Elke Marko zeichnete in Enzklösterle Michael Lindner, den langjährigen Vorsitzenden der Kreisjägervereinigung, aus. Foto: Meinert Foto: Schwarzwälder Bote

Wahl: Jetzt steht eine Frau an der Spitze / Marko folgt auf Lindner

Kreis Calw/Enzklösterle. Es ist noch gar nicht so lange her, da war die Jägerei Männersache. Jetzt ist der neue Kreisjägermeister in Calw eine Frau. Elke Marko soll frischen Wind bringen.

Am Ende kann es Michael Lindner selbst nicht so recht fassen, dass er tatsächlich so lange im Amt war. "Aus einer Wahlperiode wurden letztendlich acht", bekennt der scheidende Calwer Kreisjägermeister. Und nachdenklich fügt der 68-jährige Unternehmer hinzu: "Das sind 24 Jahre – eine lange Zeit." Doch bevor ihm vor der versammelten Jägerschaft ein Anflug von Wehmut überkommt, blickt der Chef des Kosmetikherstellers Börlind lieber in die Zukunft. "Es braucht frischen Wind, es braucht eine engagierte Kreisjägermeisterin, so eine wie unsere Elke Marko."

"Michael ist ein Mensch mit einem großen Herz"

Dann stellt sich Elke Marko der Kreisjägerversammlung vor. Kurz, pragmatisch und betont selbstbewusst präsentiert sie sich in ihrer Wahlrede in Enzklösterle. Eigentlich komme sie aus Merklingen, "doch jagdlich bin ich in Bad Liebenzell zu Hause." Beruflich sei sie seit über 20 Jahren in der Personalentwicklung tätig, Probleme anzupacken "liegt in meiner Lebensart", meint sie. "Ich kenne mich sowohl an der Basis als auch in der Verbandsarbeit aus", schließlich habe sie schon jahrelang mit Lindner zusammengearbeitet. Zudem habe sie ein gutes Netzwerk aufgebaut. Die versammelten Jäger und Jägerinnen – in der übergroßen Mehrzahl sind es nach wie vor Männer – spüren bereits: Die Frau im Dirndl wird Dampf machen. Nur wie alt sie ist, sagt Elke Marko öffentlich nicht.

141 Stimmen entfallen nach über dreistündiger Sitzung in geheimer Wahl schließlich auf die Neue – bei 13 Neinstimmen und drei Enthaltungen. Einen Gegenkandidaten oder eine Gegenkandidatin gab es nicht. "Weißer Rauch über Enzklösterle", ruft ein Vorwitziger im Saal. Die Neue sagt lediglich: "Ich nehme die Wahl an und danke für Ihr Vertrauen." Die Wahl gilt für drei Jahre. Im Gespräch verrät Frau Marko übrigens auch ihr Alter: Sie ist 52.

Für den scheidenden Lindner gibt es reichlich Lob. "Michael ist ein Mensch mit einem großen Herz", meint etwa Hans-Joachim Fuchtel, seines Zeichens CDU-Bundestagsabgeordneter der Region, der als Abschiedsgeschenk ein Glas "Bundestagshonig" überreicht – und ansonsten mahnt, "dass man die Jägerei nicht kleinreden soll" in Deutschland.

"Das Damoklesschwert hängt über uns"

Überhaupt, trotz aller Fest- und Aufbruchsstimmung in Enzklösterle: Es gib reichlich Sorgen unter den Jägern. An erster Stelle stehen da die Afrikanische Schweinpest (APS) und der Wolf. Fuchtel, der Staatssekretär aus Berlin, zitiert beim Thema Wolf sogar die Koalitionsvereinbarungen. "Im Umgang mit dem Wolf hat die Sicherheit der Menschen oberste Priorität" – und erhält den Applaus der Versammelten.

Lindner wird da noch deutlicher. Nicht nur die Schaf- und Viehzüchter im Schwarzwald schlagen angesichts der Rückkehr des Raubtieres Wolf bereits Alarm. Lindners Sorgen gehen weiter: "Was wird aus Wald-Kindergärten? Was aus spielenden Kindern generell im Wald?" Den Versicherungen der Tier- und Naturschützer, dass der Wolf für den Menschen nicht gefährlich sei, kann er nicht recht glauben. "Meines Erachtens gehört der Wolf eben nicht in unsere dicht besiedelte Kulturlandschaft."

Noch drastischer wird Lindner beim Thema Afrikanische Schweinepest. "Das Damoklesschwert hängt über uns!", beschwört er. Zwar seien die hohen Schwarzwildbestände nicht alleinige Ursache der Seuche, die für den Menschen zwar ungefährlich ist, aber auch auf Hausschweine überspringen und so schweren ökonomischen Schaden verursachen kann. Ursache der Ausbreitung seien vielmehr Fleisch- und Wurstabfälle aus osteuropäischen Ländern, wo die Seuche derzeit grassiert. "Trotzdem muss der Schwarzwildbestand deutlich gesenkt werden", sagt Lindner. Und dazu müssten auch und gerade die Jäger beitragen. Eine Abschiedsrede also, die durchaus auf ernste Probleme hinweist. Doch Lindner ist sich ganz sicher: Die Neue wird das beherzt anpacken.