Ein Blick vom Balkon einer Anliegerin. Wird das Bauvorhaben auf dem unterhalb liegenden Nachbargrundstück umgesetzt, so blicke sie künftig "nur noch auf eine Wand", moniert sie. Foto: Danner Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Angrenzer halten geplante Wohnbebauung für "überdimensioniert" / Aktion geplant

In Epfendorf sollen vier Mehrfamilienhäuser gebaut werden. Darüber sind die Anlieger des anvisierten Grundstücks (Kapfstraße/Im Öschle) alles andere als erfreut. Sie halten das Bauvorhaben für überdimensioniert und wollen am heutigen Samstag eine Aktion dagegen starten.

Epfendorf. Das Grundstück unterhalb der Straße "Im Pfannenstiel" befindet sich seit Jahrzehnten im Besitz der Familie des Investors, wie er unsere Zeitung per E-Mail wissen lässt. Wiederholt sei man bereits von Bürgermeister Peter Boch und nun vom Nachfolger Mark Prielipp angefragt worden, ob man dieses Grundstück nicht bebauen wolle, da ein hoher Bedarf an Wohnfläche in Epfendorf bestünde.

Dies bestätigt Bürgermeister Prielipp auf Nachfrage des Schwarzwälder Boten. Durch die Topographie und die umliegenden Fauna-Flora-Habitat-Schutzgebiete, gebe es im Kernort kaum noch bebaubare Fläche. Zudem gelte: Innen- vor Außenentwicklung.

Das Bauvorhaben, so schreibt der Investor weiter, sei mit dem Bürgermeister, dem Gemeinderat und dem Landratsamt abgesprochen. Man halte sich an den Bebauungsplan. Vier Baukörper mit je fünf Wohnungen sollen erstellt werden.

Die Gemeinderäte stünden dem Vorhaben positiv gegenüber, betont auch der Bürgermeister. Und laut der unteren Baurechtsbehörde, die beim Landratsamt in Rottweil angesiedelt ist, könne das Einvernehmen ohnehin nicht verweigert, wenn der Bebauungsplan eingehalten wird.

Eine geringe Abweichung von bis zu 50 Zentimetern in der Höhe sei bereits bei anderen Baugesuchen in Epfendorf erteilt worden, so Prielipp. Der Bürgermeister räumt aber auch ein, dass er die Aufregung der "wenigen, betroffenen Anlieger" durchaus verstehen könne. Das Vorhaben werde jedoch vom Ratsgremium und anderen Bewohnern des Baugebiets als positiv angesehen.

Der Bebauungsplan für dieses Gebiet wurde 2005/06 geändert. Er lässt eine mehrgeschossige Bebauung zu. Diese Änderung, so argumentieren jetzt die Anlieger, hätten sie damals aber gar nicht mitbekommen. Eine reine öffentliche Auslegung und Bekanntmachung sei zwar rechtens, aber nicht bürgernah, monieren sie. Erst jetzt, mit dem Baugesuch, wurden sie als Angrenzer von der Gemeinde angeschrieben.

Als er Ende der 1980er-Jahre sein Grundstück gekauft habe, seien auf dem Bebauungsplan noch Einfamilienhäuser eingezeichnet gewesen, sagt Gerhard Heizmann. Er wohnt "Im Öschle", direkt neben dem geplanten Bauvorhaben. Wie auch seine Mitstreiter aus der oberhalb gelegenen Straße "Im Pfannenstiel" empfindet er die Größe der geplanten Häuser als "zerstörend" für den Dorfcharakter. Er hat deshalb Einspruch gegen das Baugesuch eingelegt und diesen umfangreich begründet. Dabei führt er – ebenso wie die anderen Anlieger, mit denen wir gesprochen haben – den Wertverlust des eigenen Hauses an, "für das man sein Leben lang gespart hat." Die Wohnqualität sinke immens, wenn man künftig nur noch auf eine riesige Wand gucken müsse, ergänzt eine andere Anliegerin.

Das Grundstück werde zur Gewinnoptimierung bis zum Maximum ausgereizt. Wie es dabei den betroffenen Angrenzern ergehe, sei völlig egal. Die Gemeinde habe sehr wohl eine Wahl, betonen sie. Denn sie müsse dem Investor zur Umsetzung seines Vorhabens ein Stückchen kommunales Gelände verkaufen. Er sei tief enttäuscht von den Gemeinderäten und der Führungsspitze im Rathaus, sagt Gerhard Heizmann. Ein weiteres Problem sehen die Anlieger in der Parkraum-Situation. Für 20 Wohnungen seien 20 Parkplätze eingeplant. Das reiche hinten und vorne nicht, echauffiert sich Gerhard Borho. Die Folge sei, dass entlang der Straße alles zugeparkt werde. Schon jetzt gebe es Probleme, wenn Rettungsfahrzeuge durchs Wohngebiet fahren müssten. Er hat deshalb für den heutigen Samstag eine Aktion geplant. Von 10 bis 18 Uhr sollen zu Demonstrationszwecken an der Kapfstraße/Im Öschle 20 Fahrzeuge geparkt werden. An einem Infostand können sich Interessenten über das Anliegen der "Angrenzer-Bürger–Interessengemeinschaft" informieren.  Am kommenden Dienstag wird das Baugesuch öffentlich im Gemeinderat behandelt.