Ein Kinderbuch erzählt vom Heidelbär sowie Heidelinchen – und haucht der hölzernen Gestalt Leben ein. Von links: Theo Gütermann, Berta Lanzl und Rita Renate Kappler. Foto: Stocker Foto: Schwarzwälder-Bote

Heidelbär trifft Heidelinchen: Binnen einer Woche entsteht Kinderbuch über Freundschaft / Positive Resonanz

Von Steffi Stocker

Enzklösterle. Made in Enzklösterle: Spannend fantasievoll und mit passenden, gemalten Bildern bringt das Büchlein über Heidelbär und Heidelinchen Kindern die Gegebenheiten der Natur nahe.

Im Wald rund um Enzklösterle lebt der Heidelbär. Einsam und traurig streift er schon viele Jahre durch den Schwarzwald mit seinen riesigen Tannen und Fichten. Doch seit geraumer Zeit ist er nicht mehr allein.

Sein täglicher Ruf "Hallo, hört mich jemand?" ist just an jenem Tag verstummt, als er das glockenhelle Singen von Heidelinchen vernahm. Die sechsjährige Tochter des neuen Försters ist nämlich eine wahre Frohnatur und streift am liebsten durch den Wald. Und während Heidelbär noch ganz verzaubert von den Klängen den Hals reckte, um einen Blick auf das Mädchen zu erhaschen, war es auch schon geschehen. Heidelinchen stolperte über eine Baumwurzel, fiel und weinte. Besorgt näherte sich der Waldbewohner und half dem kleinen Besucher in seinem Revier. Damit beginnt eine Freundschaft zwischen Heidelbär und Heidelinchen. Jeden Tag kann es der zottelige Bär kaum erwarten, bis seine neue Freundin auftaucht – selbst stärkster Regen kann die neugierige Försterstochter nicht abhalten, denn der Heidelbär weiß ihr viel vom Wald und seinen Bewohnern, aber auch den Pflanzen zu erzählen.

Natürlich will das kleine Mädchen wissen, warum er ein blaues statt des üblichen braunen Fells hat, und warum er alleine im Wald ist, wo denn seine Eltern sind. Heidelbär führt sie an Stellen mit herrlichen Beeren oder ungiftigen, dafür schmackhaften Pilzen. Ein anderes Mal erfährt Heidelinchen, warum der Kuckuck ein Schlitzohr ist.

Die Geschichte dieser sich entwickelnden Freundschaft zwischen dem ungleichen Paar ist eine Idee von Berta Lanzl. Seit eineinhalb Jahren wohnt die 75-Jährige in Enzklösterle im selbst ernannten Heidelbeer-Haus der Gemeinschaft "Am Lappach wohnen". Gerne beteiligte sie sich an dem dort initiierten Projekt rund um die Heidelbeere. "Bei einem unserer Kaminabende habe ich dann in die Runde geworfen, dass etwas für Kinder fehle", erzählte die Autorin im Gespräch mit unserer Zeitung. Und da sie den Mitbewohnern schon als Redenschreiberin bekannt war, motivierten sie Lanzl dazu, sich etwas Passendes einfallen zu lassen. Binnen einer Woche entstand das Buch über Freundschaft für Kinder, in das die Ideengeberin auch allerlei Fakten aus der Natur einfließen ließ. Wie Heidelinchen ist nämlich auch Berta Lanzl beinahe jeden Tag im Wald unterwegs. Bei einer Vernissage im Haus am Lappach lernte sie Rita Renate Kappler kennen und warb um die bildgebende Gestaltung der Künstlerin. "Schon am nächsten Tag hatte sie sechs Variationen in Skizzen fertig", freute sich die Autorin.

"Die Geschichte war liebevoll und inspirierend", zog Kappler ihr Fazit. Schnell fanden die beiden Frauen die richtige Darstellung der unterschiedlichen Erlebnisse von Heidelbär und Heidelinchen. Während Claudia Ollenhauer sich der Grafik annahm, übte sich Marlis Kraigher im Lektorat. "Da wurde dann aus der Honigsemmel ein Honigbrötchen", schmunzelte Berta Lanzl. Denn die aus Bayern stammende Seniorin hatte ihren ursprünglichen Dialekt aufgegriffen. Erste Lesungen in Kindergarten und Schule brachten ihr indes eine positive Resonanz zu ihrer Geschichte. Deshalb wurde jetzt das erste Buch aufgelegt und ist in verschiedenen Hotels und Cafés erhältlich. "Die Idee einer Fortsetzung habe ich schon", informierte Lanzl zudem. Nicht zuletzt der hölzerne Heidelbär aus dem Hirschtal, den Theo Gütermann vor über vier Jahren schnitzte, unterstreicht die Identifikation mit dem Heidelbeer-Dorf Enzklösterle.