1868 wurde die "Ezthalbahn", damals noch mit "h", eröffnet und viele Kurgäste kamen dann mit der Bahn nach Bad Wildbad. Foto: Archiv

Viele Aktionen vom 8. bis 10. Juni in Bad Wildbad und Pforzheim. Fahrt mit Dampfzug.

Enzkreis/Pforzheim/Bad Wildbad - Die Enztalbahn wird 150: Die Zugverbindung ist die älteste Bahnstrecke im Nordschwarzwald. Am Sonntag, 10. Juni, wird das 150-jährige Bestehen der Enztalbahn groß gefeiert. In Pforzheim und Bad Wildbad sind mehrere Veranstaltungen vorgesehen.

Das Festwochenende zum 150-jährigen Bestehen wird federführend von der Touristik Bad Wildbad in Zusammenarbeit mit der Albtal Verkehrsgesellschaft (AVG) und der Wirtschaftsförderung Pforzheim organisiert.

Gründe für den Bau der Bahn im Jahr 1868 waren der Transport von Gütern, insbesondere von Holz, und die Anbindung der Gemeinden im Oberen Enztal an das Schienennetz in Pforzheim. Mindestens genauso wichtig aber war die bequeme Beförderung von Gästen Richtung Bad Wildbad. Vor rund 15 Jahren erlebten die Reisenden dann einen großen Ausbausprung: Im Dezember 2002 wurde die neue Stadtbahn (S6) der AVG eingeweiht – dafür musste die Strecke aufwendig modernisiert werden. Daraufhin stiegen die Fahrgastzahlen kräftig an.

So fing alles an: Die Bauarbeiten der Enztalbahn als Teil der Württembergischen Staatsbahnen begannen im Jahr 1865 unter Leitung von Oberbaurat Carl Julius Abel, so Marina Lahmann, zuständig für das Bad Wildbader Stadtarchiv, in einer geschichtlichen Zusammenfassung. Und weiter: Die Baukosten beliefen sich damals auf 7,6 Millionen Mark. Besonders kostspielig waren die streckenweise Verlegung der Enz und der Straße sowie der Bau des Schlossbergtunnels in Neuenbürg. Aber auch das aus Repräsentationsgründen für den Ort übergroße Bahnhofsgebäude in Wildbad machte einen nicht unwesentlichen Teil der Kosten aus.

Am 8. Juni 1868 wurde die erste offizielle Fahrt der neuen Enztalbahn durchgeführt: "Eine mäßig geschmückte Lokomotive, welcher ein Personenwagen und mehrere Gepäckwagen angehängt waren", so ein Zeitungsbericht vom 11. Juni 1868, brachte etwa 30 Eisenbahnbau- und Finanzbeamte nach Wildbad, die im Anschluss im Badhotel dinierten, aber nicht wirklich feierten. "Keine Rede, keine Musik, keine Böllersalven, kein Hoch verkündeten der Menge von Einheimischen und Fremden, dass dieser Tage ein Instrument ins Leben trete, welches für Wildbad von folgewichtiger Bedeutung sein dürfte", so der Bericht weiter. "Man wollte, der schon länger angenommenen Praxis entsprechend, dass kleinere Bahnstrecken ohne alle Feierlichkeiten eröffnet werden, auch diesmal alles Festgepränge geflissentlich vermeiden."

Ab dem 11. Juni 1868 konnten alle mit der neuen Bahn fahren. Der sogenannte beschleunigte Personenzug brauchte 50 Minuten von Pforzheim nach Wildbad und hatte sechs Stationen – Brötzingen, Birkenfeld, Neuenbürg, Rothenbach, Höfen und Calmbach. Wobei zunächst nicht wirklich alle sich die Bahn leisten konnten, da die Fahrpreise recht hoch waren. So nutzten das neue Verkehrsmittel in der ersten Zeit vor allem Fürsten, Reiche, Militärangehörige und gutbesoldete Beamte.

König Karl kommt

Schon am 12. Juni 1868 nahm König Karl von Württemberg die neue Bahnstrecke unter die Lupe. Das Badeblatt für Wildbad, Teinach, Liebenzell und Herrenalb schrieb: "Wildbad, 10 Uhr. Soeben trafen Seine Majestät, König Karl, in Begleitung Höchst-Ihres Adjutanten, Freiherr v. Spitzemberg, hier ein und nahmen im K. Bad-Hotel Absteigequartier". Kurioserweise wird in der Meldung überhaupt nicht erwähnt, dass der König die neue technische Errungenschaft der Eisenbahn für seine Reise nutzte. Auch kurios ist, dass das Blatt in seinen Ausgaben rund um die Eröffnung der Bahnstrecke nie ein Wort darüber verlor, dass Wildbad nun auch per Bahn zu erreichen ist.

König Karl von Württemberg musste bei seiner Fahrt 1868 noch ein wenige Kilometer langes Teilstück zwischen Pforzheim und Birkenfeld über badisches, also ausländisches Territorium nehmen, weil kein anderer Zugang ins Enztal möglich war. Für dieses kleine Stück war eigens ein Staatsvertrag zwischen den beiden Ländern abgeschlossen werden, der den Bau der württembergischen Staatsbahn über badisches Land regelte.

Ab 1874 verband dann ein Gleisdreieck in Brötzingen die in jenem Jahr fertiggestellte Nagoldtalbahn von Calw nach Pforzheim mit der Enztalbahn, so dass eine direkte Verbindung von Stuttgart über Calw nach Wildbad möglich war, ohne dass Pforzheim angefahren und nur wenig badischer Boden berührt werden musste. Das Gleisdreieck wurde während des Dampfzeitalters zwar auch zum Wenden benötigt, es diente aber vor allem dem Sonderzugverkehr des Hofes von Stuttgart nach Wildbad. Daher hieß diese Verbindungskurve auch "Königskurve", normaler Zugverkehr wurde über sie zu keiner Zeit abgewickelt.

Fuhren im Sommer 1869 lediglich sechs Personenzüge täglich auf der Strecke, waren im Sommer 1912 sechs Schnellzüge und 21 Personenzüge sowie sechs reine Güterzüge täglich unterwegs. Ab 1910 konnte man im Sommer per Kurswagen direkt von Berlin nach Wildbad gelangen, das dauerte allerdings 12 Stunden. Im Jahr 1914 gab es einen sogenannten württembergischen Bäderzug, der auf seiner Fahrt von Stuttgart nach Wildbad nur an wenigen Stationen (Zuffenhausen, Leonberg, Calw, Liebenzell, Neuenbürg) hielt. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde diese Verbindung allerdings nicht wieder aufgenommen.

Das Bahnhofsgebäude

Das Bahnhofs-/Verwaltungsgebäude entstand in den Jahren 1868 bis 1870. Einen Bericht über eine offizielle, feierliche Eröffnung des Bahnhofsgebäudes gibt es nicht, sodass davon auszugehen ist, dass es 1870 still und leise vollständig bezogen wurde. Allerdings wurde das Gebäude schon 1868 zumindest teilweise genutzt, denn das Telegraphen-Büro, das sich zuvor im Bad-Bureau (im Parterre des Hintergebäudes des Bad-Hotels) befunden hatte, zog bereits im Juni 1868 in den Bahnhof um.

Das Wildbader Bahnhofsgebäude gilt als königlicher und elegantester aller Bahnhöfe Württembergs. Wildbad war die bedeutendste Bäderstadt in Württemberg und zur Zeit seiner Blütezeit im 19. Jahrhundert gaben sich hier die gekrönten Häupter Europas die Ehre. Daher wurde in dem Badeort ein außergewöhnlicher Bahnhof für einen repräsentativen Empfang gebaut. "Die ganze Pracht ist zur Straße hin dargeboten: Gusseiserne Ringsäulen bilden ein mächtiges Portal, das von einem umlaufenden Ornamentfries noch betont wird. Nur bei genauem Hinsehen entdeckt der Besucher die reliefartig eingelassenen württembergischen Symbole: Löwen- und Hirschkopf", so Hammer und Arbogast in ihrer Veröffentlichung über "Alte Bahnhöfe in Württemberg". Im linken Teil des Gebäudes war der Empfangssalon für die hochrangigen Bahnreisenden untergebracht.

Weitere Entwicklung

Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen die Kurgäste unter anderem mit Kurswagen aus Dortmund/Frankfurt und Hannover/Kassel. Im Laufe der Jahre jedoch sanken die Fahrgastzahlen auf der Bahnstrecke, auch weil der Individualverkehr mit dem Auto immer mehr an Bedeutung gewann.

Es wurde ernsthaft über eine Stilllegung der Strecke diskutiert. Schließlich wurde als mögliche Alternative der Vorschlag einer elektrischen Stadtbahn zwischen Pforzheim und Wildbad mit Verlängerung der Bahnlinie durch die König-Karl-Straße bis zum Kurparkeingang geprüft und schließlich durch die AVG auch umgesetzt. Die Stadtbahnlinie S6 bis zum Wildbader Bahnhof wurde am 14. Dezember 2002 eröffnet und am 4. Oktober 2003 – vor 15 Jahren, auch ein kleines Jubiläum -- folgte die Einweihung der innerstädtischen Verlängerungsstrecke bis zur heutigen Endhaltestelle Bad Wildbad Kurpark.

Seite 2: Programm

 Freitag, 8. Juni:

19.30 Uhr: Kino im Forum König-Karls-Bad, historischer Wildbad Film 1928

 Samstag, 9. Juni:

13 Uhr: Bad Wildbad Kurparkeingang, Kurparkbähnle, Familienprogramm, Eventmobil der AVG

13.30 Uhr: Kurpark, Ladenzeile, Ausstellungs-Eröffnung des Heimat- & Geschichtsvereins

14.30 Uhr: Forum König-Karls-Bad OG, Eröffnung Modelleisenbahnausstellung

15.30 Uhr: Forum König-Karls-Bad EG, Sonderkonzert Baluta-Ensemble

16 Uhr: Bahnhof Bad Wildbad, Bahnhofsführungen

17 Uhr: Forum König-Karls-Bad OG, Fachvortrag "Geschichten zur Enztalbahn" mit Martin Geier

19 Uhr: Königliches Kurtheater, Eisenbahn-Stummfilm "Der General" mit Musikbegleitung

ab 19 Uhr: Örtliche Gastronomie, Eisenbahner-Menü

 Sonntag, 10. Juni:

ganztags kostenlose Bahnfahrten mit den Zügen der AVG von Pforzheim nach Bad Wildbad

10 Uhr: Pforzheim Bahnhof, Dampfzug nach Bad Wildbad, ab 11 Uhr: Kultur- und Familienprogramm

ab 11 Uhr: Forum König-Karls-Bad OG, Modelleisenbahn-Ausstellung

ab 11 Uhr: Kurparkeingang, Kurparkbähnle, Familienprogramm

ab 11 Uhr: Trinkhallenplatz, "Hock im Park" mit Musik und Bewirtung

12.05 Uhr: Bahnhof Bad Wildbad, Abfahrt des Dampfzugs von Bad Wildbad nach Pforzheim

14 Uhr: Pforzheim Bahnhof, Dampfzug von Pforzheim nach Bad Wildbad

15.30 Uhr: Forum König-Karls-Bad EG, Sonderkonzert Baluta-Ensemble

16 Uhr: Bahnhof Bad Wildbad, Führung durch das Bahnhofsgebäude

16.05 Uhr: Bahnhof Bad Wildbad, Abfahrt des Dampfzugs von Bad Wildbad nach Pforzheim

17 Uhr: Forum König-Karls-Bad OG, Fachvortrag "Die Entwicklung des Verkehrsangebots auf der Enztalbahn – ein Streifzug vom Dampfzug zur Stadtbahn" mit Gerhard Schnaitmann

18 Uhr: Kino im Forum König-Karls-Bad, Kinofilm Mord im Orientexpress