Hannah Wimz leitet seit Anfang des Jahres die Touristik in Enzklösterle.Foto: Mutschler Foto: Schwarzwälder Bote

Tourismus: Seit Anfang des Jahres ist Hannah Winz in Enzklösterle / Geführte Wanderungen wieder ab Anfang Juli

Seit rund sieben Monaten leitet Hannah Winz nun die Tourist Info in Enzklösterle. Im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten erzählt Winz, wie sie sich eingelebt hat und wie die Tourismusbetriebe in Enzklösterle bislang durch die Corona-Krise gekommen sind.

 

Bad Wildbad. Im vergangenen Jahr beschloss der Gemeinderat von Enzklösterle, die Touristik in der kleinen Enztalgemeinde wieder selbst in die Hand zu nehmen und die Vermarktungsgemeinschaft mit der Stadt Bad Wildbad aufzulösen. Damals, zu Beginn der Kooperation, habe es durchaus Vorteile gehabt, sich marketingtechnisch zusammenzuschließen, erklärt Winz. So habe es etwa die TNS, die kreiseigene Touristik Nordschwarzwald GmbH noch nicht gegeben, die man jetzt für die gemeinsame Vermarktung der Region nutzen könne. Nachteile seien gewesen, dass doch vieles auf der Strecke geblieben sei. Allen voran habe den örtlichen Gastgebern ein direkter Ansprechpartner gefehlt. "Das ist schon anders, wenn jemand immer hier ist", so Winz weiter.

Also kam es zur Entscheidung des Gemeinderats, die Touristik wieder selbst zu betreiben. Und da kamen die Gemeinde und Winz schnell ins Gespräch. Denn durch ihre Tätigkeit kannte sie den Ort bereits gut, war vernetzt und sogar Heidelbeerprinzessin – beste Voraussetzungen also für den Job? "Ich hatte vielleicht schon Vorteile, das war für beide Seiten schon geschickt", sagt sie. Und so war es auch keine allzu große Überraschung, dass die 25-Jährige dann auch tatsächlich zur neuen Leiterin Tourismus gewählt wurde.

Winz stammt aus der Region und "mag auch so schnell hier nicht weg". Sie wurde in Calw geboren – und wohnte immer in der Region, in Calmbach oder Höfen, seit November vergangenen Jahres lebt sie in Enzklösterle. Von 2014 bis 2017 machte sie ein duales Studium bei der Touristik Bad Wildbad, wo sie dann auch nach ihrer Ausbildung blieb – zuletzt als Leiterin der Tourist Information.

Jetzt fühlt sie sich in Enzklösterle pudelwohl. "Die Leute merken, ob man das Dorfleben mag", ist sie sich sicher. Sie selbst habe zwei Pferde, einen kleinen Hund und sei sehr naturverbunden – "das passt sehr gut". Irgendwann könnte sie sich auch vorstellen, einen kleinen Bauernhof zu haben. Von 2016 bis 2018 war sie Heidelbeerprinzessin. Dabei habe sie damals eigentlich nur aus Spaß gesagt: "Ich mache das als Nächstes." Nun, aus Spaß wurde dann ernst und sie sei da "irgendwie reingerutscht, aber das war schon cool".

In "sehr Gutem" sei sie aus Wildbad gegangen. Und diese guten Beziehungen sollen auch nach der "Trennung" beibehalten werden, die guten Kontakte genutzt werden. So gebe es immer noch gemeinsame Kooperationen, die geplant seien, etwa die Pilzwoche im Herbst. Die Zusammenarbeit funktioniere immer noch gut – und schließlich profitiere der Ort ja auch von den Angeboten in Bad Wildbad. Dennoch dürfe man sich nicht mit Bad Wildbad vergleichen, das "ganz andere Voraussetzungen" habe. Man habe andere Stärken – und Schwächen – aber natürlich seien die Thermen und die Attraktionen auf dem Sommerberg auch "gut für uns".

Dass es diese Attraktionen in Enzklösterle so nicht gibt, ist für Winz nicht tragisch. "Das wäre für uns nicht das Richtige, wir wären von der Infrastruktur überfordert", ist sie überzeugt. Als passende zusätzliche Angebote für Enzklösterle könnte sie sich eher eine "coole Wanderhütte" oder alternative Übernachtungsmöglichkeiten wie ein Baumhaushotel oder Ähnliches vorstellen. Natürlich sei man aber immer offen, falls ein Investor mit einem möglichen Projekt anklopfen würde, "man muss aber gut durchdenken, ob es passt", sagt sie. Ansonsten ist sie froh, dass es "so tolle Attraktionen" vor Ort gebe. Beliebte Ausflugsziele gibt es mit der Sommerrodelbahn in Poppeltal und dem Adventure-Golfpark ja auch im eigenen Ort. Dazu gebe es "echt tolle Hotels" sowie schöne Wander- und Radwege. Außerdem habe man mit dem Schlagwort "Heidelbeerdorf" zudem ein Alleinstellungsmerkmal, auf das man in der Vermarktung setzen wolle.

Aber natürlich bringt die Corona-Pandemie auch diese Vermarktung des Heidelbeerdorfes und den Tourismus gehörig durcheinander. Da hatte sich Winz gerade eingearbeitet und neue Ideen entwickelt – und dann kam der Lockdown. Mit dem coronabedingten Stopp kam natürlich auch die Absage von vielen geplanten Veranstaltungen. Das traf zuerst den neu ins Leben gerufenen Discofox-Tanzkurs. "Die Nachfrage war echt hoch, das war cool. 20 Paare waren angemeldet", erzählt die Tourismus-Leiterin. Und dann habe man in eineinhalb Wochen vorher absagen müssen. "Das ist schade, wenn so viel Arbeit drinhängt", bedauert sie und hofft, den Tanzkurs eventuell noch im Herbst oder auch Anfang des nächsten Jahres nachholen zu können.

Auch bei der Kräuterwoche war bereits einiges geplant, der Flyer "quasi fertig". Dennoch musste die genauso abgesagt werden wie das beliebte Heidelbeerfest: "Das war dramatisch – für die Vereine, die Standbetreiber und natürlich auch die Gäste", sagt sie. Und auch die Übernachtungen aus der Zeit des Lockdown fehlen. Dem Ort – und vor allem den Hotels und Pensionen. Die hätten den Lockdown "mit Fassung getragen", erzählt Winz. Natürlich habe jeder seine eigenen Sorgen und zu Beginn habe niemand damit gerechnet, "dass man acht Wochen zumacht". In der Zeit habe sie versucht, viel mit den Betreibern zu kommunizieren. Auch die TNS habe die Gastgeber regelmäßig über neue Entwicklungen informiert. Als kleinen Trost und zur Aufmunterung hat sie auch Blümchen und Schokolade verteilt. Dennoch sei natürlich klar: "Die zwei Monate werden fehlen. Zwei Monate leere Betten lassen sich nicht aufholen."

Mittlerweile ist der Tourismus wieder angelaufen. Die Nachfrage sei dagewesen, wenn auch zunächst verhalten. Aber bereits am ersten Tag nach dem Lockdown seien die ersten Autos vor den Hotels gestanden. Das führt Winz auch auf eine gute Kommunikation der Hoteliers mit ihren Stammgästen zurück. Über Pfingsten seien dann bereits viele Kurzurlauber in der Gemeinde gewesen – auch an den Wochenende seien die Parkplätze voll, freut sie sich über die Besucher. Wenig Sorgen macht sie sich auch um die Sommerferien, auch wenn natürlich vor allem Auslandsgäste fehlen könnten. Aber die Hauptklientel der Urlauber komme mit 78 Prozent der Gäste aus Deutschland, die restlichen 22 Prozent kommen aus dem Ausland, vor allem aus den Niederlanden, Frankreich und Großbritannien.

Konzentration auf 2021

Überraschend ist auch ein weiterer Blick in die Statistik – die übrigens für 2019 noch von Bad Wildbad aus erstellt wurde. Die besagt nämlich, dass mehr als 50 Prozent der Inlandsgäste aus Baden-Württemberg kommen. Das zeige, dass die Gäste mehrere Kurzurlaub, auch in der Region, machen und die Zeiten für längere Urlaube vorbei seien. Mit einer Aufenthaltsdauer von 3,68 Tagen im Durchschnitt pro Gast liege diese in Enzklösterle aber sogar noch höher als im Deutschland-Schnitt, da sei man "gar nicht so schlecht aufgestellt", findet Winz.

Mittlerweile laufen auch wieder die ersten Veranstaltungen an. So soll es ab Juli jeweils am ersten Donnerstag des Monats geführte Wanderungen zur Forellenzucht mit Mittagessen geben. Auch die wöchentlichen Hüttenwanderungen sollen wieder stattfinden. "Das sind keine so großen Gruppen, das kriegen wir hin", ist sie sich sicher. Auch eine kleine Heidelbeerwoche ist aktuell noch für den Herbst in Planung, eventuell mit Försterwanderungen oder Kirschtorten-Backkursen und einem Heidelbeererlebnistag, an dem im ganzen Ort verschiedene Stationen und Mitmachaktionen verteilt sein sollen.

Dennoch sei dieses Jahr "etwas gedämpft". Deshalb will Winz früh in die Vermarktung für 2021 gehen. Dafür schließt sie die Gemeinde der "Kuckuck"-Kampagne der Schwarzwald Tourismus Gesellschaft (STG) an.

Auch die TNS biete verschiedene Kampagnen, an denen man sich beteiligen könne, etwa Wanderkampagnen mit Übernachtungen und Ähnliches. Dazu soll ein Marketing- und Tourismuskonzept entstehen, bei dem es wichtig sei, "dass alle gemeinsam an einem Strang ziehen". Wichtig sei es vor allem, die Stammgäste zu halten, denn davon gebe es hier sehr viele. Und mit möglichst vielen von diesen – und natürlich weiteren Gästen – will Winz im kommenden Jahr dann auch das 875-jährige Bestehen Enzklösterles feiern. Denn auch dieses besondere Jubiläum fiel Corona zum Opfer, soll aber auf jeden Fall nachgeholt werden.