Noch-Bürgermeisterin Petra Nych (rechts) gratulierte Sascha Dengler und überreichte dessen Gattin Diana einen Blumenstrauß. Foto: Kunert

Mit 55,8 Prozent der Stimmen ins Amt gewählt. Unterlegener Kandidat gratuliert als erster. Mit Kommentar

Enzklösterle - "Ich bin richtig baff!" Sascha Dengler kann es im ersten Moment fast gar nicht fassen: Mit 55,8 Prozent der abgegebenen Stimmen wurde er gleich auf Anhieb im ersten Wahlgang zum neuen Bürgermeister von Enzklösterle gewählt. Gegenkandidat Hans Wurster hatte mit 43,1 Prozent der Stimmen das Nachsehen.

 Wobei das Ergebnis am Ende auch ein wenig überraschend klar ausfiel. Denn: "Das war aber richtig spannend", sagte schon fast mit einem Seufzer der Erleichterung Enzklösterles Noch-Bürgermeisterin Petra Nych als offizielle Wahlleiterin nach der Verkündung des vorläufigen amtlichen Endergebnissen der Wahl zu ihrem Nachfolger. Bis zuletzt schienen bei der öffentlichen Auszählung der Stimmen die jeweiligen Stapel mit den Stimmzetteln für die beiden Kandidaten Sascha Dengler (38 Jahre) und Hans Wurster (64) nahezu gleich hoch. Auch für die zahlreichen Zaungäste der Auszählung, unter ihnen zum Beispiel Bad Wildbads Bürgermeister Klaus Mack, war lange Zeit nicht erkennbar, ob einer – und wenn ja: wer – am Ende das Rennen machen würde.

Pünktlich um 18.45 Uhr, eine Dreiviertelstunde nach Schließung des Wahllokals im Saal des Evangelischen Gemeindezentrums, stand dann das Ergebnis aber fest: Von den 1017 wahlberechtigten Bürgern von Enklösterle hatten 627 Personen (davon 100 per Briefwahl) ihre Stimme abgegeben – was einer Wahlbeteiligung von 61,7 Prozent entspricht. Ein guter Wert, fand man angesichts des tolles Wetters und der Zeitumstellung in der Nacht vor dem Wahltag in Enzklösterle. Ungültig waren insgesamt fünf Wahlzettel. Polizeihauptkommissar Sascha Dengler konnte damit letztlich 347 Stimmen (55,8 Prozent) auf sich vereinen, der Bauamtsleiter der Gemeinde Althengstett Hans Wurster kam auf 268 Stimmen (43,1 Prozent). Unter der Rubrik "Sonstige" (in der leeren Zeile drei des Wahlzettels) wurden insgesamt sieben (1,1 Prozent) weitere Namen eingetragen.

Das Wochenende hatte für den Sieger gar nicht glücklich begonnen

"Ich bin wirklich froh und unheimlich glücklich, dass es tatsächlich auf Anhieb mit der Wahl geklappt hat", so Sascha Dengler, nachdem er sich nach dem ersten "Schrecken" und der ungeheuren Überraschung wieder etwas gefangen hatte. "Ich bin so unheimlich stolz auf ihn", freute sich auch Gattin Diana Dengler. Ihr Mann habe sehr hart für diese Wahl gearbeitet, zahllose Kilometer im Wahlkampf zurückgelegt, "jedes Schlagloch im Ort" dabei schon mal persönlich kennengelernt. "Beste Voraussetzung für einen künftigen Bürgermeister in Enzklösterle", fand auch die scheidende Amtsinhaberin Petra Nych. "Ich bin überzeugt, dass Herr Dengler seine Sache hier sehr gut hinbekommen wird."

Dabei hatte das Wahl-Wochenende selbst für das noch in Karlsbad-Auerbach lebende Ehepaar Dengler alles andere als glücklich begonnen: "Ich habe mir gestern einen Nagel in den Reifen gefahren, war also bis heute damit beschäftigt, das Auto wieder flott zu machen", erzählt der Kandidat am Rande der Stimmenauszählung. Keine Zeit also, um richtig nervös zu werden. Abgesehen von der Reifenpanne, verbrachten die Denglers den Wahltag mit ihren beiden Kindern "ganz entspannt" – im Garten, auf dem Spielplatz und beim Spaziergang mit dem Hund.

Gegenkandidat Hans Wurster war ebenfalls den ganzen Wahltag über gut abgelenkt "und absolut unaufgeregt", selbst bei der Stimmenauszählung, weil: "Wenn’s klappt, ist gut." Wenn nicht, verliere er ja nichts, "ich habe ja meinen Job". Zwei Konzerte habe er den Tag über mit seiner Brassband – Wurster spielt leidenschaftlich Posaune – gegeben, "erst morgens in der Kirche" in seinem Heimatort Simmersfeld, dann später auf dem Marktplatz in Altensteig. "Tolles Publikum, tolle Stimmung." Was später ganz gut über die Niederlage bereits im ersten Wahlgang hinüber trösten sollte.

Für den siegreichen Sascha Dengler wird es jetzt dagegen ernst – auch wenn "heute natürlich noch richtig gefeiert wird". Bereits in der kommenden Woche wolle er sich mit Amtsinhaberin Petra Nych zusammensetzen, um den "geordneten Übergang" der Amtsgeschäfte zu organisieren. Bis Ende Mai ist Zeit – dann endet die Amtszeit von Nych offiziell, formaler Dienstbeginn für Dengler ist dann am 1. Juni. Womit für Enzklösterle dann auch insgesamt eine umfassende neue Zeitrechnung anbrechen dürfte – denn am Wochenende zuvor (26. Mai) stehen ja noch die Europa- und vor allem die Kommunalwahlen in Baden-Württemberg an, wenn auch in der Heidelbeergemeinde nach dem neuen Bürgermeister auch ein neuer Gemeinderat gewählt werden wird.

Kommentar: Große Erwartungen

Von Axel H. Kunert

Enzklösterle hatte die Wahl – und hat sich bereits im ersten Wahlgang mehrheitlich für den jüngeren und mutmaßlich elanvolleren Kandidaten entschieden. Sascha Dengler bietet im Gegensatz zu seinem älteren, aber wahrscheinlich auch erfahreneren Gegenkandidaten zumindest die Chance, dass er mehr als eine Amtsperiode durchhält. Wobei einer der ersten Gratulanten auch die Sorge äußerte, Dengler könnte den Wahlerfolg "nur als ein Sprungbrett" zu höheren Weihen in ein hauptamtliches Bürgermeisteramt anderswo nutzen. Das wäre schade. Enzklösterle braucht einen versierten und verlässlichen Kämpfer für seine Zukunft. Einen, der trotz Rekordschulden neue, gute Akzente für die Entwicklung der Gemeinde setzen kann. 55,8 Prozent der Wähler setzen genau diese Erwartung in Sascha Dengler. Es kommt jetzt auf ihn an, diese nicht zu enttäuschen.