Mehr als 200 Bewohner von Enzklösterle kamen zur Vorstellung der Bürgermeister-Bewerber Sascha Dengler und Hans Wurster in die Festhalle. Foto: Ziegelbauer

Bürgermeister-Kandidaten Sascha Dengler und Hans Wurster stellen sich in Festhalle vor. Zusätzliche Stühle nötig.

Enzklösterle - So voll besetzt wie am Samstagabend ist die Festhalle in Enzklösterle schon lange nicht mehr gewesen. Der Grund: Die öffentliche Bewerbervorstellung zur Bürgermeisterwahl am kommenden Sonntag.

Mehr als 200 Einwohner von Enzklösterle hatten sich in der Festhalle eingefunden, um die beiden Bewerber Sascha Dengler (38, Karlsbad-Auerbach) und Hans Wurster (64, Simmersfeld) näher kennenzulernen, deren Vorstellungen zur Entwicklung von Enzklösterle zu hören und auch zu hinterfragen. Wegen des unerwartet starken Besucherandrangs mussten vor Beginn der Veranstaltung noch zusätzliche Stühle aus dem Stuhllager in die Halle gebracht und aufgestellt werden.

Spannende Aufgaben

Bürgermeisterin Petra Nych, welche die Bewerbervorstellung zusammen mit ihrem Ersten Stellvertreter Dieter Hoffmann leitete, sah in dem überaus guten Besuch der Veranstaltung ein Zeichen für das große Interesse an der Bürgermeisterwahl.

So wertete diesen auch Sascha Dengler, der in Abwesenheit seines Mitbewerbers als Erster an das Mikrofon trat. Mit der Feststellung, dass er sich bei seinen bisherigen Gesprächen mit Bürgern von Enzklösterle stets "pudelwohl" gefühlt habe.

"Ihr Herz hängt an Ihrer Heimat und das merkt man Ihnen zu jeder Zeit an", bescheinigte er diesen und schilderte sein persönliches Umfeld mit vier Generationen im Haus in Auerbach sowie seinen beruflichen Werdegang mit seiner Ausbildung zum Bankkaufmann und seinem Studium für den gehobenen Polizeidienst, in dem er seit dem Jahr 2014 als stellvertretender Dienstgruppenleiter beim Autobahnpolizeirevier Pforzheim tätig ist.

Als Grund für seine Bewerbung nannte er die vielen gestalterischen, spannenden und faszinierenden Aufgaben des Bürgermeisters. "Von Herzen gerne wäre ich Ihr Bürgermeister, der sich offen und unvoreingenommen als Ihr Gestalter, Ideengeber und Kümmerer für eine positive Weiterentwicklung der Gemeinde einzusetzen weiß", so Dengler. Kein Problem sah er in der parallelen Bewältigung seines Berufs mit einer Kürzung um 30 Prozent und mit der Aufgabe eines ehrenamtlichen Bürgermeisters. "Ein Enzklösterle für Jung und Alt, für Generationen – das ist keine Floskel, sondern ein Ziel", betonte er im Blick auf seine Ziele für die kleinste Gemeinde im Landkreis Calw. Dazu gehöre es, schon für die Jungen die Basis für ein ganzes Leben in der Gemeinde zu schaffen.

Dabei nannte er beispielsweise ein Willkommenspaket mit einem Kindersparbuch bei Geburten, einen Gutschein für die Kindergartengebühr, die Einbindung der Jugend in die Kommunalpolitik und einen Bürgerfonds zur Hilfeleistung bei unerwarteten Notlagen von Menschen, Vereinen und Organisationen sowie die Förderung des Ehrenamtes in der Gemeinde.

In der anstehenden Fortschreibung des Flächennutzungsplanes sah er die Chance, die Weichen für die städtebauliche Entwicklung der Gemeinde neu zu stellen. Wichtig sei eine solide Infrastruktur, und das auch im Blick auf Kindergarten und Schule, führte Dengler weiter aus. In diesem Zusammenhang beleuchtete er den dringend notwendigen Breitbandausbau, die Lösung des Arztproblems, den Erhalt und Unterhalt von Straßen, Wegen und Plätzen und die Pflege des Ortsbildes. "Enzklösterle ist das Heidelbeerdorf im Schwarzwald und der Tourismus ist eine wichtige Einnahmequelle für die Wirtschaft und für die Gemeinde", stellte er fest. Der daraus fließende Mehrwert müsse sowohl für Gäste als auch für Einwohner nutzbar sein. Vorstellbar sei das Anlegen eines Wohnmobilstellplatzes und die Ansiedlung traditioneller Holz- und Handwerksberufe.

Weil die Gemeinde Enzklösterle nicht im Geld schwimme, sei es wichtig, den Haushalt solide, generationengerecht und nachhaltig aufzustellen, Partner für den Kindergarten, die Schule und den Bauhof zu finden und alle möglichen Fördertöpfe anzuzapfen. Sein Credo am Schluss seines Statements: "Eines kann und will ich Ihnen versprechen: Dass ich mich als Bürgermeister verpflichtet fühlen werde, die Selbstständigkeit und eigene Identität von Enzklösterle zu bewahren. Wir dürfen niemandes Anhängsel werden!"

"Hetschelhof" ein Thema

Hans Wurster stellte sich als langjähriger ehemaliger Gemeinderat in Simmersfeld, als gelernter Kaufmann und Immobilienökonom, als Baufachwirt und Handwerksmeister, als ehemaliger Bauunternehmer sowie als jetziger Leiter des Bauamtes und als Ortsbaumeister von Althengstett vor.

"Es ist mir eine große Freude, für Ihre Gemeinde als Bürgermeisterkandidat antreten zu dürfen", begann Wurster seine Vorstellungsrede und kam sogleich auf ein aus seiner Sicht "einstiges Blühen" von Enzklösterle zu sprechen, das aber aus finanziellen Gründen nachgelassen habe. Er bezog sich auf das unter der Begleitung von Bürgermeister a.D. Werner Krauss (Bad Teinach-Zavelstein) von vielen engagierten Bürgern erarbeitete Leitbild für die Gemeinde Enzklösterle, das er als einen Leuchtturm bezeichnete. "Gemeinsam mit Ihnen möchte ich mit meiner Erfahrung und mit meinem Fachwissen aus Wirtschaft, Gemeindepolitik und Verwaltung an diesem Leuchtturm weiterbauen", führte Wurster aus. Und zwar nicht zuletzt unter Nutzung des schnellen Internets in der Zukunft. "Enzklösterle ist Tourismusgemeinde – mit Herzblut", sah er den Kurort auch unter dem Aspekt des Heidelbeerdorfes und seines hohen Bekanntheitsgrades im Tanzsport.

Sein Vorschlag war, die vorgesehene Umgestaltung des Touristikbüros mit der Einrichtung eines Bürgerbüros zu verbinden. In seinen weiteren Ausführungen ging er auf seine Aktivitäten auf dem Bausektor der Gemeinde Althengstett ein. "Enzklösterle braucht Wohnraum für junge Ehepaare, Familien und altersgerechte Wohnungen." Dafür müssten die notwendigen Voraussetzungen wegen möglicher finanzieller Förderungen zeitnah geschaffen werden, so Wurster. Konkret sprach er die Zukunft des leer stehenden "Hetschelhof" mit vorstellbaren Aktivitäten wie etwa Bürgerbüro und Tourist-Information, Bürgertreff, Begegnungsstätte, Schulkindbetreuung, betreutem Wohnen, Pflegewohngruppe, Tagesbetreuung, Alltagsbegleitung, Carsharing, Arzt und Rathaus an. Gespräche mit dem Eigentümer des Objekts sicherte er im Falle seiner Wahl als Bürgermeister zu. Im Vergleich mit der durchschnittlichen Gemeinde-Verschuldung in Baden-Württemberg von 1590 Euro/Einwohner sei diejenige von Enzklösterle mit 3360 Euro/Einwohner relativ hoch.

Geboten sei deshalb das Nutzen möglicher Förderquellen unter Einsatz seiner persönlichen Beziehungen. Aufgeworfen wurde von ihm auch die Frage nach der Zukunft der Festhalle. Mit diesen Ausführungen stellte Wurster seine langjährigen Erfahrungen im kommunalen Bereich heraus und nannte Beispiele. "Am liebsten würde ich die Themen Wasserleitung im Lappachgebiet und Kanalanschlussarbeiten im Bergweg sofort in Angriff nehmen."

"Ich brauche keine Einlern- und keine Aufwärmphase, keine Fortbildungen, Schulungen und Seminare. Ich bin bereit und handlungsfähig", so Wurster. Zurückkommend auf den eingangs erwähnten Leuchtturm wolle er dafür eintreten, diesen noch höher zu bauen und damit dessen Strahlkraft in die nähere und weitere Umgebung noch zu verstärken.

Die Nähe zu Bad Wildbad mit seinen Kureinrichtungen und der Sommerberg seien dafür Faktoren mit Potenzial. Dazu der Appell des Kandidaten Wurster: "Die Gemeinde Enzklösterle steht vor spannenden Herausforderungen. Gehen wir sie miteinander an. Miteinander in der Verwaltung, im Gemeinderat, mit den Vereinen, den Gewerbetreibenden, den Hotels, Pensionen, Gaststätten und Cafés, mit jedem, der sich in dieser Gemeinde mit einbringen möchte."

Im Anschluss an die Vorstellungen der beiden Bewerber hatten die Besucher der Veranstaltung die Möglichkeit zu Fragen, wovon auch Gebrauch gemacht wurde.