Im Kurpark von Enzklösterle befindet sich ein Schau-Floß. Foto: Stadtler Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Modellfloß im Kurpark von Enzklösterle erinnert an ausgestorbenes Handwerk / Holz bis Holland transportiert

Im Kurpark von Enzklösterle lädt "Jockeles Flößerweg" zu einer Zeitreise durch die Geschichte des Kurortes ein.

Enzklösterle. An Zeiten, in denen die Schwarzwaldbewohner vom Holz lebten und mittels Floß ganze Bäume über die Wasserwege nach Holland transportiert wurden, erinnert das Schau-Floß im Kurpark von Enzklösterle. Schautafeln erläutern das Flößerhandwerk und die schwere Arbeit in früheren Zeiten.

Auf dem gut beschilderten "Jockeles Flößerweg" ist eine geschichtsträchtige Wanderung zu den landschaftlich schönsten Plätzen in Enzklösterle möglich. Sie führt über eine Strecke von insgesamt 23 Kilometern, die abgekürzt werden kann. Der Startpunkt liegt bei der Schautafel im Kurpark.

Originalgetreu nachgebaut

Ganz in der Nähe steht das originalgetreu nachgebaute Holzfloß, mit dem in früheren Zeiten bis zu 25 Meter lange Weißtannen oder Eichen transportiert wurden. Diese nannte man "Holländer". Beschrieben wird auch das "Wiedendrehen". Damals wurden dünne lange Baumstämme vorsichtig von den Ästen befreit und danach im 300 Grad heißen Bähofen (Wiedofen) neben der Glut, auf den Steinen erhitzt. Das im Inneren des Astes befindliche Harz und Wasser fängt an zu kochen und macht den Baum biegsam. Daraus drehten die Flößer mit einer kräftezehrenden Technik Ringe, mit dem die Holzstämme am Floß zusammengehalten wurden.

Viel Kraft und Geschick

Die Flößerei und der Bau von Flößen war nicht nur harte Arbeit. Dieses Handwerk wurde schon in der Bibel beim Synagogenbau im heutigen Libyen schriftlich erwähnt. Damals schon wurden Flöße aus gutem Zedern- und Tannenholz gebaut. Das längst ausgestorbene Handwerk erforderte viel Kraft, aber auch Geschick im Umgang mit der Flößerstange. Früher bekam ein Flößer pro Tag fünf Liter Getränk in sein "Logel", das wie ein kleinen Fässchen aussah und dazu erhielt er etwa ein Pfund Fleisch.

Auf der Suche nach speziell gebogener Eiche für ihre Schiffe kamen die Holländer damals bis in den Schwarzwald. Hier wurden bis zu 285 Meter lange Flöße aus Tannenholz gebaut, auf denen dieses Eichenholz über die kleineren Flüsse des Schwarzwaldes Richtung Neckar und Rhein transportiert wurde. Vom dortigen Floßhafen ging es über "Kapitalflöße" den Rhein entlang bis Holland. Bis zu 800 Besatzungsmitglieder waren auf den dorfähnlich ausgestatteten, rund 300 Meter langen und 60 Meter breiten, Flößen etwa ein halbes Jahr bis zum Ziel unterwegs. Die Flößer führten dabei Häuser, Zelte und lebendige Ochsen mit sich.

Das Schaufloß befindet sich im Kurpark gegenüber der Festhalle unterhalb des Spielplatzes und des kleinen Sees. Gleich daneben steht ein interaktives Flussmodell, in dem kleine Flöße zu Wasser gelassen werden können. Das Modell ist aber momentan nicht in Betrieb.

Mit Wasser aus der Kübelspritze der Feuerwehr wurde das Schaufloß 2014 eingeweiht. Finanziert wurden die Kosten von etwa 25 000 Euro mit einem 70-prozentigen Zuschuss des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord und darin enthaltenen Fördermitteln des Landes, der Europäischen Union (EU) und der Glücksspirale-Lotterie.