Die Gemeinde Enzklösterle kauft die lebensgroße Krippe nicht.Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Gemeinderäte gegen Kauf der Holzfiguren / Aber: Interesse an Flößer-Diorama ist groß

Enzklösterle. Im zweiten Anlauf ist bei der jüngsten Gemeinderatssitzung in der Festhalle die Entscheidung gefallen: Die Gemeinde Enzklösterle verzichtet auf den Erwerb der von dem im Mai verstorbenen Holzschnitzer Theo Gütermann geschaffenen Krippe mit ihren 18 lebensgroßen Figuren in der ständigen Ausstellung "Krippena 2000" und damit auch auf das der Gemeinde von der Familie Wagner eingeräumte Vorkaufsrecht. Interessiert ist der Gemeinderat hingegen weiterhin am Kauf des fast 16 Quadratmeter großen Flößer-Dioramas mit dem Thema "Enzklösterle vom Holzfällerdorf zum Luftkurort". Weshalb er die Verwaltung beauftragte, die Finanzierungsmöglichkeit zu prüfen.

Schon bei seiner September-Sitzung hatte sich der Gemeinderat mit der Zukunft der Krippe und des Flößer-Dioramas befasst, aber die Entscheidung auf Vorschlag von Gemeinderat Stefan Waidelich in die jetzige Beratung verwiesen. Zwischenzeitlich hat Hannah Winz als Leiterin der Tourist-Info die bei dem Bürgertreffen am 23. September entwickelten und weitere aus der Bürgerschaft eingegangene Ideen für eine Unterbringung und Präsentation der Krippe und des Dioramas untersucht und bewertet. Das Ergebnis übermittelte sie am Montagabend dem Gemeinderat. Wie beispielsweise mit den vorgeschlagenen Standorten für die Krippe auf der Empore der Festhalle, in den örtlichen Kirchen, mit dem Verleih an Freizeitparks als Werbeträger für den Kurort, mit einer Präsentation in einer Scheune oder im nicht mehr betriebenen und von außen einsehbaren Schwimmbad des Hotels "Waldhorn/Post". Möglich sei auch die Pachtung des Museums und Betrieb desselben seitens der Gemeinde mit Ehrenamtlichen, Pachtung des Museums mit Weiterverpachtung, Anmietung von Räumen für ein kleines Museum, Das Flößer-Diorama könnte in einem Gewächshaus im Kurpark, im Schulhaus, in der "Poppelmühle", in der Rußhütte oder in den Eingangsbereichen des Rathauses, der Tourist-Info oder im Lesesaal ausgestellt werden. Für eine Unterbringung des Dioramas in der Rußhütte, für die eine Zustimmung des Denkmalamts notwendig wäre, rechnete sie mit Umbaukosten zwischen 5000 und 10 000 Euro.

Aus dem Vortrag von Winz zog Bürgermeister Sascha Dengler das Resümee, dass in Enzklösterle geeignete Möglichkeiten für die Präsentation der großen Krippe außerhalb ihres jetzigen Standorts nicht zur Verfügung stehen. Eine finanzielle Förderung des Kaufpreises mit 30 000 Euro wäre seinen Ausführungen zufolge eventuell möglich, allerdings nur mit einer Vorausleistung der Gemeinde. "Der Museumsinhalt gehört zusammen, man müsste ihn komplett weiterbetreiben", stellte er fest und berichtete von einem Gespräch mit einem Bürgermeister eines Schwarzwald-Kurortes über eine Ausstellungsmöglichkeit der kompletten Krippe.

Waidelich bedauerte das fehlende bürgerschaftliche Engagement für eine angedachte Betreuung der Krippe, weshalb für ihn die Überlegungen zum Kauf abgeschlossen seien. "Das Flößermodell zu erhalten, wäre schön", plädierte er, bezeichnete dieses als "würdiges Erbe" und empfahl eine Finanzierung im Haushalt 2021. Gemeinderat Michael Faschon schloss sich der Argumentation Waidelichs an. Auch Gemeinderat Karl Merkle hielt es für wichtig, das Flößer-Diorama im Ort zu behalten. Sebastian Frey konnte sich einen Spendenaufruf zur Finanzierung vorstellen. Die Frage von Angelika Schmahl nach den Kosten für eine Umsetzung des Dioramas beantwortete Hannah Winz mit 5000 bis 10 000 Euro. Worauf die Gemeinderätin bezweifelte, die gesamten Kosten für den Kauf und die Umsetzung mit Spenden finanzieren zu können.

Gemeinderat Steffen Frey hätte sich wie auch schon zuvor Waidelich ein ehrenamtliches Engagement wie beispielsweise mit der Gründung eines Fördervereins vorstellen können. Immerhin hielt er es für einen Vorteil für Besucher von Enzklösterle, die Krippe an einem neuen Standort in der Region sehen zu können.

Kommt Ensemble nach Bad Peterstal-Griesbach?

Mit einer Gegenstimme beschloss der Gemeinderat, das Interesse am Erwerb der Krippe aufzugeben, aber bei zwei Gegenstimmen und einer Enthaltung weiteres Interesse am Erwerb des Flößer-Dioramas zu bekunden. Verbunden mit dem Auftrag an die Verwaltung, die finanziellen Möglichkeiten dafür zu prüfen.

Nachdem Natalie und Bernhard Wagner als jetzige Betreiber der "Krippena 2000" im Café, Restaurant und Hotel "Am Hirschpark" das Objekt verkauft und die Ausstellung zu räumen haben, dürften deren Tage gezählt sein. Wer diese noch besuchen will, muss sich deshalb beeilen. Von ihnen war bei dem Bürgertreffen zu hören, dass es für die Übernahme der Krippe einen Interessenten gebe. Wobei bei der Gemeinderatssitzung im September von Bürgermeister Dengler zu hören war, dass sich dafür auch ein Kurort im Schwarzwald interessiere. In Enzklösterle ist es kein Geheimnis mehr, dass es sich dabei wohl um Bad Peterstal-Griesbach handeln dürfte, was auch am Montagabend ein Sitzungsbesucher kundtat. Geschäftsführer der dortigen Kur- und Tourismus-GmbH ist der ehemalige Kurgeschäftsführer von Enzklösterle, Axel Singer, zu dessen Dienstzeit zumindest ein Teil der Krippe entstanden sein dürfte.