem Wasser, sondern führt ins Dorf, zu den Menschen, zur Kirche, zu den Türmen, Toren und Kapellen. "Wer abgebogen ist, wer das Leben wahrgenommen und analysiert hat, der wird staunen können", sagte Schwer.

Bürgermeister Mark Prielipp betonte: "Auf dem Besinnungsweg haben wir die Möglichkeit, den eigenen Gedanken und Anliegen ganz bewusst zu begegnen." Prielipp hob hervor, wie wichtig die finanzielle Förderung durch das Leader-Programm für die Umsetzung des Vorhabens gewesen sei.

Ein Ziel des Projektes, das von der katholischen Kirchengemeinde als Träger realisiert wurde, sei es auch, "die Lebensqualität der Ortsansässigen, Wanderer und Touristen positiv zu beeinflussen", sagte der Bürgermeister. "Die Idee wurde im Ort entwickelt und mit viel Liebe und Engagement umgesetzt. Es ist ein Weg für alle – überkonfessionell", so Prielipp. Als Bürgermeister hofft er auch, mit dem Besinnungsweg mehr Wanderer ins Dorf zu holen.

Kirchenpfleger Alexander Keller blickte zusammen mit den Gästen auf die Entstehungsgeschichte des Besinnungswegs zurück. "Der Weg ist entstanden aus der Sehnsucht der Bürger über Jahre hinweg", sagte er. Bereits in den 90er-Jahren, erinnerte Keller, habe es die Idee eines Kreuzwegs gegeben. "Es gab aber nie eine verlässliche Finanzierung."

Spenden ermöglichen die Umsetzung

Der Weg, der nun entstanden sei, sei für alle Nationen und Religionen offen. "Er ist geprägt durch uns Bürger, die hier wohnen und leben, durch unsere Natur – wir Christen sagen dazu Schöpfung –, durch unsere Kultur, also das, was wir aus der Schöpfung machen", erklärte Keller. Er hob das Engagement des Kreativ-Teams hervor, das Inhalte und Details sowie die konkrete Gestaltung des Weges mit spirituellem Tiefgang entwickelte.

2019 beschloss der Kirchengemeinderat, den Antrag auf Leader-Fördermittel zu stellen. "Acht Frauen und ein Pfarrer – einstimmig. Stellen Sie sich vor, wie viel Mut und Zuversicht in dieser Entscheidung lag", blickte Keller zurück.

Der Kostenpunkt lag bei 240 000 Euro: Für Epfendorf ein Mammutprojekt. Die Hälfte habe man mit den Leader-Mitteln finanzieren können, die andere Hälfte sei komplett über Spenden zusammengekommen. Dazu die unzähligen freiwilligen Stunden der ehrenamtlichen Helfer aus dem Dorf. "Gerade ihr macht diesen Weg so wertvoll", sagte Keller. Und auch für die Pflege und den Erhalt seien nun Paten gefunden worden – Nachbarn oder Vereinsmitglieder, die mähen, gießen, putzen oder einfach mal regelmäßig nach dem Rechten schauen.

Nach dem Baustart im Februar ist der Besinnungsweg nun fertig und wartet darauf, erkundet zu werden. "Im Termin und im Budget – das gibt es nur selten im Kreis, Land und Bund", meinte Keller augenzwinkernd. Auch über die Zusammenarbeit mit Ämtern und Behörden sagte er schmunzelnd: "Es war nicht immer einfach. Aber es war immer einfach gut."

Wilhelm Rieber, Vorsitzender der Leader-Regionalgruppe Oberer Neckar, überreichte Pfarrer Martin Schwer die Fördermittel-Plakette, bevor sich die geladenen Gäste in Kleingruppen auf den Weg machten. So konnten sie sich selbst überzeugen, dass die zehn Stationen mit Impulsen jede Menge zum Nachdenken, Entdecken und Genießen bieten und neue Blickwinkel ermöglichen.

Besondere Anregungen an jeder Station

Kleinen Wegschildern und einer großen Metallfigur folgend, Flyer in der Hand, gingen die Gäste von Station zur Station, entdeckten die liebevollen Details und die ungewohnten Perspektiven auf ihr Dorf, hörten sich Geschichten und Anekdoten zur Entstehung des Weges an.

Am Sonntag wurde ein Gottesdienst gefeiert und der Weg offiziell den Bürgern übergeben.