Familie Isenburg – Gastgeber bei der Gefährdetenhilfe Wegzeichen: Sohn Elias (von links), Wolfgang, Gaby und Tochter Katharina Isenburg. Foto: Stadler Foto: Schwarzwälder Bote

Religion: Gefährdetenhilfe Wegzeichen begeht ihr 30-jähriges Bestehen mit einem Geburtstagsfest

Enzklösterle. Mit einem abendlichen Konzert sowie einem Gottesdienst am Sonntag und verschiedenen Programmpunkten im Tagesverlauf feierte die Gefährdetenhilfe Wegzeichen rund um Familie Isenburg in Enzklösterle ihr 30-jähriges Bestehen mit zahlreichen Gästen. Bisher wurden rund 250 Männer durch die Großfamilie auf ihrem Weg begleitet und unterstützt. Viele Ehemalige und ihre Angehörige feierten das Jubiläum gemeinsam.

Seit 1989 ist die Gefährdetenhilfe Wegzeichen in einem ehemaligen Gasthaus in Enzklösterle beheimatet. Ursprünglich hatten Gaby und Wolfgang Isenburg ganz andere Pläne – sie wollten in Paraguay mit Suchtkranken arbeiten. Sie ist gelernte Krankenschwester und er hatte den Beruf des Zimmermanns ergriffen. Vom Bodensee, ihrer damaligen Heimat, führte sie der Weg nach der Vereinsgründung der Gefährdetenhilfe Wegzeichen über ein kleines vereinseigenes Häuschen in Zaiserweiher nach Enzklösterle. Hier hat sich das Ehepaar für Männer geöffnet, die aus verschiedenen Problembereichen, meistens Alkohol- und Drogenabhängigkeit kommen. Im Rahmen ihrer Familie, heute mit den beiden Kindern Katharina (30) und Sohn Elias (26) geben sie den Männern innerhalb ihrer Großfamilie eine Chance auf ein sinnerfülltes Leben, raus aus der Orientierungslosigkeit und Abhängigkeit. Sicherheit, Geborgenheit und Freundschaft bilden die Atmosphäre, aus der vertrauensvolle Beziehungen wachsen, während das alltägliche Leben mit Arbeit und Freizeit gemeinsam gestaltet wird. Wenngleich der Anfang in Enzklösterle auch Widerstände seitens der Bevölkerung bedeutete, die inzwischen längst der Vergangenheit angehören.

In Familie integriert

Gaby Isenburg erzählte über die vergangenen 30 Jahre. Sie und ihre Familie haben rund 250 Männer nach abgeschlossenen Entziehungskuren, Gefängnisaufenthalten oder nach Straffälligkeit bewusst in ihr Familienleben integriert und auf ihrem Weg mit christlichem Glauben begleitet. Zu den Ehemaligen, die zur Feier von teils entfernten Orten angereist waren, zählte auch Frank, der bereits als 18-Jähriger nach Enzklösterle kam und nahezu 19 Jahre dazu gehörte. Er absolvierte eine Lehre als Landschaftsgärtner mit anschließender Meisterausbildung. Vor vier Jahren gründete die Gefährdetenhilfe einen Garten- und Landschaftsbau und konnte mit Meister Frank auch ausbilden, zum einen fürs eigene Haus und das dazugehörige große Gelände sowie für den Kundenstamm, der inzwischen bis nach Pforzheim reicht. Darüber hinaus engagiert sich der Verein auch für soziale Projekte innerhalb der Gemeinde. Beispielsweise wird einmal im Jahr die Friedhofshecke im Ort von den Männern geschnitten. Holzarbeiten und Entrümpelungen gehören ebenfalls zu den ausgeführten Arbeiten der Gefährdetenhilfe.

Im Schnitt sind die acht bis zehn Männer, die innerhalb der Großfamilie gleichzeitig einen Halt finden und an geregelte Arbeitszeiten und ein festes Arbeitspensum gewöhnt werden, etwa zwei bis sechs Jahre bei Familie Isenburg untergebracht, manche auch ausnahmsweise länger. Der Jüngste war 15 und der Älteste 60 Jahre, als er zur Gefährdetenhilfe kam, um neue Hoffnung zu schöpfen. Innerhalb der Großfamilie gibt es einen geregelten Tagesablauf, der mit einem gemeinsamen Frühstück um 7 Uhr morgens beginnt. Nach einer Andacht mit Wolfgang Isenburg startet die Tagesarbeit. Abends begegnen sich alle zum gemeinsamen Abendessen. Jeder hat zwar sein eigenes Zimmer, aber zum Fernsehen oder für Gespräche und den Austausch trifft man sich zentral in der gemütlichen Wohnstube oder genießt eines der lauschigen Plätzchen rund um das großzügige Gebäude.

Gaby Isenburg ist dankbar, dass ihre eigenen Kinder bei dem inzwischen seit 30 Jahren andauernden Projekt mitziehen. Darüber hinaus ist die Familie, deren Arbeit zu rund 70 Prozent auf Spenden über den Freundeskreis basiert und durch die Einnahmen aus dem Landschaftsbau und anderer Arbeiten aufgestockt wird, froh, dass viele junge Menschen auf ehrenamtlicher Basis bei ihnen mitwirken. Schulpraktika oder Abbau von Sozialstunden sind bei der Gefährdetenhilfe möglich. Familie Isenburg freut sich immer wieder über Anfragen nach ehrenamtlicher Mitarbeit.

Rückblickend war das Jubiläumswochenende für alle Beteiligten ein großer Erfolg. Das Konzert am Samstagabend mit Beate Ling und Michael Schlierf war sehr gut besucht, ebenso der Gottesdienst am Sonntagmorgen, bei dem rund 210 Personen gezählt wurden. Der nachmittägliche Vortrag von Heinz Spindler, der vom österreichischen Tauernhof/Fackelträgerzentrum angereist war, sprengte förmlich den Rahmen. Nicht alle anwesenden Gäste fanden einen Platz im Inneren des Vortragsraumes. Für Unterhaltung sorgte auch Bauchredner Klaus Schlotterer aus Marxzell mit seiner "Lucie".

Die Gefährdetenhilfe Wegzeichen veranstaltet freitagabends ab 19 Uhr das alkohol- und nikotinfreie Jugendcafé "Logos" nicht nur für Bewohner und betreibt Suchtprävention an Schulen für die siebten bis neunten Klassen.