Jeder Euro auf der Expo sei gut investiert, sagt Minister Müller. Foto: dpa/Stephanie Pilick

Der baden-württembergische Pavillon auf der Weltausstellung in Dubai setzt einen besonderen Akzent, sagt Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) im Gespräch mit unserer Zeitung – speziell durch die Holzbauweise.

Dubai - Gerd Müller (CSU) , der Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, sieht das Geld für die Expo gut angelegt. Auch für einen Baden-Württemberg Pavillon.

 

Herr Müller, was halten Sie davon, dass sich Baden-Württemberg als einziges Bundesland zusätzlich zum Deutschen Pavillon mit einem eigenen Haus auf der Expo in Dubai präsentiert?

Ich finde den Pavillon und den Auftritt sehr gelungen. Es ist ausgesprochen wichtig, dass Deutschland und die Bundesländer Flagge zeigen. Die Expo ist das Fenster zur Welt. Millionen von Besuchern orientieren sich hier, wer die besten technologischen Konzepte hat für die Transformationen in den Bereichen Energie, Mobilität und dem Thema Städte der Zukunft. Baden-Württemberg ist mit Bayern Nummer eins, was die neuen Technologien anbetrifft. Deshalb ist hier jeder Euro gut investiert. Baden-Württemberg macht das richtig, in der Kooperation mit Unternehmen. Dass sich ein Bundesland gesondert präsentiert, ist etwas Besonderes, aber der Pavillon setzt auch einen besonderen Akzent mit den Themen Holz, Infrastruktur und Klimatechnik. Damit ist das auch gerechtfertigt. Wenn ich die Auftritte der anderen Länder sehe, denken wir in Deutschland eher zu klein als zu groß.

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Könnten sich in Zukunft weitere Bundesländer gesondert präsentieren?

Die Bundesregierung könnte bei der nächsten Expo im Deutschen Haus in Osaka, Japan, ein Angebot für die Bundesländer machen. Nicht klein-klein, sondern mit einem abgestimmten Konzept.

Haben solche Mega-Events eine Zukunft? Ginge das nicht alles auch virtuell?

Nein, das ginge nicht virtuell. Ich bin erstaunt, was geboten wird. Ich habe auch frühere Weltausstellungen besucht. Die Konzepte haben sich weiterentwickelt. Es geht jetzt in Richtung Innovations- und Technologie-Show. Nicht wie auf Fachmessen verengt auf Technik und Fachbesucher, sondern in einem breiteren Spektrum dargestellt. Ich bin sicher, dass die Weltausstellung so ein großer Erfolg wird.

Was interessiert einen Entwicklungsminister an so einer Expo?

Ich bin Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, und damit ist alles gesagt. Wir leben in einer Welt und haben eine gemeinsame Verantwortung. Das Klima retten wir nur durch eine CO2-neutrale Industrie und einen Quantensprung im Verkehr. Die Mega-Citys der Zukunft entstehen in den Entwicklungsländern. Bis 2050 verdoppelt sich die Bevölkerung in Afrika, es entstehen tausende neue Städte. In den nächsten 20 Jahren wird dort so viel gebaut werden, wie in Europa in den letzten hundert Jahren. Diese Städte können nicht aus Beton, Stahl oder Glas sein – sonst erreichen wir die Klimaziele nie. Holzbauweise aus Baden-Württemberg passt da wie die Faust aufs Auge. Denn der Baustoff der Zukunft muss Holz sein, wenn wir klimaneutral bauen wollen. Da zeigt Baden-Württemberg bei der Expo, was wir für eine Kompetenz haben. In den Entwicklungsländern wachsen gigantische Märkte heran, etwa für Handwerk und Verkehrstechnologie. Da sollten wir die Antworten nicht allein den Chinesen überlassen.

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Welches Zeichen setzen Sie mit Ihrem Besuch?

Wir müssen uns in Deutschland neu positionieren. Auf dieser Expo wird Zukunft gezeigt in den Märkten, die um uns herum wachsen. Ein Prozent der Menschheit sind Deutsche, 80 Prozent der Menschheit leben in Entwicklungs- und Schwellenländern. Sie informieren sich auf der Expo über zukünftige Problemlösungen, deshalb ist der deutsche Entwicklungsminister auch hier. Übrigens ist dies die erste Expo, auf der sich auch Entwicklungsländer präsentieren.

Wie wichtig sind Entwicklungsländer für unsere Wirtschaft?

Es ist überlebenswichtig für die deutsche Wirtschaft, einen viel stärkeren Austausch und ein viel stärkeres Engagement zu pflegen. Die Bänder bei Daimler stehen morgen still, wenn der Kongo und andere afrikanische Länder in einen Handelsstreik treten. Wir brauchen Afrikas Ressourcen, um den Maschinenbau in Deutschland am Laufen zu halten. Das haben die Chinesen besser erkannt. Gleichzeitig liegen in Afrika die Märkte der Zukunft. Nirgendwo schreitet die Digitalisierung rascher voran. Darum sage ich deutschen Unternehmen bei jeder Gelegenheit: Auf nach Afrika, dort liegen die Zukunftsmärkte! Um dort Investitionen afrikanischer und deutscher Unternehmen zu fördern, haben wir einen Entwicklungsinvestitionsfonds mit bis zu einer Milliarde Euro gestartet. Den bauen wir jetzt um ein Markteintrittsprogramm für erneuerbare Energien aus. Denn private Investitionen sind unverzichtbar für Jobs und nachhaltiges Wachstum.

Welche Pavillons werden sie besuchen?

Neben unseren europäischen Partnern besuche ich Costa Rica und den Gemeinschaftsstand der Afrikanischen Union. Ich vermisse, dass sich die Europäische Union hier zeigt. Ich besuche auch den UN-Stand, China, die USA, Japan und viele andere.

Sie sind nicht nur wegen der Expo in Dubai. Was macht ein Entwicklungsminister in einem Hightech-Land wie den Emiraten?

Ich möchte die Zukunftslösungen sehen. Deswegen besuche ich Masdar City, eine Ökostadt, die in Abu Dhabi entsteht, mit allem was wir in 20 Jahren auch in Bayern und Baden-Württemberg umsetzen müssen. Der zweite Schwerpunkt ist der Besuch des weltweit größten Solar-Wasserstoffprojektes. Grüner Wasserstoff kann das Öl ersetzen. Die Emirate und auch die Saudis sind hier weit voraus. Wir als Entwicklungsministerium auch. Wir haben bereits vor Jahren eine Wasserstoffkooperation in Nordafrika begonnen. Europa und Deutschland müssen erkennen, wir werden die Mengen an grünem Wasserstoff nicht bei uns produzieren können. Die Voraussetzungen sind in Nordafrika und den Emiraten einfach besser. Die Kilowattstunde Solarstrom kostet weniger als zwei Cent. Wir arbeiten daran, dass in spätestens fünf Jahren die grüne Wasserstoffproduktion in Afrika im industriellen Umfang startet. Das ist ein wirksamer Beitrag für den Klimaschutz, stärkt die deutsche Technologieführerschaft, schafft Arbeitsplätze vor Ort und ist so eine klassische Win-win-Situation. Mein Besuch hat aber auch einen humanitären Aspekt. Dubai ist das weltweit größte Umschlaglager der UN für Hilfsgüter. Von hier aus werden der Jemen, Syrien und viele Elendsgebiete der Welt versorgt.