Das Enztal-Gymnasium ist stabil dreizügig. Foto: Ziegelbauer

"Wir sind proppenvoll", sagt Andreas Enderle, Leiter des Bad Wildbader Enztal-Gymnasiums (ETG), mit Blick auf das neue Schuljahr. Ab kommender Woche werden dort rund 630 Schüler von 55 Lehrkräften unterrichtet.

Bad Wildbad - Man liege über dem Klassenteiler von 30 und begrüße nächste Woche drei neue Fünferklassen. Die Nachfrage nach G9, also nach dem neunjährigen Gymnasium, sei ungebrochen, so Enderle. Man unterrichte 2002/23 deutlich mehr Schüler als im Jahr zuvor und sei stabil dreizügig. Das erklärt er sich unter anderem damit, dass "die Realschule nicht mehr gewollt ist" und sich deshalb viele eher für das Gymnasium entscheiden würden.

Ein Dutzend ukrainische Schüler

Im kommenden Schuljahr wird rund ein Dutzend ukrainischer Schüler an dem allgemein bildenden Gymnasium mit naturwissenschaftlichem und sprachlichem Profil unterrichtet. Sie würden aber nicht ein zu eins die Klassenstufe wie in der Ukraine besuchen, sondern jeweils eine Klasse zurückgestuft. "Ab Klasse zehn in der Kursstufe wird der Unterricht dann anspruchsvoller. Dann gilt auch kein Nachteilsausgleich für die Gastschüler mehr, sondern der Bildungsplan", erläutert der Schulleiter.

Zwei Poolstunden gestrichen

Mit der Lehrerversorgung für 2022/23 ist Enderle zufrieden. Zwar gebe es vereinzelte kurzfristige Verlängerungen von Elternzeit und Krankschreibungen, man könne den Pflichtunterricht aber komplett abdecken. "Zwei Poolstunden mussten wir streichen, etwa die Medienbildung für die jungen Schüler", sagt der Schulleiter. Mit diesen Stunden kann eine Schulen generell eigene Schwerpunkte setzen.

Hoffen auf Digitalpakt II

Die digitale Transformation verändert auch das ETG. Allerdings werde man noch "einiges schieben und noch etwas strecken", äußerte sich Enderle im Gespräch mit unserer Redaktion. Für den Aufbau von Administrations- und Support-Strukturen hoffe man auf den Digitalpakt II, "damit nicht alles vom Schulbudget bezahlt werden muss".

In den letzten drei Jahren am ETG, also ab Klasse elf, bekomme jeder Schüler ein digitales Endgerät von der Schule auf Leihbasis gestellt. "Thema wird künftig sein, ab wann wir die Geräte auch in der Mittelstufe einsetzen, etwa zum Dokumentieren des Unterrichts", wirft Enderle einen Blick in die Zukunft. Man müsse gemeinsam überlegen, festlegen und pädagogisch begleiten, "was man überhaupt noch auf Papier braucht" und welche Inhalte komplett in der digitalen Welt behandelt werden sollen.

Noch keine konkreten Pläne für Ruhearbeitsräume

Auch die Raumnot durch steigende Schülerzahlen haben der Schulleiter, seine Kollegen und die Stadt Bad Wildbad als Schulträger im Auge. Benötigt würden beispielsweise Ruhearbeitsräume mit Aufenthaltsmöglichkeiten nachmittags und in den Pausen. Dafür komme die frühere Hausmeisterwohnung infrage. Konkrete Planungen gebe es aber noch nicht.

Neues Konzept für Fernunterricht angeregt

Zur Schule der Zukunft gehört für Enderle und weitere Kollegen aus dem Nordschwarzwald auch die Entwicklung eines Konzepts für den Fernunterricht. "Wir sollten den Schülern nicht nur die Technik liefern, sondern Gutes aus der Corona-Zeit mitnehmen", ist der Schulleiter überzeugt. Es brauche Strukturveränderungen. Er sei ein klarer Verfechter von Präsenzunterricht, und die Schule solle der soziale Mittelpunkt für Schüler sowie Lehrer sein und bleiben, aber man müsse sich öffnen, um die Schüler gut auf ihre Zukunft vorzubereiten. "Deshalb habe ich gemeinsam mit weiteren Kollegen beim Schulamt angeregt, von drei Unterrichtsstunden jeweils eine als Fernunterricht zu gestalten." Dabei seien flexible Lösungen gefragt. Unter Nachbarschulen könne dabei kooperiert und Unterrichtseinheiten zusammen online gestaltet werden.

Zwölftklässler produzieren Podcast

Auf einen "kleinen digitalen Meilenstein" freut sich der Schulleiter schon jetzt. Es sei geplant, im Rahmen eines Seminarkurses mit Zwölftklässlern einen Schul-Podcast zu entwickeln. "Heute braucht es neue Ideen, man kann nicht mehr nur mit einem Schulfest auf sich aufmerksam machen."