Bis 2030 soll nach einem Entwurf der Bundesregierung deutlich weniger Holz verfeuert werden. Waldholz als Rohstoff für den Bau oder als Faser in der Industrie soll Vorrang haben. Die einen sehen Konfliktpotenzial, die anderen keine Alternative.
Hat Holz zum Heizen eine Zukunft? Wenn man ein bis vor Kurzem geheimes Papier dreier Bundesministerien liest, heißt die Antwort: eher nein. Laut dem Entwurf der nationalen Biomassestrategie, der jüngst öffentlich geworden ist, soll künftig weniger Waldholz verbrannt werden. Weil der Wald klimaschädliches CO2 speichert, und weil Holz zunehmend zum Bauen oder als Faser in der Industrie gebraucht wird.
„Deutliches Konfliktpotenzial“ sieht Gerolf Bücheler, Geschäftsführer des Bundesverbands Bioenergie, in dem Entwurf. Die Bundesregierung versuche, die Holznutzung einzuschränken, daran sei alles ausgerichtet. „Die Biomassestrategie ist vom Ansatz her verfehlt“, sagt Bücheler. Sie müsse sich eher darauf konzentrieren, weitere Biomasse aufzutun.
Ministerium kommentiert Leak nicht
Erklärt der Entwurf Brennholz also zum Auslaufmodell? Ein Sprecher des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz will den geleakten Entwurf nicht kommentieren. Er verweist auf das Eckpunktepapier, auf das sich die Ministerien für Wirtschaft und Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft im September 2022 geeinigt hatten.
Um Holz geht es darin nicht explizit. Die Stoßrichtung bei der Verwendung von Biomasse ist aber klar: Bei energetischer Nutzung entweiche gebundenes CO2. „Die stoffliche Nutzung ist deshalb einer energetischen Nutzung, wo auch immer dies technisch und wirtschaftlich möglich ist, vorzuziehen“, heißt es.
Weniger Holz, größere Nachfrage?
Der Entwurf nun präzisiert für Holz: Im Jahr 2021 wurden 22,7 Millionen Kubikmeter Waldholz verbrannt, 2030 sollen es noch zehn bis 13 Millionen Kubikmeter sein, bis 2045 etwa 2,2 bis vier Millionen Kubikmeter – „um die steigende stoffliche Nachfrage bei insgesamt abnehmendem Holzpotenzial bedienen zu können“.
Der Vorstoß birgt durchaus Zündstoff. Denn die Frage, ob Holz ein klimafreundlicher Energieträger ist, ist ohnehin heiß umkämpft. Für die einen ist es ein CO2-neutraler Kreislauf, für die anderen sollten so viel Bäume wie möglich CO2 binden, ob lebendig im Wald oder als CO2-Tresor in Form eines Schranks oder als Faser.
Das sagt das Umweltbundesamt
Nach Einschätzung des Umweltbundesamts (UBA), das an der Strategie nicht beteiligt ist, sollte Holz nur dann verbrannt werden, „wenn die hohe Vorlauftemperatur einer Verbrennung unbedingt benötigt wird und wenn eine alternative Heizungstechnik ohne Emissionen nicht möglich ist“, sagt Wolfram Eilbacher vom UBA. Die stoffliche Nutzung sei vorzuziehen. „Wir sehen auch, dass die Nachfrage nach Holz weiter zunehmen wird“, sagt Eilbacher. Zum Beispiel durch die Baustoffindustrie oder Bioraffinerien. „Das wird zu einem weiteren Anstieg der Rohstoffpreise führen und den Druck auf das Ökosystem Wald zusätzlich erhöhen.“
Der Bundesverband Bioenergie sieht keinen Engpass bei den Holzmengen. Aufgrund zunehmender Stürme und Dürren steige auch die Menge an Schad- und Waldrestholz, sagt Bücheler vom Bundesverband. Da sei viel dabei, „was ich so gar nicht sägen kann“. Hinzu komme, dass die Wälder zur Klimaanpassung umgebaut werden müssten, wobei ebenfalls viel minderwertiges Holz anfalle. Zudem speicherten ältere Bäume weniger CO2, die Senkenziele seien anders gar nicht erreichbar. „Es fällt also erst mal mehr Holz an“, sagt er.
Wann die Strategie, in der es auch um Biomasse aus der Landwirtschaft sowie biogene Rest- und Abfallstoffe geht, veröffentlicht wird, ist unklar. Es soll Stimmen geben, die angesichts der nicht mehr allzu fernen Bundestagswahl 2025 bereits abwinken. Es wäre nicht das einzige Projekt der Ampelregierung, das mangels Einigkeit der Koalitionäre auf halbem Weg stecken bliebe. Wobei, für den ersten Entwurf müssten sich zunächst einmal drei grüne Ministerien verständigen.